handspinn-forum.de

Huhu,

ab welchem Alter macht es Sinn, dass sich Kinder mit dem Spinnen beschäftigen?
Wann kann man sie auf Asthakenspindel, Handspindel oder Spinnrad loslassen?

Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht und was könnt Ihr empfehlen?

lg spinntantchen

Habe vor kurzem meinen sehr "aktiven" 6jährigen Neffen ans Spinnrad gesetzt.
Er hat zunächst immer versucht so schnell wie möglich zu treten, mußte dann aber feststellen, daß das mit der Wolle nicht so richtig klappt und er schon Hände und Füße koordinieren mußte.
Er fand es toll, aber natürlich haperte es dann nach einer Weile schon mit der Ausdauer.

Das mit dem 3jährigen finde ich sehr beeindruckend - aber offensichtlich exzeptionell.

In früheren Jahrhunderten wurden Kinder ab 5 Jahren in Spinnschulen ausgebildet, das ging also. Nach meiner Erfahrung geht's heute nicht mehr so gut, weil die Erwachsenen (Frauen) und damit die Spinnräder inzwischen viel größer geworden sind! Alte Spinnräder sind manchmal so klein gebaut, daß man sich richtig zusammenfalten muß. Da konnten also auch kleinere Kinder sowohl gut an den Tritt kommen als auch ans Einzugsloch. Heute braucht man ein Kinderstühlchen, sonst kommen die Beine nicht an das Trittbrett, andererseits sind die Hände dann meist weit unter dem Einzugsloch. Jungs muß man ständig daran erinnern, daß die Aufgabe nicht lautet: "wer tritt am schnellsten?"

Wir hatten eine große Kindergruppe bei uns in der Spinnrunde. Ich würde sagen, so ab 8 Jahren ist bei echtem Interesse das Spinnen mit Spinnrad problemlos möglich.

Sigrid

So ähnlich war es auch bei meinen Jungs. Angefangen hat es mit Treten, dann haben sie auf meinem Schoß gesessen und gesponnen, während ich getreten habe, und mit ca. 8 Jahren konnten sie es dann alleine. Jetzt spinnen sie aber nur noch sehr selten, ist ihnen peinlich, dieses "Frauenhobby". Allerdings als meine Nichte es vor kurzem lernen wollte legten sie Wert darauf, zu zeigen, dass sie das auch können.
Wenn ich auf Märkten spinne wollen oft Kinder probieren und da bin ich manchmal erstaunt, wie geschickt und auch geduldig manche 6-7jährigen sind und wie ungeschickt sich wiederum manche 12jährigen anstellen. Ist halt recht verschieden.

Lilith

Meine Nichte saß auch schon mit 2 Jahren an dem alten Spinnrädchen meiner Mutter und hat getreten. Das Rad stand auf dem Dachboden ... und sie war mit hochgekommen, weil ich ein paar Bücher suchte.
Das Rad ist eine recht kleine Ziege und sie saß auf einem kleinen Höckerchen davor und das treten ging sehr gut (obwohl es nur ein einfach wirkender Einzeltritt (keine Wiegetritt) und das Rad völlig ungeölt war), nachdem ich ihr gezeigt hatte, dass sie es am Anfang anschubsen muss, wenn es steht.

Welche Erfahrungen habt Ihr denn mit Handspindeln gemacht?
Da ich keine Möglichkeit habe, meine Schwester mit eine Spinnrad zu besuchen und da eher eine Handspindel dabei habe, interessiert mich das besonders.

Meine Nichte ist jetzt 4 Jahre und eigentlich sehr geschickt. Im Sommer beim Segeln wollte sie auch Nähen, als meine Schwester ein Strickstück zusammennähte. Sie haben ihr dann auf Pappe Ausnähbilder gemalt (einfache mit Kuli gezeichnete Bilder, die sie in regelmäßigen Abständen auf den Linien mit Löchern versehen haben). Sie hat das wunderschön mit einer normalen stumpfen Stopfnadel und Strickwolle ausgenäht (allerdings war der Faden an der Nadel festgeknotet, damit die Nadel nicht irgendwo zwischen den Bodenbrettern "im Bauch des Schiffes" verschwindet). Ansonsten experimentiert sie gerne mit den Häkelnadeln ihrer Mutter. Deshalb bin ich gerade auf der Suche nach dicken Holzhäkelnadeln. Ich möchte Ihr dann mit Brennpeter ihren Namen reinbrennen (den kann sie schon lesen) und ihr zusammen mit entsprechend dicker Wolle mit Farbverlauf schenken. Außerdem will ich ihr noch ein Lucet basteln.


uhhh ... da habe ich eine gruselige Erinnerung an eine Begebenheit vom ersten Nordspinnertreffen. Da hatte ich damals ein Louet S10 dabei und eine Mutter wollte unbedingt, dass ihr Kind (Grundschulalter 1.-2. Klasse schätze ich) ausprobiert zu spinnen. Nachdem sie eine Weile getreten hat, habe ich mich seitlich daneben gesetzt und habe es ihr erst einmal langsam vorgeführt und habe sie dann die Fasern und den Faden übernehmen und weiterspinnen lassen, während ich ganz langsam weitergetreten habe. Das Mädchen war total interessiert bei der Sache und stellte sich wirklich gut dabei an ... aber dann wurde die Mutter ungeduldig und regelrecht böse und hat mich beschimpft, ich solle das Kind doch endlich alleine spinnen lassen. Das klappte dann natürlich gar nicht, besonders mit "jetzt mach schon"- und "stellt dich nicht so an"-Kommentaren der Mutter begleitet. Als ich dann etwas unwirsch der Mutter vorschlug, sie könne sich ja auch mal davor setzten und schauen, ob sie's besser kann, hat sie das Kind regelrecht vom Stuhl gerissen und ist wegstampft.

Hallo
Also ich hab in einer Grundschule vorgesponnen. 1-3 Klasse.
Es war echt erstaunlich, wie still und fast andächtig die Kinder zugesehen haben. Nach einigen Runden kam dann, dürfen wir auch probieren? Einige haben auf Anhieb treten können, ein kleiner Junge nahm sich den Kammzug und hat versucht auszuziehen.
Werde diese Aktion wohl öfter wiederholen, die Lehrer sind sehr angetan. Mir hat es super spassgemacht, als Abschluss durfte sich jedes Kind ein Stück gesponnener Wolle mitnehmen.
Grüßlis Maria

Zum Alter wuerde ich auch sagen, sobald die Faehigkeit da ist, den Schaft anzudrehen, kann es losgehen mit einer Handspindel.

Zu dicker Haekelnadel aus Holz, hast Du schon mal ueberlegt, sowas selbst zu machen? Buchenstab in der richtigen Dicke aus dem Baumarkt, Puksaege, und Feile, verschieden gekoerntes Schmirgelpapier, und eine fertige Haekelnade, um den Winkel des Hakens abzuschauen sollten reichen, und da das ganze dann selbstgemacht ist, schatzt sie das bestimmt besonders.

Liebe Gruesse, nana.

Also wir waren mit unserer Gruppe schon in Schulen, Kinderbetreuung am Textilmarkt und auch im Tierpark.
Ich hab die Feststellung gemacht, dass viele Kinder mit der Spindel sehr gut klarkommen, insbesondere wenn sie ich sag mal grob unter 5 - 6 Jahren sind.
Denn dann fällt einfach die motorische Kombination von Händen und Beinen weg.
Der Lernprozess diese beiden Sachen zu kombinieren hat ganz stark mit der Hirnreifung zu tun.
Ist ähnlich wie beim Schwimmen lernen.
Funktioniert auch erst so ab 4 - 5 Jahren, Ausnahmen mal abgesehen.

Die meisten konnten mit meinem Doppeltritt Lendrum sofort treten, auch ohne Rücklauf. Auch die Faserführung war für die meisten machbar. Beides zusammen war aber teils schwierig.
Was ich zu historischen Schriftstücken zu diesem Thema noch sagen möchte, oftmals stimmt das mit dem Alter nicht ganz, damals gabs oft keine genauen Geburtsdaten und auch von Bildern kann man da nur bedingt schliessen. Da muss man gar nicht so weit zurückgehen.
Heutige 5 jährige sind körperlich deutlich größer und weiter entwickelt.
Mein Vater hat viele Bilder aus dem Heimatmuseum .Die abgebildeten Kinder wirken deutlich jünger als sie tatsächlich sind, einfach durch die schlechte Versorgung.

Mit Kindern macht das aber schon Spaß, sofern nicht die Eltern immer dazwischenfunken.
Karin

Ich glaube ich war 6 oder 7 Jahre alt, als meine Oma mir das Spinnen beibringen wollte.. ich weiß aber noch, dass ich nie wollte und irgendwann hat sie es aufgegeben

Eine Lieblingsbeschäftigung meiner 2,5jährigen Tochter ist das Treten meines Spinnrades. Macht sie echt schon ganz passabel: ganz langsam, ohne stehen zu bleiben oder rückwärts zu drehen ...

Aber das Ausziehen der Fasern kriegt sie wahrscheinlich noch nicht hin. Muss ich aber mal ausprobieren. Die Strickgabel ist jedenfalls noch uninteressant für sie. Die schleppt sie nur an und verlangt, dass Mama 'dicke Seile' machen muss. Ansonsten ist ihre Lieblingsbeschäftigung Wollknäule abzuwickeln ... besonders seit ich das letzte Mal dann meinen Knäulwickler ausgepackt habe und sie ihn leiern durfte. Seitdem kann ich keinen Knäul Wolle mehr herumliegen lassen .....