handspinn-forum.de

Hallo,
gestern habe ich in einem Trödelladen ein altes Spinnrad und eine alte (Stand)Haspel entdeckt.
Ich habe mal in einer Tischlerwerkstatt gearbeitet von daher würde ich es mir zutrauen,das gute Stück wieder zu restaurieren,wenn auch nur zu Dekozwecken vermutlich.Soll ja Menschen geben, die sich sowas in die Wohnung stellen...
Meine Frage: Hat jemand von euch schon mal ein altes Spinnrad restauriert? Und könnte mir Tipps geben?
Zu dem Spinnrad selbst: Alle Teile sind vorhanden und lassen sich problemlos drehen.Es hat einen Zweifädigen Antrieb. Der Spinnflügel ist aus Metall mit so kleinen ausgesägten Zähnchen wo der Faden reinkommt.Allerdings hat der Holzwurm genagt und ein Bein ist abgebrochen. Die Holzart konnte ich leider nicht erkennen,da es dunkel gebeizt ist.
Bei der Haspel fehlt hinten nur die Kurbel.Das gute Stück soll 10€ kosten, bei dem Spinnrad könnte ich sicher-angesichts des Zustands- noch handeln.
Beim Klönen mit dem Trödelhändler stellte sich heraus, das er wohl hin und wieder Spinnräder hat und ganz froh war, das mal jemand vorbeikam, der davon einigermaßen Ahnung hat, bzw. die wieder aufarbeiten würde.
Also: ich bin für jeden Tipp oder Ratschlag dankbar.

Lieben Gruß
Esther

Willst Du es Dir als Deko hinstellen ... oder soll es für jemand anderes sein oder ggf. wieder weiterverkauft werden?

Wenn Du Dir das Rad hinstellen möchtest, dann würde ich doch schon ernsthaft versuchen, es wieder spinnfähig zu bekommen.
Wenn Du das Rad nicht behalten möchtest, dann frage ich mich schon, ob sich die Arbeit und der Materialeinsatz überhaupt lohnt. Weil verdienen wirst Du wahrscheinlich nicht daran...


puh, die Frage ist viel zu allgemein gestellt. Was soll man darauf antworten? Da könnte man Romane zu schreiben und würde wahrscheinlich nur wenige Punkte treffen, mit denen Du in Deinem Fall überhaupt etwas anfangen könntest.
Möchtest Du Hilfe bei der Entscheidung, ob Du das Rad/die Haspel überhaupt kaufen sollst?

Ansonsten wäre es evtl. hilfreicher, wenn Du zu speziellen Themen/Fragen eigenen Threads eröffnen würdest, wie z.B.
Was tun bei Holzwurmbefall?
Oberflächenbehandlung/-erneuerung bei gebeizten Rädern
Ausstatten eines alten Rades mit Lederlagern
Erneuerung der Lederauflager des Spinnflügels
usw.

Oder wenn Du Dich entschlossen hast, das Rädchen zu kaufen oder schon zuhause stehen und Lust hast, mehr darüber zu berichten und fragen, dann könntest Du bei den Spinnradvorstellungen in der Rubrik "Antike Spinnräder und Restaurierungsprojekte" dem Rädchen einen eigenen Thread gönnen. Besonders wenn Du die Möglichkeit hast, Bilder von dem Rad und den einzelnen Arbeitsschritten zu machen, würde sich das anbieten.


Ich habe ein olles Rädchen auf dem Dachboden stehen, welches ich restaurieren wollte. Habe dann aber das Handtuch geschmissen, weil es mir hier in der kleinen Mietbude einfach an Platz und tw. auch an Werkzeug fehlt.
Jetzt repariere ich nur noch modernere Rädchen. Das ist einfach lohnender. Die kann man guten Gewissens auch wieder an andere Spinner weitergeben und meist ist es auch weniger aufwändig.


Dieser Schnack von wegen "alles lässt sich drehen" erinnert mich an dubiose I-Bäh-Beschreibungen
Das sagt nicht allzuviel aus.
Hattest/hast Du die Möglichkeit etwas Bindfaden (Baumwollkettgarn, dünne Naturfaser-Worschtkordel (dünne Paketschnur) o.ä. dort mit in den Laden zu nehmen und das Rad probezuspinnen?


oh, das ist ja schon mal ein kleiner "Leckerbissen"


mhhh ... da stellt sich jetzt die Frage, wieviel Schaden der Holzwurm angerichtet hat. Leider ist das von außen kaum zu sehen. Es Bauteil, das von außen völlig heile aussieht und nur 1-2 Löcher aufweist, kann von innen her so zerfressen sein, dass es nicht mehr stabil ist und bei Belastung auseinander bricht.
Dann kommt es darauf an, ob Du die fachliche und ausrüstungsmäßige Möglichkeit hast, das Teil nachzubauen.
Ist z.B. es ein gedrechseltes Rad? Kannst Du drechseln? ... hast Du Zugriff auf eine Drechselbank?

Du solltest Dir das Rad genau unter die Lupe nehmen und besonders auf die Teile schauen, die Du nicht nachbauen kannst (weil Dir die Fähigkeiten oder das Werkzeug fehlen oder auch der Aufwand nicht vertretbar wäre). Sind die wirklich noch in Ordnung?

Als erstes solltest Du Dir die Verstellmimik für die Fadenspannung anschauen. Bei alten Spinnräder ist das ja meist über ein Holzgewinde geregelt. Ist das noch gängig, unbeschädigt und holzwurfrei?
Wenn Du das nicht bejahen kannst, würde ich die Finger von dem Rad lassen. Ein genau passendes Gewinde nachzubauen ist kaum bis extrem schwierig zu machen. (Da wäre es einfacher, ein Spinnrad neu zu bauen, glaube ich).

Dann würde ich mir den Wirtel anschauen. Ist dieser noch okay? Passt er im Durchmesser zur Spulscheibe (Spulschreibe (in der Rille) deutlich kleiner als Wirtel (in der Rille) ... einige Trödler bauen gerne aus zwei defekten Rädchen ein neues zusammen ...).
Wie ist der Wirtel auf der Spinnflügelachse befestigt?
Steckverbindung? Linksgewinde? Ist diese Verbindung noch gängig?

Dann würde ich mir als nächstes das Schwungrad genauer anschauen:
Eiert es? Stelle dich dazu hinter das Rad, so dass Du direkt auf die Rille Schwungrades schaust und lasse jemand anderen treten.
Eiert es nicht, ist gut.
Wenn es eiert, solltest Du schauen, woran es liegt?
Hat sich das Holz und damit das Schwungrad verzogen -> dann Finger weg von dem Rad
... oder eiert das Schwungrad vielleicht gar nicht richtig, sondern steht nur schief zwischen den Pfosten, weil die Achse des Schwungrades schief in den Lagern liegt, weil sich das hintere Lager (die Seite wo die Antriebsstange angreift) sich durch den Zug des Trittes schneller abgenützt hat als das vordere. Das lässt sich einfach beheben, indem man das hintere Lager mehr auffüttert als das vordere ... kein Problem.
Vielleicht ist das Rad nur aus dem Leim gegangen und eiert deswegen? Das lässt sich meist mit geringem Aufwand wieder zusammenleimen (unter Verwendung einer spanischen Winden (Drehknüppel) oder Spanngurt).
Dabei solltest Du auch schauen, ob die Speichen noch fest sitzen oder sich drehen oder gar hoch- und runterschieben lassen...
Ist das Schwungrad gerissen (mitten im Holz, keine aufgegangenen Leimverbindungen) würde ich auch die Finger davon lassen. Meist haben sich die Stücke dann so verzogen, dass man oft auch nicht wieder vernünftig zusammenleimen kann.


Das ist ja nicht viel. Wenn Du das Geld übrig hast und die Haspel nicht so vom Holzwurm zernagt aussieht, dass sie beim Einsatz sofort auseinanderfällt, würde ich schon eher zuschlagen ...

Beim Spinnrad würde ich es auch mit davon abhängig machen, wieviel Geld er haben will und ob Du das Geld auch wirklich übrig hast... und ob es vielleicht auch ansonsten eine außergewöhnliche Bauart ist.
Du hast gar nicht geschrieben, was für eine Bauart das Rad überhaupt ist (Bock, Ziege, Schweizer etc.)?

Kann mich nur anschließen: warum als Deko? Ich spinne am liebsten mit alten Spinnrädern und habe auch schon viele restauriert, allerdings natürlich mit Hilfe eines Drechslers. Tischlerei wird Dir da nicht weiterhelfen, das Bein muß ein Drechsler nach dem Muster der 2 anderen nachmachen.

Wenn Holzwurm drin ist, wird er die Spannschraube zerfressen habe (weil meist aus Birke). Auch Drechslerarbeit.

Ansonsten, wie oben bereits gesagt, mehr Detailfragen, sonst unbeantwortbar. Am besten mit Foto.

Sigrid

Hallo ihr Lieben,
Danke nochmals für die vielen,guten und hilfreichen Tipps. Gestern war ich nochmal im Trödelladen und habe die Haspel mitgenommen (Sobald ich weiß,wie man Bilder vom Handy hier reinbasteln kann,gibt´s welche).
Das Spinnrad (war übrigens ein Bockrad) habe ich nicht mitgenommen, weil es einfach zu morsch war.
Jetzt wünsche ich euch allen erstmal ein schönes Wochenende !!!
Lieben Gruß
Esther