Huhu,
Zitat:
Nicht zu stramm haspeln, dann einsprühen, dann fertig? Nach dem Trocknen, oder muss der Zwirn länger darauf bleiben?
das ist ein bei Spinnern teilweise umstrittenes Thema. Irgendwo gibt es da schon mal einen langen "Streit"-Fred. Ich muss mal suchen
*gruschel, gruschel* Schau mal hier.
Dieses auf der Haspel einsprühen und trocknen lassen ist eine Art, die sich irgendwie über das Flinkhandforum im ganzen deutschsprachigen Netz breitgemacht hat.
Ich selbst praktiziere das nicht und finde es auch nicht wirklich gut. Es gibt zwar spezielle breite Haspeln, auf denen man das nasse Garn (mehr oder minder stramm) Fädchen neben Fädchen zum Trocknen aufwickeln kann (nennt sich im engl. "blocker"). Aber den Strang auf einer normalen Haspel von außen einzusprühen, finde ich Käse. Man erreicht ja nur die äußersten "Fadenschichten". Die inneren Fäden bleiben trocken ... der Effekt wäre somit sehr ungleichmäßig.
Selbst wenn Du das so viel einsprühst, dass auch der Kern des Stranges feucht wird ... dann trocknet das auf diese Weise nur sehr schlecht, was wieder Probleme hervorbringen kann.
Ich nehme den Strang nach dem Haspeln ab und wasche ihn wahlweise in warmem Wasser oder alternativ (wenn die Fasern schon gut gereinigt waren) lege ich ihn eine Weile in ein warmes Wasserbad. Anschließend drücke ich sie entweder (z.B. auch zwischen einem Handtuch) gut aus oder lasse sie eine Runde in der Schleuder fahren (wenn diese gerade bereitsteht). Dann schüttele ich sie aus und schlage sie dabei ggf. sogar gegen die Badwand (in der Duschkabine). Das lockert das Garn weiter auf und die einzelnen Garne, die durch die Feuchtigkeit aneinanderkleben, trennen sich auch wieder.
Das warme Wasser bewirkt, dass sich die beim Spinnvorgang in eine neue Lage gespressten Fasern wieder entspannen. Bei einige Garnen (tw. abhängig von der Fasersorte, -kräuselung, Spinnmethode) wirst Du so erleben, dass sie richtig aufplustern (und tw. dabei nicht nur die Dicke sondern ggf. auch die Länge etwas ändern). (Beim Einsprühen auf der Haspel wirst Du ja i.R. nur kaltes Wasser anwenden bzw. durch die feine Verstäubung wird nur kühles Wasser ankommen, selbst wenn Du warmes nimmst - deshalb ist meiner Meinung nach auch deswegen der Effekt nicht wirklich so gut).
Auch trockne ich normale Garne (z.B. zum Stricken) NIE unter Zug. Warum auch?
In den meisten Fällen hat die Elastizitäts eines Garnes ja nur positive Auswirkungen (z.B. beim Stricken ist es absolut erwünscht). Durch das Trocknen unter Zug verlierst Du (vorrübergehend) diese Elastizität und erhälst ein viel "lebloseres Garn". Zwar kann diese Elastizität wiederkommen, wenn Du sie erneut wäschst (mit Feuchtigkeit und Wärme in Kontakt bringst). Das könnte z.B. bewirken, dass ein Strickstück beim ersten Waschen sich zusammenzieht...
Solltest Du sogar zu viel Zug beim Trocknen auf das Garn ausüben (z.B. wenn Du ein größeres Gewicht an einen Strang hängst), kannst Du sogar das Garn nachhaltig schädigen. Längst Du es nämlich so über die Elastizitätsgrenze aus und diese Verformung ist dann dauerhaft, verbunden mit einer Schädigung der Fasern z.B. verringerten Festigkeit, verstärkter Neigung zum Flusen, Knötchenbildung (durch die gebrochenen Fasern).
... aber Du siehst, es gibt sehr sehr viele verschiedene Meinungen und Methoden rund um das Spinnen ... und viele schwören darauf, dass nur ihre eigene die einzig wahre ist.
Ich kann Dir nur raten, verschiedene Methoden auszuprobieren und selbst zu schauen, was Dir am besten gefällt.
Wahrscheinlich gibt es noch nicht mal die "richtige" Methode, sondern viel verschiedene für viele verschiedene Anwendungen.