im alten Forum geschrieben am 02.11.2005 - 11:22
Euredike schrieb
namlich mit heißem Wasser übergießen |
Dabei würde ich zu Vorsicht raten. Fließendes Wasser ist für die Wolle genauso Bewegung, als wenn ich die Wolle selbst im Wasser bewege ... d.h.
sehr hohe Filzgefahr!!!!Wolle sollte nie übergossen werden und erst recht nicht mit heißem Wasser. Bei auch nur ein bißchen empfindlichen Wolle führt das zu Filz.
Also immer die Wolle in ein fertig eingelassenen (vollen) Behälter legen. Soll das Wasser gewechselt werden, Wolle vor dem Einlaufen lassen entfernen und dann wieder in's neue Bad hineinlegen.
Das Waschen der fertig gesponnenen Wolle soll ja dazu dienen, dass sich die per Spinnrad oder Handspindel in eine neue Form gepressten Fasern wieder entspannen. Dazu braucht es auf jeden Fall warmes Wasser. Ob dazu auch Waschmittel nötig ist, da gehen die Meinungen auseinander.
Ich selbst finde keinen Unterschied ob mit oder ohne Waschmittel und da ich grundsätzlich faul veranlagt bin und mir so die weiteren Spülgänge spare, lege ich Stränge aus sauberer Wolle nur in klares warmes (nach Gefühl, vielleicht ~40-50° C?) Wasser und lasse sie dort etwas einweichen, so dass sich das Garn auch richtig vollsaugen kann.
Nur noch nicht richtig saubere Wolle oder solche, die "ab Schaf" versponnen wurde, wasche ich richtig mit Waschmittel und anschließenden Spülgängen.
Warum sollte man das gesponnene Garn vor der Weiterverarbeitung waschen?- um die Drehung zu fixieren
(nur ein gewisses Mass an überschüssiger (aktiver) Drehung kann fixiert d.h. inaktiviert werden, so dass es die Tendenz sich mit sich selbst zu verdrehen verliert. Ist zu viel aktive Drehung im Garn, wird nur ein Teil davon "gemildert" und es bleibt aktive Drehung/die Neigung mit sich selbst zu verdrehen im Garn zurück)
- um eingeschlafene Drehung wieder zu erwecken
(Wenn Garn länger unter Spannung (z.B. auf der Spule oder in einem festen Knäul aufgewickelt) verbleibt, gewöhnen sich die Fasern an diese Form und die Drehung wird vorrübergehend fixiert/inaktiviert - beim Kontakt mit warmem Wasser kommt sie aber wieder zurück)
- damit sich die Fasern entspannen und das Garn aufplustern kann
(Gerade bei feinen Fasern mit starker Kräuselung ist dieser Effekt sehr stark. Wäscht man solches Garn nach dem Spinnen nicht, ist die Gefahr sehr groß bei der Verarbeitung z.B. beim Stricken zu kleine Nadeln gewählt werden. Das Aufplustern kommt daher, dass die Kräuselung der Wolle beim Kardieren, Kämmen und Verspinnen lang gezogen wurde. Durch die Wärme und Feuchtigkeit entspannen sich die einzelnen Fasern und die Kräuselung kommt - so weit wie möglich - wieder. Das Garn gewinnt an Volumen, schrumpft aber auch etwas in der Länge und gewinnt Elastizität.
Wenn Du den nassen Strang aus dem Bad nimmst, nicht auswringen, nur vorsichtig ausdrücken.
Du kannst ihn jetzt ausschleudern (sofern Du die Möglichkeit hast) ... entweder mit der Wäscheschleuder oder "Hubschrauber-mäßig" im Freien (und weit weg von sauber geputzten Fenstern:cool: ) mit der Hand.
Wenn Du möchtest, kannst Du dann den nassen Strang gegen eine (saubere) Hauswand oder im Bad in der Dusche an die Kacheln/Duschabdeckung ausschlagen. Das soll das Garn noch weiter auflockern/aufplustern und evtl. fällt ja noch das eine oder andere vergessene kratzige Pflanzenteil dabei aus der Wolle.
Beschweren der Wolle beim Trocknen, ja oder nein?Ich bin eigentlich kein Fan davon und würde es nur im äußersten Notfall tun (wenn sich nicht von alleine alle Kinken nach dem Waschen aushängen).
Dabei muss man sehr vorsichtig sein. Nasse Wolle verträgt nur mit ganz leichten Gewichten beschwert zu werden (nicht mehr als das Trockengewicht des Garnes, habe aber auch schon die Empfehlung gehört, nicht mehr als das halbe Trockengewicht ...).
Nasse Wollfasern sind sehr leicht und stark dehnbar. Merke aber, dass die Fasern beim nächsten Kontakt mit Wasser wieder auf die ursprüngliche Länge zurückgehen werden und auch so "herausgedehnte" überschüssig aktive Drehung wieder zurückkommen wird (das damit gearbeitete Stück kann sich so verziehen/verändern).
Nasse Wollfasern lassen sich aber auch sehr schnell überdehnen, d.h. die Faser wird geschädigt, reißt evtl. sogar gleich oder später und die Überdehnung ist nicht mehr rückgängig zu machen. Also Vorsicht dabei!
Grundsätzlich verliert das Garn durch das beschwerte Trocknen seine Elastizität ganz oder teilweise. Aber gerade beim Stricken sind elastische Garne erwünscht!!!
Einen guten Tipp habe ich mal von einer Spinnerin aus Irland bekommen:
Sie hängt einfach ein trockenes kleines Gästetuch unten in die Beuge des nassen Stranges. Dieses saugt sich dann langsam mit dem überschüssigen Wasser voll und wird so auch genügend schwer und es hilft auch dabei, dass nicht der ganzen Boden mit ablaufendem Wasser naßtropft.
Beim Trocknen des Stranges diesen öfters mal "Wenden" d.h. die untere nasse Seite nach oben drehen. So trocknet der Strang schneller und gleichmäßiger.
Hinweis zum Abbinden des Stranges vor dem Waschen:Den Strang an mehreren Stellen wirklich lose abbinden. Der Abbindefaden darf die Fasern weder im trockenen noch im nassen (gequollenen Zustand) zusammendrücken. Das ergibt sonst "Dellen" im trockenen Garn und das Garn kann an diesen Stelllen gar nicht richtig trocknen.
Zum Abbinden kein Garn nehmen, das evtl. abfärben könnte. Wenn man z.B. Baumwolle o.ä. zum Abbinden nimmt beachten, dass diese ja im Nassen noch eingeht d.h. noch loser damit zuammenbinden.
Auf Dorotheas Seite "Lust auf Farben" findest Du auch eine weitere
Waschanleitung bei lustauffarben.de.