Zitat:
Dank auch für die Logik mit dem Aufwickeln und der Spulenkerndicke. So in der Art hatte ich das vermutet, wobei ich die Auswirkungen auf die Drehung noch nicht ganz durchaschaue.
Beim spulengebremsten und zweifädigen Rad gilt jedenfalls:
Auswirkung auf den Drall: Keine -- solange Auszugslänge und -menge pro Tritt und Übersetzung gleich bleiben. Durch den größeren Durchmesser bei vollerer Spule steigt ja nur die maximal mögliche Einzugsgeschwindigkeit, nicht die tatsächliche, die du mit den Händen bestimmst.
Auswirkung auf die Garndichte: je kräftiger das Rad am Garn zieht, desto dichter wird es und desto mehr Garn passt auf die Spule. Das Garn wird beim Ziehen auch etwas länger, ohne dass neue Umdrehungen dazukommen. Der Drall wird also rein rechnerisch(!) weniger, je strammer das Rad einzieht und wickelt. Der Effekt dürfte sich aber beim Umspulen, Zwirnen, Baden und Weiterverarbeiten wieder ausgleichen.
Zitat:
Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass es auf dem flügelgebremsten Rad genau andersherum ist: Da nimmt der Drall mit Spulenkerndicke eher zu, was wohl daran liegt, dass andersherum aufgewickelt wird.
Den Mechanismus verstehe ich übrigens, kann ihn aber nicht erklären.
Es liegt m.E. nicht an der umgekehrten Wickelrichtung, sonst müsste es ja beim zweifädigen dasselbe Phänomen geben. Schau her:
Annahme: Spulenkerndurchmesser knapp 16mm, Durchmesser der vollen Spule gut 6cm. Umfang also bei leerer Spule 5 cm, bei voller das vierfache: 20cm. Für jeden cm Garn, der aufzuwickeln ist, muss der Flügel bei leerer Spule also eine fünftel (0,2) Umdrehung, bei voller eine zwanzigstel Umdrehung (0,05) weniger machen als die Spule.
Weitere Annahme: Der Spinner arbeitet im kurzen Auszug und zieht 2cm pro Tritt aus. Bei einer Übersetzung von, sagen wir, 6:1 kommen wir auf 6 Spulenumdrehungen pro 2 cm Garn, also 3 Spulenumdrehungen pro cm. Der Flügel dreht sich aber unterm Strich nicht so schnell wie die Spule. Es entsteht also kein Drall von 3 U/cm, sondern:
Drall bei leerer Spule 3 U/cm - 0,2 U/cm = 2,8 U/cm
Drall bei voller Spule 3 U/cm -0,05 U/cm = 2,95 U/cm
Fazit: Hmmm. Kopfkratz. Nochmal nachrechnen ... scheint zu stimmen, oder?
Diese Unterschiede sind nun aber so gering, dass sie kaum ins Gewicht fallen oder sichtbar sein dürften. Gut, je weniger Drall beabsichtigt ist, desto stärker wird der Unterschied, aber es sind trotzdem nur wenige Prozente. Ich weiß nicht, wie präzise ihr alle so spinnt, bei mir wäre das satt und locker innerhalb der Toleranzgrenzen, zu denen ich in der Lage bin. Einen Wollwickler rechts- oder linksrum zu drehen und das Garn hinterher von innen oder außen abzuziehen ergibt größere Unterschiede. Das hält auch niemanden davon ab, aus dem Knäuel zu zwirnen.
Ich glaube eher, dass gegen Ende die bei voller werdender Spule sich normalisierende
Einzugskraft des Flügelbremsers nicht mehr so sehr beim Ausziehen "hilft" wie zu Anfang. Es liegt ja auch einiges an Zeit dazwischen, und die Veränderung verläuft schleichend. Ich erwische mich laufend bei solchen Verschiebungen, wo das Garn dicker oder dünner wird als ich ursprünglich geplant hatte, wo ich auf einmal schneller trete oder länger oder kürzer ausziehe. Ich bin halt keine Maschine, nicht wahr? Ich sollte trotzdem an der Gleichmäßigkeit arbeiten und mein Garn zwischendurch häufiger kontrollieren ... (einer von diesen guten Vorsätzen
) ...
Beste Grüße -- Thomas