im alten Forum geschrieben am 28.04.2006 - 12:55
Ich hatte mal Spindelkritiken angeregt und dachte mir, ich fange mal mit meinen Erfahrungen an. Obermoderator kann den Beitrag ja dann woanders hin kopieren, oder zerstückeln, oder was auch immer. Zu den Spindeln:
Selbstgebaut:
Meine erste: Holzscheibe ausgesägt (mit Stichsäge, also nicht wirklich rund), Loch reingebohrt, Holsstab durchgeschoben, oben Haken rein. Wirtel ist unten. Gewicht kann ich nicht mehr feststellen, weil ich die Spindel einer Bekannten geschenkt habe. Spann ganz ordentlich - meiner Meinung nach angenehmer als die CD-Spindeln (habe ich ein paar versucht, bin aber nicht damit warm geworden).
Die zweite: Eine Kreuzspindel, wie auf Spinntantchen's Seite beschrieben. Gewicht ca. 15 g, Wirtel unten (Querhölzer 15 cm lang), mit Kerbe oben, Schaft 26 cm lang und 6 mm Durchmesser. Damit habe ich mindestens einen Schal ersponnen. Die Spindel dreht ordentlich, wenn auch langsamer als die Hochwirtelspindeln, die danach kamen. Grösster Vorteil: schnell gemacht und spottbillig. Ausserdem zerlegbar, und kaputtgehen kann auch nichts.
Die dritte: Hochwirtelspindel mit ewig langem Schaft und Metallring als Wirtel. Bauanleitung ist bei den Spindel-Selbstbau-Themen. Ringdurchmesser 5,5 cm, Schaftlänge 33 cm, Schaftdurchmesser 6 mm, Gewicht 28 g. Die Spindel dreht sehr schnell, wenn nicht ewig lange, und ist ziemlich robust (zigmal runtergeflogen, auch vom Barhocker auf den Fliesenboden, ohne das was dran wäre). Ich habe vorgestern in einem anderen Baumarkt noch grössere und kleinere Anbinderinge gefunden und werde weiterbasteln...
Gekauft:
Holzradspindel von der „Fliegenden Spindel". 6 Euro, Gewicht 51 g. Eine Tiefwirtelspindel, und um sie umzudrehen finde ich den Schaft zu dünn. Sie dreht schnell und lang, aber da ich inzwischen auf Hochwirtelspindeln eingeschworen bin, wartet die Spindel auf einen Anfänger (zum Lernen finde ich Tiefwirtelspindeln besser, da sie gewohnter aussehen und ich die Drehung für den Anfang besser kontrollierbar finde) der sie zu schätzen weiss.
Sleeping Beauty von Simple Market Farms (
http://www.simplemarketfarms.com). Gab's über E-Bay Irland (
http://www.ebay.ie - Pure Inspiration spinning shop). Ich hab' sie gleich zusammen mit Briar Rose gekauft, das ist die kleine Ausführung, da sie zusammen „nur" 30 £ kosten, einzeln wird's teurer. Die Spindeln sind schön und drehen ordentlich, aber nicht _so_ gut, wie ich dem Design nach (Speichenrad) erwartet hätte. Kann's daran liegen, dass der Schaft von Sleeping Beauty relativ dick (10 mm) ist, und wohl aus dem gleichen Holz wie der Wirtel? Der Kupferhaken ist ziemlich empfindlich und verbiegt sich, wenn die Spindel mal runterfällt. Angenehm finde ich den lackierten Schaft - das erleichtert es, den Fadenkegel im ganzen abzunehmen, vor allem bei der Briar Rose (die mir sympathischer ist als die Sleeping Beauty). Sleeping Beauty wiegt 30 g, Briar Rose 11 g.
Bosworth Spindeln (
http://www.journeywheel.com), ich habe zwei Midis (1,4 ounces = 35 g) und eine Featherweight (13 g) (ich habe Sheila Bosworth getroffen, sie hatte 4 Spindeln dabei und natürlich konnte ich mich nicht entscheiden!). Die Spindeln sind einfach nur traumhaft: Man dreht sie an, und dann kann man sie (beinahe) vergessen, bis sie auf dem Boden ankommen (was an der Konstruktion liegen dürfte: Der Rand des Wirtels ist wesentlich breiter als die Mitte - sie sehen fast aus wie kleine, fast zylindrische Schüsselchen). Dazu wunderschön, und jede ist anders. Ausserdem war ich verblüfft zu erfahren, dass sie nicht lackiert sind, sondern die Wirtel sind eingeölt und poliert. Der Schaft ist aus hellem (und ich vermut, leichterem) Holz und unpoliert (auf Wunsch und gegen Aufpreis gibt es auch Schäfte aus Edelhölzern). Den relativ hohen Preis von 42 $ für die Midis und 33 $ für die Featherweight finde ich durchaus gerechtfertigt.
Und weil frau sich ja sonst nichts gönnt, habe ich auch gleich noch eine Golding-Spindel bestellt (
http://www.dropspindle.info). Es ist die Celtic Ring Spindle mit 3 inches (7,6 cm) Durchmesser und 1,9 ounces (54 g) Gewicht, Preis 67 $ plus knapp 30 $ für die Lieferung nach Frankreich, kam in 5 Tagen an. Diese Spindel dreht ewig (als Sitzgelegenheit empfiehlt sich ein Barhocker), und ist wunder-wunder-schön. Dazu kann man sie angeblich auch in eine Tiefwirtelspindel umbauen (Gebrauchsanweisung liegt bei, aber da ich im Moment keine Verwendung für eine Tiefwirtel habe, habe ich es nicht ausprobiert). Der Schaft ist unten geriffelt, was einen guten Griff zum Drehen bietet. Der Metallring bringt das Gewicht nach aussen, was wohl der Grund für das lange Drehen ist.
Zwischen Bosworth und Golding zu entscheiden, finde ich fast unmöglich - ich denke, bei gleichem Gewicht dürfte man ziemlich gleiche Spinnleistungen erwarten (hat's jemand ausprobiert? Meine sind unterschiedlich, also kann ich nicht direkt vergleichen). Der Rest ist Geschmackssache, die Preise sind in etwa vergleichbar, und der Service bei beiden Lieferanten exzellent.
Ob man überhaupt ein „Vermögen" für eine Spindel ausgeben muss? Natürlich nicht, man kann auch mit einem Eigenbau hervorragendes Garn produzieren, aber wenn man sich mal was Besonderes leisten will... Nach meinen bisherigen Erfahrungen neige ich allerdings zu entweder/oder: Entweder selber bauen, wenn einem das Spass macht, und mit vernachlässigbarem Geldeinsatz zu einer zumindest brauchbaren Spindel kommen. Oder richtig Geld ausgeben und eine wirklich tolle Spindel kaufen, an der dann nichts auszusetzen ist. Einen Mittelweg habe ich bis jetzt noch nicht gefunden. (Hilfe! Wo sind die „Anonymen Spinner"? Ich brauche dringend Unterstützung: HEUTE kaufe ich KEINE Spindel! Da wären noch die Greensleeves, und Ann Grout's Keramik-Wirtel-Spindeln, und die Kosovoko sollen auch sehr gut sein, und ...)