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 Betreff des Beitrags: Faserhaltung<->Fadenansatz
BeitragVerfasst: Di 8. Jul 2008, 17:10 
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Akha-Spindel

Registriert: Di 8. Jul 2008, 13:51
Beiträge: 75

im alten Forum geschrieben am 05.09.2005 - 12:51


Hallo,
ich schaffe es mittlerweile (meistens), ein einigermaßen gleichmäßiges Garn zu spinnen, nur beim Ansetzen einer neuen Handvoll Wolle gab es immer hässliche Knubbel. Ich habe ja den Rat befolgt, nie zu viel Wolle auf einmal in die linke Hand zu nehmen (aber auch erst, nachdem das runterhängende Kardenband ein paarmal mit Faden und Spindel Walzer tanzte).
Eine erfahrene Spinnerin in Eu riet mir dann, nicht zu versuchen, einen Endpuschel mit einem Anfangspuschel zu verspinnen, sondern den alten Faden immer bis zum Ende ganz dünn zu spinnen und dann in den neuen Puschel zu legen. Und tatsächlich: Seither gehts viel besser.
Warum steht das nicht in den Anleitungen, menno?


Zusatzfrage: Jene Expertin riet mir auch, den alten Faden in einen Kammzugpuschel immer senkrecht zur Faserrichtung zu legen und dann die Fasern eben auch sozusagen seitlich aus dem Kammzugband herauszuziehen, weil der Auszug "von vorne" zu schnell dazu führt, dass die Drehung ins Band rein läuft und man dann nix mehr rausziehen kann.
Bei mir klappts mit dieser Methode am besten. Gilt das "sehkrecht zur Faser" auch bei Kardenband? Oder gibt es da wieder mal verschiedene (Glaubens-)Richtungen?

Gruß Lunula


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 Betreff des Beitrags: Re: Faserhaltung<->Fadenansatz
BeitragVerfasst: Di 8. Jul 2008, 17:18 
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Spinning-Jenny
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Registriert: Mo 7. Jul 2008, 01:10
Beiträge: 3098
Wohnort: Flensdorf

im alten Forum geschrieben am 05.09.2005 - 14:52


lunula schrieb
    den alten Faden in einen Kammzugpuschel immer senkrecht zur Faserrichtung zu legen und dann die Fasern eben auch sozusagen seitlich aus dem Kammzugband herauszuziehen



Das ist eine ganz eigene Spinntechnik, die sich auf Englisch "Spinning from the Fold" nennt. Im Deutschen habe ich schon mehrere Begriffe dafür gelesen von "Spinnen über dem Finger" oder "Spinnen aus der Falte". Viele lange und auch sehr glatte Fasern lassen sich so besser/leichter verspinnen.

Aber man muss beachten, dass beide Techniken anschließend ein ganz anderes Garn ergeben mit ganz eigenen Garneigenschaften. Verspinnt man Kammzug in Faserrichtung weg, dann gibt es eher ein kammgarnartiges Garn d.h. alle Fasern liegen genau parallel und es ist so gut wie keine Luft im Garn enthalten. Das isoliert nicht so gut und bei gleichem Garndurchmesser ist das Garn schwerer.

Wenn Du nun so wie von Dir beschrieben über dem Finger spinnst, wird das Garn luftiger, es isoliert besser und wird leichter (verglichen mit dem Garnquerschnitt). Die Fasern liegen zwar immer noch relativ parallel aber nicht mehr so doll wie oben.

Durch das Spinnen über dem Finger übergehst Du sozusagen das Problem der sehr langen Fasern aus dem Kammzug, Du arbeitest ja so mit in der Mitte geknickten Fasern (also durchschnittlich nur noch halb so lang). Kann man machen und ist ein guter Tipp, wenn man anders nicht zurecht kommt. Man muss sich halt nur bewußt sein, dass man eine ganz andere Garnqualität erhält.

Beim Kämmen werden ja die kürzeren Fasern herausgekämmt ... d.h. Kammzug wird i.R. aus eher längere Fasern gemacht. Spinnst Du nicht quer zur Bandrichtung, musst Du ja das Faserdreieck irgendwo zwischen 1/2 und nicht ganz 1 Faserlänge gestalten. Bei sehr langen Fasern ist das schon sehr lang! Das Problem, dass Du immer mehr Fasern erfasst, tritt ja hauptsächlich auf, wenn Dein Faserdreieck kürzer als 1/2 Faserlänge wird (Wenn das Faserdreieck über 1 Faserlänge lang wird, dann reißt der Faden - das nur am Rande).

Genau dieses Problem hatte ich anfangs auch mit Kammzügen ... bis mir eine Spinnerin auf einem Spinntreffen gezeigt hat, dass man immer vor dem Spinnen von vorbereiteter Wolle ein paar Fasern herausziehen und gucken soll, wie lang die sind und dann das Faserdreieck entsprechend danach richten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Faserhaltung<->Fadenansatz
BeitragVerfasst: Di 8. Jul 2008, 17:19 
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Akha-Spindel

Registriert: Di 8. Jul 2008, 13:51
Beiträge: 75

im alten Forum geschrieben am 05.09.2005 - 15:50


Danke für diesen ausführlichen Kommentar! Oje, da hab ich ja jetzt ganz viel zum Rumprobieren...
Liebe Grüße, Lunula


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 Betreff des Beitrags: Re: Faserhaltung<->Fadenansatz
BeitragVerfasst: Di 8. Jul 2008, 17:20 
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Akha-Spindel
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Registriert: Do 10. Jul 2008, 18:24
Beiträge: 93
Wohnort: Herzogenaurach

im alten Forum geschrieben am 17.05.2006 - 19:08


Hallo,

Bei meinen neuerdings ernstgemeinten Spinnexperimenten verfolgt mich einmal die Aussage meiner "Spinnlehrerin," die mich immer darauf hinwies, wenn ich "mit der Faser" spann und mir erklaerte, ich solle gegen die Faser spinnen.

Vor einer Woche habe ich jetzt meinen ersten grossen Kammzug erstanden und dachte, das "gegen die Faser spinnen" (also rechtwinklig zum Kammzug) liesse sich am einfachsten bewerkstelligen, wenn ich den Kammzug in kuerzere Stuecke zoege, diese faltete und dann "von unten nach oben" wegspaenne.
Leider wurde dieses Experiment von eigenartigen Nebenwirkungen begleitet, die ich hier aufgemalt habe:

http://www.doso.de/thea/bilder/spinnen/kammzugsproblem.jpg

Mein gefalteter Kammzug laesst sich naemlich nicht so einfach austricksen. Das Faserdreieck wandert entweder am unteren Ende des Zugs entlang, bis ich am Ende angekommen bin und parallel zur Faser arbeite.
Alternativ zieht sich die unterste Faserschiche so intensiv zusammen, dass ich nur diese verspinnen kann, und zu den oberen Faserschichten verliere ich jeden Kontakt.

Also die Fragen:
Was mache ich falsch?
Was ist der Unterschied zwischen mit und gegen die Faser spinnen?
Und was ist die ideale Verarbeitungsweise fuer einen Kammzug?

Danke,
Thea
Nuernberg, Germany

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 Betreff des Beitrags: Re: Faserhaltung<->Fadenansatz
BeitragVerfasst: Di 8. Jul 2008, 20:51 
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Spinning-Jenny
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Registriert: Mo 7. Jul 2008, 01:10
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im alten Forum geschrieben am 17.05.2006 - 20:14


Hallo Thea,

ich versuche gerade Deine Schilderungen nachzuvollziehen. Ist nicht immer einfach, ohne es direkt vor den Augen zu haben.

Die Bezeichnungen mit/gegen die Faser spinnen höre ich jetzt hier der erste Mal (zumindest in der Bedeutung, wie ich sie in Deinem Beitrag verstehe).

Thea schrieb
    "gegen die Faser spinnen" (also rechtwinklig zum Kammzug ... den Kammzug in kuerzere Stuecke zoege, diese faltete und dann "von unten nach oben" wegspaenne



Was Du hier beschreibst und auch aufgezeichnet hast (wenn ich das richtig verstanden habe), ist eine Auszugstechnik, die sich englisch "Spinning from the Fold" und in deutsch "Spinnen über dem Finger" oder so nennt.

Hier in diesem Thread wurde darüber schon mal was gepostet.

Über diese Technik gibt es sehr gute Infos im Internet. Bin leider gerade auf dem Sprung. Werde aber versuchen, Dir die entsprechenden Links mit ein paar Erläuterungen noch heute Abend in der Abteilung über die unterschiedlichen Spinntechniken posten.

Thea schrieb
    die mich immer darauf hinwies, wenn ich "mit der Faser" spann und mir erklaerte, ich solle gegen die Faser spinnen.



Diese Aussage kann ich jetzt überhaupt nicht nachvollziehen. Warum soll man nur "gegen die Faser" d.h. mit Auszugsrichtung in rechtem Winkel zur Faserrichtung spinnen?
Was nannte diese Spinnlehrerin als Begründung dafür?

Es gibt total viele unterschiedliche Auszugstechniken (eine kleine (wahrscheinlich noch unvollständige) Liste findest Du hier in diesem Thread).
Einige davon spinnen, wie Du es nennst "gegen die Faser" und einige "mit der Faser" ... und keine ist "richtiger" oder "falscher" bzw. "schlechter" oder "besser" als die andere.
Man erreicht damit unterschiedliches z.B. was das Aussehen und die Eigenschaften des Garnes angeht ... oder manche Fasern lassen sich halt mit der einen Technik besser oder nicht so gut verarbeiten. Es kommt immer darauf an, was man verspinnen möchte und was man damit machen will.

Dass man als Spinnanfänger besser gegen die Faser spinnen sollte, ist auch eine Aussage/Praxis, die ich nicht so oft gehört bzw. gesehen habe.
Die meisten Anfänger fangen sogar mit einer kurzen Auszugstechnik an und da spinnt man mit der Faser.
Wobei jeder aber selbst ausprobieren muss, mit welcher Technik er am Anfang besser klarkommt ...

Aber nochmal zu Deiner Technik... wie der deutsche Name schon vermuten lässt, lässt man normaler Weise einen Finger in der Falte des Faserstückes drin. Man kann sich das so vorstellen, dass man das Stück Fasern mit der Falte sozusagen entweder über den Zeigefinger oder Mittelfinger klappt. Dann kann man mit den Finger daneben das Faserbündel ein wenig zusammendrücken und -halten und so ein bißchen steuern, wie viele und welche Fasern erfasst werden.

Mir ist jetzt aufgrund Deiner Schilderung nicht klar, ob Du die Fasern über einen Finger geklappt hälst oder nicht. Wenn nicht, könnte dies bei Deinem Problem abhilfe schaffen.

Wenn Du schreibst, dass Dein Faserdreieck sozusagen die Fühlung zu den Fasern dahinter verliert, könnte es daran liegen, dass Du zu schnell ausziehst und zu wenig Drehung nach hinten wandern kann. Die neuen Fasern werden ja dadurch erfasst, indem die Drehung zu ihnen wandert und sie in's Faserdreieck einklemmt. Kommt hinten keine Drehung mehr an, dann werden dort auch keine Fasern mehr erfasst.

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 Betreff des Beitrags: Re: Faserhaltung<->Fadenansatz
BeitragVerfasst: Di 8. Jul 2008, 20:52 
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Akha-Spindel
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Registriert: Do 10. Jul 2008, 18:24
Beiträge: 93
Wohnort: Herzogenaurach

im alten Forum geschrieben am 17.05.2006 - 21:12


Hallo Spinntantchen,

Ich habe bis jetzt meinen Kammzug einfach einmal gefaltet und ihn dann unter der Hand gehalten (Handruecken nach oben), mit dem gemalten Ergebnis. Der Faden scheint trotzdem recht belastbar zu sein, das Spinnen fuehlt sich nur recht komisch an.

"Spinning from the Fold" habe ich gestern Abend schon einmal gelesen und heute im Zug ausprobiert. Das war leider nicht die ideale Stelle, da ich mich etwas ungeschickt angestellt habe und jetzt erst einmal meinen Wirtel kleben muss.
Ob der Kammzug jetzt aber ueber meinen Zeigefinger oder in meiner Handflaeche liegt, scheint auf mein Einzugsproblem keinen Einfluss zu haben.

Das "gegen die Faser spinnen" sollte uns (wir waren eine recht grosse Gruppe Leute, zu der ich eher zufaellig gestossen bin) wohl dabei helfen, ein Faserdreieck zu finden. Ich habe es als die richtige Art, mit der Spinden zu spinnen hingenommen, obwohl ich mit meinem Spinnrad eigentlich nur in Faserrichtung gesponnen habe, und das mit vorzeigbarem Ergebnis.

Dass ich nicht genug Drall an die Wolle lasse, koennte durchaus mein "Fasertrennproblem" verursachen. Ich schaue mal, ob ich da etwas veraendern kann - der Leim an meinem Wirtel muss noch ein paar Minuten aushaerten :anxious:.

Danke fuer die Hilfe,

Thea
Nuernberg, Germany

ETA: Rechtschreibfehler korrigiert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Faserhaltung<->Fadenansatz
BeitragVerfasst: Di 8. Jul 2008, 20:54 
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Akha-Spindel

Registriert: Di 8. Jul 2008, 13:51
Beiträge: 75

im alten Forum geschrieben am 18.05.2006 - 15:13


Das Thema kenn ich, mir hat auch mal jemand erklärt, dass "man" das bei Kammzug bzw. Kardenband so macht. Ich schließ mich da Spinntantchen an: geht beides, muss man ausprobieren, mit welcher Methode es besser "flutscht".
Ich habe allderdings am Anfang auch große Probleme gehabt, mit einem Kammzug in Faserrichtung zu spinnen, weil man ja aus einem dicken Band nur ein paar dünne Fasern herausziehen Kann (gerade den Anfang fand ich schwierig) und sich dann die parallel laufenden Fasern gerne zu nervigen Knubbeln zusammenballen, bevor man sie an der Spitze erwischen und ausziehen kann...

Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass man beim Spinnen quer zur Faserrichtung ("gegen" würd ich das nicht nennen) ab und zu etwas beherzter nachfassen muss, weil die Fasern nicht so bereitwillig nachrutschen wie wenn man mit der Faserrichtung spinnt...

Gruß
Lunula
(die inzwischen sowieso nicht mehr gerne mit Kammzügen und Kardenbänden spinnt...)


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