Im Museumsdorf Volksdorf in Hamburg zeigte ich zur Schafschur Kindern, wie man nur mit Hilfe eines Schaschlikspießes aus Bambus, Wolle und Schmierseife bzw. Kernseife sich eine Wollfilzbambusschaschlikspießspindel spinnen kann. Die Kinder waren schon dabei, aus Wolle Wollbälle zu filzen, wieso nicht ebenso einen Spinnwirtel? So zeigte ich ihnen, wie man mit einen Schaschlikspieß aus Bambus, welcher nur 1 Cent kostet, und Schafwolle einen Faden spinnen kann. Diesen wickelt man zu einen scheibenförmigen Wirtel auf. Die Kunst, einen scheibenförmigen Wirtel aus einen Wollfaden zu wickeln, war nicht einfach, da man den Faden auf einen engen Bereich aufwickeln mußte. Das führte schnell zum Abrutschen des Fadens. Abhilfe schaffte hier etwas angetrocknete Schmierseife oder etwas aufgeweichte Kernseife. Damit konnte man den Faden regelrecht festkleben. Der Wirtel war dann eher ein Stück Seife als Wollfilz. Gelegentlich mußte der Faden über Kreuz gewickelt werden, was den Wirtel dicker machte, dafür aber umso stabiler, so daß der gewickelte Faden mehr Halt bekam. Bei einen gewickelteln Wirtel braucht man kein Loch zentral zu bohren, denn beim Wickeln wird es eh sehr rotationssymetrisch, so daß man einen unwuchtfreien Wirtel erhält. Je größer der Wirtel wurde, umso schneller konnte man den Faden spinnen, weil der Drall zunahm. Zwischendurch wurde der Wirtel mit Wasser ordentlich gerieben, damit die Seife ihn verfilzt. Die Seife mußte natürlich auch aus der Wolle rausgewaschen werden. Am Schluß hatten wir schöne flache und breite sehr gut drehbare Wollfilzwirtel, die durch die feste Wicklung sehr hart waren. Um einige Wirtel mehr Schwung zu geben, wurde auch mit Mehlkleister anstatt Seife experimentiert. Der Mehlkleister bildet in der Wolle beim Trocknen eine sehr harte Masse und verleiht dem Wirtel mehr Schwungkraft. Andere Wollfilzwirtel wurden zu gleichen Zwecken in flüssiges Bienenwachs getaucht. Als Spindelstab suchten wir nach Fertigstellung der Wirtel besonders schöne gerade Bambusschaschlikspieße, feilten an den beiden Enden schöne Spitzen und glätteten sie mit sehr feinen Schmirgelpapier. Für eilige Kinder, die unbedingt das Spinnen erlernen wollten, verschenkte ich dann einige vorgefertigten Wollfilzbambusschaschlikspießspindeln und natürlich gekämmte Wolle vom Coburger Fuchs Schaf, so daß sie mit den Spinnen gleich loslegten konnten!
Gruß Wolfgang
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