Huhu,
das traditionelle Gerät um Baumwolle zu verspinnen, wäre ein Tahkli.
Das ist eine Stütz- oder Standspindel (engl. supported spindle), die nicht hängend betrieben wird sondern stehend in einer Schüssel oder so was ähnliches.
Baumwolle hat ja im Gegensatz zu Wolle extrem kurze (und feine) Fasern. Damit diese einen stabilen Faden ergeben, muss dieser sehr dünn und mit sehr sehr viel Drehung sein. Eine hängende Spindel wäre da viel zu schwer, so dass der in der Entstehung befindliche Faden sie überhaupt nicht tragen könnte. Deshalb eine Standspindel.
Hier habe ich Dir mal ein paar Threads zum Weiterlesen aufgeführt:
Der Tahkli-Thread (achtung, ich muss gleich nochmal die Suchmaschine anschmeißen und die Links aktualisieren...)
Thread mit der Diskussion über den Begriff "supported spindle"Viele werden jetzt sagen, dass Baumwolle keine Anfängerfaser ist.
Ich sehe das evtl. etwas anders, ich würde eher sagen: Wenn man Baumwolle verspinnen will, ist es nicht förderlich vorher erste Versuche mit Wollfasern zu machen. Es ist einfach so, dass die Spinntechnik von Wolle und Baumwolle total unterschiedlich ist. Ich finde es NICHT schwieriger Baumwolle zu verspinnen - es ist nur schwierig, alle Erfahrungen und Fingerspitzengefühl, was man sich bei der Verarbeitung von Wolle angeeignet hat, wieder völlig zu vergessen und wieder bei Null anzufangen. Das fällt halt besonders (Wollspinn-) Anfängern oftmals schwerer als alten Spinnhasen.
In einigen Ländern spinnen 5-jährige Kinder erfolgreich Baumwolle zur Weiterverarbeitung. Also von daher ist es wahrscheinlich auch nicht schwieriger als das Wolle spinnen.
Baumwolle wird in einem langen Auszug versponnen (der sich aber ziemlich anders "anfühlt" als der lange Auszug mit Wolle). Ein Spinnanfänger spinnt wolle dagegen meist in kurzem Auszug ...
Ansonsten ist das Spinnen von Baumwolle mit einer Standspindel eine extrem langwierige Arbeit. Durch die viele Drehung, die das feine Baumwollgarn haben muss, braucht es halt ziemlich lange. Deshalb wäre vielleicht später die Anschaffung eines Charkas (eines sehr schnell übersetzten Spindelrades) sinnig, will man hauptsächlich Baumwolle verspinnen. Wobei es aber auf jeden Fall Sinn macht, vorher das Spinnen auf einem Tahkli zu erlernen, bevor man auf ein Charka umsteigt. (Dies nur so als kleine Anmerkung)Ich habe mir das spinnen von Baumwolle mit Hilfe dieser selbstgebastelten Standspindel beigebracht:
http://www.handspinn-forum.de/handspindeln/Seiten/spindel001.htmlBaumwolle kriegt man in hiesigen Spinnbedarfsläden (siehe Bezugsquellenabteilung) meist in Bandform (einer Art Kardenband). Dies kann man direkt so verspinnen.
Manche mögen es aber lieber, wenn man Baumwolle in der Form von Puni verarbeitet. Über ausländische Bezugsquellen kriegt man auch fertige Puni zu kaufen. Hier in Deutschland habe ich sie noch nicht gesehen. Wenn Du Dir Puni selbst machen willst, müsstest Du die Fasern nochmal mit einer feinen Baumwollhandkarde kardieren und dann wird beim Abnehmen von der Karde die Fasern um ein Schachlikholz oder eine Sockennadel eng herumgewickelt (naja, man rollt das Stöckchen über die Karde, so dass die Fasern sich automatisch fest darumwickeln) und dann zieht man das Stöckchen heraus.
Baumwollkarden sind nicht gerade billig. Du kriegst solche von Ashford (manche sagen, die wären immer noch zu grob) z.B.
hier oder auch von Strauch
hier und
hier (sehe die links zu den Händlerseiten nur als Beispiel, es gibt noch mehr Spinnbedarfsläden, die diese Artikel führen - einfach mal eine Suchmaschine und die Bezugsquellenabteilung befragen)
Die meisten Händler in Deutschland führen nur normale naturfarbige Baumwolle im Band. Oftmals auch nur eine Qualität von sehr sehr kurzen Fasern. Um an speziell für Handspinner interessante langfaserige oder bunt gewachsene Baumwolle zu kommen, bleibt oft nur die Auslandsbestellung (z.B. in den USA).
In der Abteilung "Pflanzenfasern" findest Du auch noch ein paar Threads über das Verspinnen von Baumwolle, in denen Du vielleicht auch noch weitere Infos bekommst:
viewforum.php?f=55Das Tahkli, was wohl hier in D am einfachsten zu bekommen ist, wird wohl das Pear-Tahkli der Firma Schacht sein (z.B.
hier zu bekommen, aber fast jeder Spinnbedarfsladen führ dieses[/url].
Ansonsten gibt es noch Tahklis deren Wirtel aus einer (durchbohrten) Münze bestehen oder eines Glas- oder Steinperle. Leider eher selten in Deutschland käuflich zu erwerben (falls jemand eine Bezugsquelle weiß, kann er die ja hier gerne posten). Ansonsten kann man sie mit etwas Geschick auch selbst bauen oder man bestellt halt in den USA ... mhh der eine Shop, der dieses indischen Charkas anbietet, hatte manchmal auch Tahklis und Puni im Angebot. Vielleicht lohnt da mal ein Blick in den Thread "
Charkas aus Indien.
Ich denke, jetzt hast Du erst mal ein wenig Material zum Nachlesen ... ich mach jetzt mal Schluß hier und versuche noch schnell die Links aus dem Tahkli-Thread zu aktualisieren.
lg spinntantchen