Hallo Sybilla,
auch von mir ein herzliches Willkommen und auch ich finde Dein Projekt sehr interessant.
Die Diskussion um das Tempo beim Spinnen hatten wir in diesem Thread versteckt:
http://www.handspinn-forum.de/forum/viewtopic.php?f=115&t=2737&st=0&sk=t&sd=a&start=20und zwar ziemlich in der Mitte. (Mein Rechner zeigt etwa 4 Seiten zu diesem Beitrag an und die Diskussion beginnt ca. auf S.3)
Ich selbst habe verschiedene Handspindeln: eine recht schlichte gekauft im Anschaffungswert von ca 5.-, die mir aber viel zu schwer ist (da reißt der Faden ständig) und selbst gebaute mit Spielzeugholzrädern, Fimoscheiben und CD-Scheiben als Schwungscheibe/Wirtel, sowie eine Kreizspndel.
Ich persönlich arbeite bei dieser Auswahl mit Abstand am liebsten mit den CD-Spindeln, deren Herstellungskosten unter Verwendung einer ausrangierten (kostenlosen) CD bei 50-70 Cent liegen.
Eine Bauanleitung findest Du hier:
http://www.handspinngilde.org/Handspinnen/Handspindeln/Teil3.htmlIn diversen Foren sehe ich immer sehr ästhetische Spindeln, handgedrechselt, vom Feinsten, edel und im Vergleich zur CD-Spindel seeehr teuer, das, was man gerne mal haben mag, um es zu lieben und zu pflegen und das Spinnen in Freitzeitstunden als Wellnessprogramm zu genießen, aber ob das das Richtige für Deine afghanischen Frauen ist, die es als Handwerkszeug brauchen? (Möglicherweise spinnen diese Edelspindeln auch tatsächlich besser, aber ich finde, dass meine CD-Spindeln sehr gut spinnen und zum Zwecke der Spinn-Verbesserung wünsche ich jedenfalls mir keine neue Spindel, eher als Luxusgegenstand und aus Neugierde.)
Gefühlsmäßig würde ich Dir da doch auch eher zu etwas Schlichtem raten.
Der Nachteil der CD ist allerdings, dass sie auch schon mal zu Bruch geht, wenn man die Spindel grob fallen lässt, oder sie blöd in die Tasche stopft. Das ist für mich hier im Überfluss kein Problem, ich habe genug alte CDs herumlegen und ersetze sie einfach. Könnte in anderer Umgebung natürlich anders sein.
Praktikabel und einfach in der Herstellung wären auch Kreuzspindeln aus simplen flachen Holzleisten auf Rundstab. (Ich habe für mein Exemplar den ausrangierten Lattenrost eines Puppenbettes genommen).
Meine Vorrednerinnen schrieben es ja schon: Die robusten, soliden, günstigeren Spinnräder sind nicht unbedingt die Turboflitzer und mitunter ist die Handspindel diesen tatsächlich in manchen Bereichen überlegen, insbesondere, wenn man nicht nur die vermeintliche Spinngeschwindigkeit berücksichtigt, sondern zum Beispiel auch mit einbezieht, dass ein Spinnrad Platz braucht, weder feucht werden sollte, noch so trocken stehen, dass das Holz Sprünge bekommt, oder sich der Leim löst, oder sich das Rad verzieht, oder die Lager ausleiern. Auch scheint mir mit meiner (noch recht geringen) Erfahrung zumindest bei den flügelgebremsten Rädern der Antriebsriemen eine wichtige Rolle zu spielen, und ob man da in Afghanistan einen vernünftigen PUR-Riemen zu einem akzeptablen Preis bekommt, wenn der originale reißt?
Ich habe mit der Handspindel auch schon testweise Heidschnuckenwolle frisch vom Schaf versponnen und es hier als großen Vorteil empfunden, dass man sich beim Arbeitstempo mit der Handspindel so vollkommen dem Ausgangsmaterial anpassen kann, dass man während des Spinnens die Teile aus dem Vlies holen und passend ausrichten kann. Das Garn habe ich gewaschen, als es fertig war.
Am Spinnrad habe ich die Wolle gerne sehr gut aufbereitet: Gewaschen, kardiert, gekämmt - alles Arbeiten, die aufwändig sind und Zeit brauchen, dazu auch gute Planung, hätte ich selbst Schafe.
So, nun ruft die Family. Viele Grüße und viel Erfolg für Dein Projekt!
Hummelbrummel