Ich habe letzte Woche 1kg Rohwolle vom Merinoschaf erhalten. Zum ersten mal habe ich Wolle zum Spinnen aufbereitet. Vorsichtigerweise habe ich einen kleinen Wollbüschel gewaschen, getrocknet und gekämmt und ziemlich frustiertende Erfahrungen gesammelt, die nicht mit meinen Wissen übereinstimmten, was ich bislang auf Videos zu diesem Thema gesehen habe.
Zuerst weiß ich gar nicht einmal, ob ich gute Wollqualität vor mir hatte. So weit ich weiß, sind Merinofasern nicht besonders lang. Die Wolle kräuselt sehr stark, wo sie zwar sehr locker bleibt, jedoch leicht Knötchen bildet. Die weiße Wolle war extrem schmutzig und sah dunkelbraun aus! Als ich gestern Schafe in Natura gesehen hatte, waren sie längst nicht so schmutzig, wie meine angelieferte Wolle. Ich brauchte eine Woche, um etwa 100g zu reinigen! Es mag sein, daß es an der Rasse liegt, daß die Wolle so stark verschmutzt war, da Merinofasern eben sehr fein und kraus sind. Beim Waschen hatte ich sie über Nacht in eingeweicht und hatte mein Schampoo dazu benutzt, da sie stark roch. Ich hatte sie mit meiner Hand im Wasser so bewegt, daß sie sich im Wasser auflockerte und der Schmutz (hauptsächlich lehmartige Erde) rausgespült wurde. Beim ersten Wollstück machte ich den Fehler, daß ich sie zusammendrückte, um das Wasser etwas rauszupressen. Dadurch hatte ich nachher verfestigte Wolle, die beim Kämmen viele Knoten erzeugte. Jetzt schüttle ich die Wolle mit den Händen lockernd das Wasser aus, was bessere Ergebnisse bringt.
Ich mußte die Merinowolle sehr lange kämmen, mindestens 15 mal von einen Kamm auf den anderen übertragen, damit einigermaßen die Heureste herauskamen. Ich nehme an, daß es auch mit der feinen krausigen Struktur der Merinowollhaare zusammenhängt. Dabei waren viele Wollknötchen, die ich rauszupfen mußte. Die Hälfte der Wollmasse war dann Knötchenwolle. Diese Knötchen lösen sich beim Kämmen nicht auf, eher bilden sich da noch mehr davon. Da ich keine Handkarten habe, nahm ich zwei Stahlbürsten, die wie Handkarten gebogene Drähte haben. Im Prinzip waren sie wie Handkarten aufgebaut, jedoch nicht gerundet sondern plan. Damit habe ich die Knötchenwolle kadiert, wobei die Knötchen verschwanden. Es ergab ein schönes Wollvlies. Doch diese kadierte Knötchenwolle war schlecht zum Spinnen geeignet. Offenbar sind durch das Kardieren die Fasern etwas kürzer geworden. Wahrscheinlich reißen dabei viele Fasern. besonders bei den feinen Fasern der Merinowolle. Sie bilden auch wegen ihrer krausen Struktur einen starken Widerstand. Ich habe dann dieses Wollvlies auch noch einmal gekämmt, damit ich die verbliebenen langen Wollfasern herausholen konnte. Dreiviertel der Wolle ergab dann einen ausgezeichneten Kammzug, ein viertel waren dann Kurzfasern von etwa 1 cm Faserlänge. Die kann man gut als Füllmaterial für Kissen verwenden.
Nun wollte ich mit kadierter Wolle experimentieren und machte Rollags. Doch das Spinnergebnis war sehr schlecht. Vielleicht eignet sich Merinowolle gar nicht dazu. Überhaupt war Merinowolle schwieriger zu verspinnen, wegen der Knötchenbildung.
Was ich daraus gelernt habe ist, daß ich beim Kämmen die Planzenreste besser entfernen kann, als beim Kadieren und daß das Kämmen schneller vor sich geht und gute Spinnwolle ergibt. Jedoch gibt es viele Knötchen, die man mühselig rauskämmen und rauszupfen muß. Um nicht zu viel Wolle zu verlieren, kadiert man den Wollabfall, der beim Kämmen entsteht. Das daraus entstehende knötchenftreie Vlies wird dann noch einmal ausgekämmt, um die längeren Fasern daraus zu gewinnen , dadurch geht nicht so viel Spinnwolle verloren.
Meine Fragen hierzu sind 1. Welche Kriterien muß ich bezüglich der Wollqualität haben, wenn ich solche zugeschickt bekomme? 1.1 Ist so stark verschmutzte Wolle bei Rohwolle normal, auch wenn die Schafe wesentlich viel sauberer aussehen? 1.2 Liege ich damit richtig, daß die Wollverschmutzung von der Schafrasse abhängt? Es kann auch an der Umgebung liegen, wo man sie hält und welche Böden da vorkommen. Mene weiße Merinoschafwolle war dunkelbraun und ich hatte den Eindruck, daß auch viel Kotreste daranhingen! Vielleicht wurden die Schafe nicht gut behandelt oder die Wolle schlecht gelagert. Ich denke jedoch, daß die feine krause Wollstruktur für die Verschnutzung ein wesentlicher Faktor ist.
2. Wie geht man beim Waschen vor? Irgendwie mußte ich die Wolle im Wasser bewegen, damit der Schmutz überhaupt durch das durch die Fasern hindurchfließende Wasser herausgespült wird. Dabei konnte ich beobachten, daß man die Wolle im Bad je nach Art der Bewegung lockern kann, besonders wenn viel Schaum durch Schampoo oder Spülmittel erzeugt wird und wenn der Wolle viel Wasservolumen zur Verfügung steht, wo sie sich verteilen kann. Seife und Waschpulver halte ich wegen der basischen Stoffe bzw. Laugen zu gefährlich. Waschpulver enthält obendrein feste Bestandteile, die nach meinen Beobachtungen die Faseroberfläche beschädigt. Es laget sich sogar auf den Fasern an, und ist kaum mehr zu entfernen. Ich hatte mal Waschpulver, welches eine grüne Lauge ergab. Am Schluß war meine Wolle nicht mehr weiß, sondern grünlich, und ich bekam die Grünfärbung nie wieder ganz heraus!
3. Wie hebe ich die Wolle am besten zum Trocknen aus den Wasser damit sie nicht verdichtet? Ich nehme eine Handvoll Wolle, und schüttele leicht das Wasser heraus, ohne daß die Wolle mechanisch zu sehr belastet wird.
4. Wie entfernt man am besten die Knötchen beim Kämmen von Wolle? Ein Teil kämmt sich heraus, und vieles sammelt sich auf der Rückseite der Zinken. Beim Ziehen der Fasern am Kamm kann ich an den Fasern Knötchen abzupfen. Ich denke aber, daß es von der Wollart abhängt, wieviel Knötchen entstehen. Vielleicht kann man auch beim Waschen die Knötchen von vorn herein etwas reduzieren. Es kann auch schon an der gelieferten Wolle liegen, wie sie gelagert wurde.
5. Mit kadierter Wolle habe ich bezüglich der Wollart noch wenig Erfahrungen. Der Vorteil des Kadierens, den ich notfalls mit einer kardenähnlichen Drahtbürste unternahm, ergab ein schönes knotenfreies Wollvlies. Die Knötchen lösten sich beim Kadieren auf. Jedoch wurde ein Teil der Fasern verkürzt. Beim Spinnen von kadierter Wolle war diese nicht so reißfest, wie bei gekämmter Wolle. Merinoschafwolle scheint für das Kadieren nicht so gut geeignet zu sein, da die sehr feinen krausen Fasern leichter reißen. Wer hat Erfahrung mit Kadieren bezuglich der Knötchen?
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