im alten Forum geschrieben am 16.06.2005 - 20:14
Wenn ich das richtig verstanden habe, wurde die Wolle bisher nur in kaltem Regenwasser ohne irgendwelche Waschzusätze gewaschen.
Diese Behandlung alleine ist für stark verschmutzte Rohwolle wahrscheinlich nicht ausreichend. So würde ich nur wirklich sehr saubere und gepflegte Wolle behandeln und auch nur, wenn ich sie zu irgendetwas verwenden will, wo das Wollfett nicht mehr stört.
Wenn man nur kaltes Wasser und auch kein "Waschmittel" verwendet, bleibt das Lanolin (so nennt man das Wollfett auch) nämlich fast vollständig in (an!) den Fasern erhalten (kann z.B. beim Kardieren stören).
Vielleicht erziehlst Du bessere Ergebnisse, wenn Du es mal mit
heißem Wasser (vorsicht Filzgefahr) einer
Waschsubstanz (siehe auch diesen
Thread) versuchst. Dazu würde ich aber erst mal die Wolle trocknen lassen (sofern sie's noch nicht ist), weil trockene Wolle relativ unempfindlich dagegen ist, in heißes Wasser gesteckt zu werden (im Gegensatz zu nasser kalter Wolle).
Ich würde an Deiner Stelle dann aber vor der weiteren Behandlung, die Wolle noch etwas
besser durchsortieren. Stark verschmutzte Partien auf einen Haufen, die gelben Stellen auf einen anderen und falls der Pflanzenkram in manchen Teilen stärker ist, würde ich die auch von dem Rest trennen.
Zum Pflanzenkram-Problem habe ich nochmal einen eigenen
Thread aufgemacht, weil das ein ganz spezielles und häufiges Problem ist.
Dann würde ich anhand von kleineren Proben (z.B. ein oder ein halbes Waschbecken voll) ausprobieren, was Du mit welcher Methode evtl. und am besten wegkriegst.
Ich selbst fange auch erst mal an mit einer kleinen Menge zu testen, wenn ich eine neue Partie Rohwolle vor mir habe.
Was nützt alle Eile, wenn ich mir so evtl. durch eine ungeeignete Methode oder weil unvorhergesehene Komplikationen entstehen gleich eine größere Menge Rohwolle verderbe oder am Ende mehr Arbeit habe, die Wolle wieder hinzukriegen.
Nicht jede Waschmethode (und davon gibt's unendliche viele)
ist für jede Wolle und für jeden Grad von Verschmutzung geeignet und durch das Probieren mit kleineren Mengen kann man sehr gut Erfahrungen mit versch. Methoden sammeln und die beste, energie- und zeitsparenste dann für den Rest auswählen.
So jetzt muss ich erst mal nach meinem Happi-Happi (Abendessen) schauen u. es sieht auch aus, als wenn's hier gleich gewittern möge (nicht dass mein Komm-Putter vom Blitz getroffen wird).
Aber später noch ein bißerl mehr zu Deinen Wollwaschproblemen (sofern mir niemand anderes zuvorkommt)
im alten Forum geschrieben am 17.06.2005 - 06:31
Friedoline schrieb
Bekommt man diese Gelbfärbung überhaupt jemals raus oder solle man solche Stellen "entsorgen"? |
Diese Gelbfärbung kann unterschiedliche Ursachen haben. Mir fällt momentan dazu erst mal dies ein:
- es könnte ganz normaler Wollschweiß sein. Eigentlich sollte dieser sich ja meistens auch schon beim Einweichen mit kaltem/lauwarmem Wasser lösen, aber vielleicht ist er hier noch ein bißchen hartnäckiger.
- Das Wollfett kann mit der Zeit auch verharzen und wird dann zäh und nimmt meist auch eine gelblich-orange Färbung an und lässt sich dann nicht mehr so leicht entfernen. Aber wenn die Wolle von dieser Schur stammt, dürfte das eigentlich noch nicht passiert sein.
Auch hier bekommt man meistens mit sehr heißem Wasser und Waschmittel das wieder raus.
- Bei zu langer und/oder unsachgemäßer Lagerung von ungewaschener Rohwolle kann der Wollschweiß auch eine dauerhafte Vergilbung der Fasern bewirken (z.B. wo sie oft größeren Temperaturschwankungen ausgesetzt ist, wo's sehr heiß wird ... oder wenn sie in nicht atmungsaktiven Behältnissen gelagert wird (Plastiktüten, -container o.ä.)
- Vielleicht könnte auch diese Vergilbung beschleunigt auftreten, wenn die unsaubere Wolle länger in der Sonne gelagert oder getrocknet würde (zumindest gibt es ja diesen Ratschlag, dass man Wolle deswegen nicht in der prallen Sonne trocknen dürfte ... mir selbst ist das noch nicht passiert, aber vielleicht ist wirklich was dran)
- Dann könnte auch eine Krankheit des Schafes an einer dauerhaften oder auswaschbaren Gelbfärbung dran schuld sein. Wenn das Schaf krank ist oder im Laufe der Wachstumsperiode der Wolle mal krank war, könnten Wachstumsfehler vorliegen und das Schaf auch veränderten, "kranken" Wollschweiß abgesondert haben ...
Wie oben schon geschrieben, würde ich die gelben Anteile raussortieren und mal an kleineren Proben versuchen, ob und mit welchen Waschmethoden Du das vielleicht wegkriegst.
Friedoline schrieb
Ich habe gedacht unter "Rohwolle sortiert" bekomme ich Wolle, die ich lediglich waschen und etwas auszupfen bräuchte. |
Das hängt ganz vom Anbieter ab. Es gibt da keine festen Regeln und Grundsätze.
Der eine meint unter Vorsortieren nur, dass er die allergröbst verschmutzten Teile (Beinpartien, Hinterteil) entfernt und bei einem anderen werden vielleicht die sorgfältigst rausgesuchten "Rosinenstückchen" eines jeden Vlieses als Spinnwolle verkauft. Deshalb ist der Kauf per Versand von einem unbekannten Anbieter immer ein gewisses Risiko.
Dagegen hilft nur ....
- nur vor Ort kaufen, wo man sich die Rohwolle selbst angucken kann u. ggf. selbst sortieren kann
- nur beim Anbieter seines Vertrauens einkaufen
- bei unbekannten Anbietern, erst mal nur eine kleinere Menge zur Probe ordern, bevor man große Mengen bestellt
- ...
Eine Rohwolle von guter Spinnqualität evtl. sogar von einem Halter, der besonderen Sorgfalt auf die Wollproduktion legt (leider ist für viele die Wolle nur ein lästiges Abfallprodukt und entsprechend wenig kümmert man sich darum), ist wirklich auch einen deutlich höheren Preis wert. Man hat ja auch mehr Freude daran, weniger Arbeit und weniger Abfall und das Ergebnis ist ja auch besser.
Leider kann man aber auch nicht vom Preis auf die Qualität schließen ...