handspinn-forum.de

Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei für meine Frau einen Gewichtswebstuhl zu bauen.
Es wird ein kleiner, mit nur etwa 35-40cm Arbeitsbreite, zum Weben von Bändern, Wadenwickeln usw.
Das gute Stück ist nun bald komplett. Nach Fertigstellung werd ich Fotos davon einstellen.

Jetzt hätte ich, der handwerkende Handarbeitslegastheniker, eine Frage!

Kann uns jemand erklähren wie man mit einen Gewichtswebstuhl eine Köper- oder Fischgrätbindung webt?

Leinenbindung ist uns klar wie das geht, aber die ist für Wadenwickel eben nicht wirklich geeignet, ich vermute das man für den Köper mehrere Litzenstäbe braucht. Aber vermuten ist halt nicht wissen!

Ich würde mich freuen wenn uns jemand weiter helfen kann, damit wir uns das Spiel von Versuch und Irrtum sparen können.

Liebe Grüße

Peter

Hallo Zornbald,

ja, Du brauchst für eine Köperbindung mindestens vier Litzenstäbe. Ich nehme an, Du weisst wie eine einfache Köperbindung funktioniert. Im Gegensatz zur Leinenbindung (1-1) bindet der Schuss bei der Köperbindung jeweils zwei Fäden, bei jedem Schuss um einen Faden versetzt. Das heisst, Du brauchst vier Litzenstäbe. Da hast Du zwei Möglichkeiten. Entweder Du nimmst jeden vierten Kettfaden auf einen Stab und musst dann beim Weben immer zwei Stäbe ausheben. Oder Du nimmst auf jeden Litzenstab jeweils das Muster für jeden Schuss, also immer zwei Kettfäden aufnehmen, zwei liegenlassen, bei jedem Litzenstab um einen Kettfaden versetzt. Dann musst Du beim Weben jeweils nur einen Litzenstab ausheben, was sicher schneller geht. Mit der ersten Variante hast Du aber viel mehr Mustermöglichkeiten. Du kannst damit auch Leinenbindung oder Schuss- oder Kettköper weben, oder Rosengang...

Falls das jetzt zu knapp war, bitte melden, dann erkläre ich es genauer.

Naja, nicht ganz, aber fast.
Für einen 2/2er Köper brauchst Du 4 Fächer, die jeweils 2 Kettfäden ausheben.
3 Fächer werden durch 3 Litzenstäbe gebildet, das 4. Fach entsteht duch die hinten hängenden Kettfäden und die Kettfäden auf dem ersten Litzenstab. Da ist das Ausheben etwas frickelig, weil das Fach recht klein ist, geht aber. Musst Du mit der Länge der Halter für die Schaftstangen etwas experimentieren.
Bei meinem Gewichtswebstuhl hatte ich das Schären so gelöst:

Meine Bastelvorlage war die hier: http://www.monacensis.de/tipps/utensili ... /index.php
Zum Litzenschnüren hatte ich Sattlerzwirn (weicher Leinenzwirn) genommen.

Mit 4 Schaftstangen geht das natürlich auch. Dann geht aber der eigentliche Witz am Gewichtswebstuhl flöten, im Prinzip reicht dann auch ein einfacher Webrahmen für die Variante.
Entweder schnürst Du die 2er Hebungen an jeweils eine Schaftstange, oder Du handhabst es blondinensicher und schnürst ganz simpel die Fäden 1 bis 4 an die Schaftstangen 1 bis 4. In dem Fall müsstest Du dann für einen 2/2 Köper immer 2 Schäfte ausheben. Das kann je nach Kette schon mühselig werden. Beinwickel kannst Du entweder parallel - also zwei Wickel nebeneinander und dann mit 2 Schiffchen - oder als eine lange Kette weben, die dann, wenn sie fertig ist, in der Mitte geteilt wird. In dem Fall hast Du dann ("Abfall" miteingerechnet) pi mal Auge bei 4m Länge eine 9m-Kette. Und da kann es ganz schön nerven, immer 2 Schaftstangen ausheben zu müssen.

Halt uns auf dem Laufenden! An Köper am Gewichtswebstuhl trauen sich nicht viele heran, ich bin nach ein paar Handbreit gescheitert, weil ein Querholm bei meinem Webstuhl gebrochen war und ich bis heute nicht zum Reparieren gekommen bin... da, wo ich die abgenommene Kette mit den Specksteingewichten hingelegt habe, liegt sie auch heute noch...

Hallo zusammen,

zuerstmal vielen Dank für die Anleitung zum Köperweben.
Meine Holde wird sie später sicher gut gebrauchen können, aber sie will jetzt erstmal an einfacher Leinwandbindung üben.
Deswegen ist im Augenblick auch nur ein Litzenstabhalter montiert.

So jetzt mal ein Bild von meinem Machwerk:



Gebaut wurde der Webstuhl in einer Blitzaktion, da mein geliebtes Weib das Weben am Gewichtswebstuhl ausprobieren wollte.
Ich habe also benutzt was ich noch Zuhause hatte. Er ist also sozusagen aus "Restholz" entstanden.
Gebaut ist er ist komplett aus Fichtenholz, die Gewichte sind aus Speckstein gemacht.

Von der Machart ist er sicher nur bedingt Markttauglich weil ich gnadenlos Spaxschrauben zum Zusammenbau verwendet habe. Das ganze lässt sich natürlich auch mittels Keilverbindungen und dergleichen machen, aber zum Ausprobieren reicht es so auch .

Wenn jemand von euch Fragen hat oder Interesse an Detailfotos schreibt mich einfach an.

Liebe Grüße

Peter

P.S.
Die Katzen waren beim aufschären ausgesperrt!
Lose Wollfäden und Katzen sind devinitiv nicht kompatibel!

hier mal Bilder, wie das evtl marktauglicher ist :



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Bilder aus Wales- Castel Henlys -Eisenzeit

Karin

So ähnlich ist meiner auch geworden. Hier rechts am Bildrand, andere Fotos hab ich leider nicht (oder nur analog):

Haselstangen für die Querholme und Schäfte, zwei junge Birken für die Pfosten.

Hallo Kattugla,

Ein schönes Stück, aber ist quasi unbearbeites Naturholz nicht schon fast mehr frühsteinzeitlich/bronzezeitlich?
Ich denke die Verwendung von Brettern und Balken (gespalten, behauen, gesägt) war im Mittelalter völlig üblich.

Aber nichts destotrotz eine schöne Arbeit, und viel größer als meiner.

Gruß

Peter

Da wir antik - also im 1. Jhd.u.Z. unterwegs sind, passt das schon.
Die oben verlinkte Replik aus dem Nürnberger Museum ist allerdings HoMi.