im alten Forum geschrieben am 07.11.2005 - 19:24
Huhu,
dass das Gewebe etwas schmaler wird ist normal. Das nennt man
Einsprung. Aber dieser ist nicht so extrem, dass das Stück wirklich dreieckig wird. In der Literatur werden 5-10% als Durchschnittswerte genannt. Aber das ist auch abhängig von der Webart (Bindung)und dem Weber.
Wenn die Breite zu sehr schrumpft, könnte es daran liegen, dass Du den Schussfaden nicht richtig einlegst. Dieser sollte nämlich nicht einfach gerade und waagrecht von einer Seite zur anderen "gespannt" werden.
Der Schussfaden muss sich ja im fertigen Gewebe immer über unter den Kettfäden herumschlingen. Dadurch verbraucht er mehr Länge als gerade gespannt. Siehe:
1 - entspricht dem Bild bei geöffnetem Fach und gespannten Schussfaden
2 - wie dann der Schussfaden im Gewebe liegen würde (etwas übertrieben gezeichnet) und warum das Gewebe schrumpft (rosa)
Um dies zu verhindern darf der Schussfaden nicht waagrecht und gerade eingelegt werden, bevor man ihn anschlägt. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Diagonal
- in einem großen Bogen
- mit mehreren kleinere Bögen - wellenförmig
Damit bewirkt man, dass der Schussfaden insgesamt etwas länger ist als die gewünschte Gewebebreite. Wieviel mehr Länge man so einlegen muss, hängt wie oben schon gesagt von der Bindung (und wahrscheinlich noch anderen Faktoren wie z.B. verwendetem Material (Elastizität, Dicke ...)) ab. Ich denke, dafür kriegt man mit wachsender Erfahrung ein Gefühl für.
Man kann sich natürlich mit der Verwendung eines Breithalters behelfen, aber das alleine ohne richtiges Einlegen des Schussfadens ist nicht wirklich eine Lösung.
Breithalter gibt es in verschiedenen Formen und man kann sich auch einfache Hilfkonstruktionen mit gleichem Zweck zusammenimprovisieren.
Lunulas "Stäbchen"-Version wäre auch so etwas in der Richtung. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die Verwendung ziemlich umständlich ist.
Die äußeren Kettfäden nimmt man in der Regel immer doppelt. Aber der Grund dafür liegt meines Wissens eher daran, dass diese besonders beansprucht werden und nicht um so das nach innen ziehen zu verhindern.
Die äußeren beiden Kettfäden einfach mehr zu spannen kann keine Lösung sein. Wenn man nämlich dann das Gewebe vom Webstuhl nimmt und dann das Gewebe ungespannt vor einem liegt, wären ja dann diese äußeren Kettfäden im entspannten Zustand kürzer als der Rest des Gewebes und würden einschnüren ... d.h. der Stoff nicht glatt aufliegen sondern man hätte so eine Art "Hängematten-Form". Das wäre ja völlig unerwünscht.
@sigel:
Schau doch mal in der örtlichen Bücherei vorbei. Dort findet man oftmals noch eine schöne Auswahl an älteren Webbüchern aus den 70-80er Jahren in den Handarbeitsabteilungen.