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 Betreff des Beitrags: Teppich"philosophie"
BeitragVerfasst: Mi 22. Mai 2013, 13:56 
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Taiga-Rad

Registriert: Sa 12. Jul 2008, 12:48
Beiträge: 885
(oder filosofie?)

Ich frage mich, warum in deutschsprachigen Ländern Teppiche so einfallslos gewebt werden. Hier zum Beispiel: http://www.teppichweberei.at/teppich-31 ... ppich.html (ich war auch auf 'ner deutschen Website, da waren die Teppiche auch nicht viel anders).

Gut, dass ein Betrieb rationell arbeiten muss und man mit dicker Wolle schneller zum Ziel kommt, sehe ich ja ein. Aber wenn Leute - Forumsmitglieder - was für sich selbst weben - warum dann nicht was spannenderes? Mir haben die sichtbaren Kettfäden bei den Fleckerlteppichen meine Oma schon als Kind nicht gefallen. Und mit mehr als zwei Schäften und versteckter Kette kann man kann so tolle Sachen machen, schaut mal hier: http://www.snail-trail.co.uk/gallery/ oder hier: http://www.rugweaver.co.uk/

Dazu braucht man auch keine furchtbar dicke Wolle - die Axminster Rug Wool, mit der Jason Collingwood arbeitet, hat ca. 350 - 500 m pro 450 g Kone und ist etwas dicker als ein Spaghetti (Jason Collingwood verwendet sie dreifach).

Also woran liegt der Unterschied? Dass Teppiche in England professionell gewebt und verkauft wurden, im Alpenraum dagegen im Dorf zum Eigenbedarf (meine Grossmutter hatte einen Webstuhl im Schulhaus)? Dass die Winter bei uns kälter sind und die Teppiche daher dicker sein müssen? (Wage ich zu bestreiten, weil traditionell Heizung und Isolation dafür um Klassen besser sind). Einfach am mangelnden Wissen in deutschsprachigen Landen, weil Techniques of Rug Weaving nicht übersetzt wurde?

Ciao, Klara

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 Betreff des Beitrags: Re: Teppich"philosophie"
BeitragVerfasst: Mi 22. Mai 2013, 14:58 
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Kreuzspindel

Registriert: Mi 3. Apr 2013, 15:14
Beiträge: 37
Hallo kreative Teppichweber,
irgendwie hat Klara leider recht, zumindest, was Süddeutschland und den Alpenraum betrifft. Die Teppiche sind wenig variabel, egal ob Fleckerl oder Lunte. Ich denke, es liegt daran, dass eher Resteverwertung und Notwendigkeit als Gestaltungswille die Auftraggeber waren. Die Fähigkeiten der handarbeitenden Frauen können es nicht gewesen sein, da im Sticken und Stricken ja eine reiche Vielfalt herrscht. Diese "Einfachheit" ist aber irgendwie zur Tradition geworden. Ich habe zwar nur einen zweischäftigen Teppichwebstuhl und kann die Kettfäden nur bei Flauschteppichen verstecken, aber Teppiche mit Farbflächen oder gar grafischen Mustern oder noch kontrastreich obendrein ernten meist Kopfschütteln: " Ja, schon interessant, aber ich hätte lieber einen richtigen Teppich!"


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 Betreff des Beitrags: Re: Teppich"philosophie"
BeitragVerfasst: Mi 22. Mai 2013, 15:07 
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Großes Wollrad

Registriert: Mi 16. Sep 2009, 19:07
Beiträge: 1591
Wohnort: Ohlstadt
Gute Frage, also die Fleckerlteppiche sind ja ne reine Reste-bzw.Wiederverwertung und auch die dicken Schurwollteppiche passen einfach in den Alpenraum rein stillich.
Im übrigen gibts sowas sehr ähnlich in GBR auch ;-)( die weben dort absolut nicht nur fein und modern)

Die verlinken Beispiele von Dir find ich sehr sehr schön, würden aber beim Hauptklientel hier, welches sich in Oberbayern Teppiche weben lässt überhaupt nicht reinpassen.
Die Teppiche im Bauernhaus meiner Oma waren durchwegs Fleckerlteppiche, ich mag sie übrigens sehr :-), keiner davon im Haus gewebt, alle vom Weber im Nachbarort.
Warum sich das derart unterschiedlich entwickelt hat, weiss ich leider nicht.
Es gibt ja auch in GBR noch viel mehr Weber als hier, die Löhne sind aber deutlich niedriger, der Lebensstandart auch.
Ob das ne Rolle spielt oder spielte??

Karin


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 Betreff des Beitrags: Re: Teppich"philosophie"
BeitragVerfasst: Mi 22. Mai 2013, 20:36 
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Taiga-Rad

Registriert: Sa 12. Jul 2008, 12:48
Beiträge: 885
spindelspinnrad hat geschrieben:
....Ich habe zwar nur einen zweischäftigen Teppichwebstuhl und kann die Kettfäden nur bei Flauschteppichen verstecken, ....


Wieso? Navajo-Rugs (lassen mir mal dahingestellt, ob das Teppiche oder Decken sind) sind auch zweischäftig gewebt. Alles, was es braucht, ist der richtige Kettabstand (bzw. Schussstärke), hohe Kettspannung und festen Anschlag. Meine bisherigen Teppiche - leider sind die Fotos auf Petzis - sind in Leinwandbindung gewebt.

Mit vier Schäften hat man natürlich mehr Möglichkeiten, und wenn dann noch shaft-switching dazukommt...

Shorty, dass Profi-Weber diese dicken Einfachstdinger machen, verstehe ich ja, habe ich ja schon geschrieben. Aber ich glaube nicht, dass jeder, der in Spinnforen nach dickem Teppichgarn fragt, mit Bauernmöbeln eingerichtet ist - und zu Ikea passt ein modernerer Teppich viel besser ;) (der rote Stoffteppich - Fleckerlteppich ist es ja keiner, weil er keine Flecken hat - ist ja einer der Gründe, warum ich Lundells Big Book of Weaving - ursprünglich schwedisch - behalten habe).

Ciao, Klara

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 Betreff des Beitrags: Re: Teppich"philosophie"
BeitragVerfasst: Mi 22. Mai 2013, 20:55 
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Großes Wollrad

Registriert: Mi 16. Sep 2009, 19:07
Beiträge: 1591
Wohnort: Ohlstadt
Nein ohne Zweifel hat nicht jeder Bauernmöbel der im Spinnforum nach Teppichwolle frägt.
Ich hab rein die Situation hier des Alpenraums geschildert.
Die Fleckerlteppiche und auch die dicken Schafwollteppiche erfreuen sich hier großer Beliebtheit.
Sie passen bei sehr vielen Leuten einfach zum Einrichtungsstil.
Es gibt in meinem Heimatort wesentlich mehr Leute mit derartigen Teppichen wie aktive Nutzer in nem Spinnforum

Jemand der Ikea Möbel kauft lässt sich meines Erachtens eher seltenen in Auftrag nen kunstvollen Teppich weben.

Ist aber nur meine persönliche Einschätzung.

Karin


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 Betreff des Beitrags: Re: Teppich"philosophie"
BeitragVerfasst: Mi 22. Mai 2013, 21:31 
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Buch-Charka
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Registriert: Mi 28. Okt 2009, 22:00
Beiträge: 1028
Wohnort: Baden-Baden
Ein schlichter Wollteppich in Naturfarben passt sich an jeden Einrichtungsstil an und den kann man auch viele Jahre lang ansehen, aber so was buntes passt halt nicht überall. Große Einrichtungsteile wie Möbel und Teppiche mag ich auch lieber in neutralen Farben, da kann ich jederzeit mit Vorhängen, Kissen, kleinen Läufern und ähnlichem nach Lust und Laune umstylen ;) . Außerdem haben diese dicken Schafwollteppiche einfach was warmes und heimeliges :D , die sind einfach zum wohlfühlen

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Liebe Grüße
Gabi


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 Betreff des Beitrags: Re: Teppich"philosophie"
BeitragVerfasst: Do 23. Mai 2013, 11:02 
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Kreuzspindel

Registriert: Mi 3. Apr 2013, 15:14
Beiträge: 37
Klara hat geschrieben:
spindelspinnrad hat geschrieben:
....Ich habe zwar nur einen zweischäftigen Teppichwebstuhl und kann die Kettfäden nur bei Flauschteppichen verstecken, ....


Wieso? Navajo-Rugs (lassen mir mal dahingestellt, ob das Teppiche oder Decken sind) sind auch zweischäftig gewebt. Alles, was es braucht, ist der richtige Kettabstand (bzw. Schussstärke), hohe Kettspannung und festen Anschlag. Meine bisherigen Teppiche - leider sind die Fotos auf Petzis - sind in Leinwandbindung gewebt.

Ciao, Klara


Sorry Klara,
auch bei höchster Kettspannung und maximalem Anschlag lässt sich ordentlicher Langflachs in Teppichlunte nicht verstecken! Was "Dünnes" wie ein Navajo - Rug würde in unserer Gegend schon gar nicht als Teppich durchgehen und einen Wandbehang braucht niemand. Dafür könnte ich weder Fleisch noch Eier eintauschen. Selbst bei Bankauflagen, die ohne Seele sind, sieht man Langflachs oder Spleitex etwas durch, stört aber niemanden. Bei Trikotstoff gelingt es einigermaßen, die Kette zu verstecken, das ist den meisten Leuten aber viel zu dünn für Teppich, das geht grade so für Gartenstühle. Zu Geburtstagen oder anderen Festivitäten gibt es Reinleinenflausch. Da darf dann auch Design drauf, denn das ist ja Luxus und extra für einen bestimmten Raum gemacht.
In Österreich kenne ich eine Teppichweberei, die den Baumwollstoff erst webt und dann zerschneidet, weil die "Ausländer" einen "echten Fleckerlteppich" wollen und der hat halt traditionell auszusehen.
Ist halt so!


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 Betreff des Beitrags: Re: Teppich"philosophie"
BeitragVerfasst: Fr 24. Mai 2013, 11:46 
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Taiga-Rad

Registriert: Sa 12. Jul 2008, 12:48
Beiträge: 885
Wir dreh'n uns hier im Kreis: Wer sagt denn, dass man Teppiche nur mit diesen Teppichlunten weben kann (und wenn ich welche hier hätte, würde ich mit dir wetten, dass ich die in weft face plain weave verarbeitet kriege)?

Meine Wollprobe von Jason Collingwoods Garn ist angekommen: Das ist etwa 2 mm dick, ungequetscht. Jason verwendet's 3-fach, Peter erwähnt auch noch mehr - 4 - 6 fache Wolle bei 3 Kettfäden per Zoll für Kettrips in Leinwandbindung.

Das Garn, das ich gerade zu Taschen verarbeite, ist ungefähr genauso dick wie das Axminster Teppichgarn, allerdings Single und ich verwende es einfach bei 4 Kettfäden pro cm. Da ist es in plain weave gerade noch so reinzuschlagen, dass die Kette verdeckt ist, in Köperbindung geht's bequem und das Garn könnte auch noch dicker sein. Nur dass ich den Stoff gerne noch dünner hätte - aber ich wollte nicht ewig und drei Tage an einer Tasche weben.

Gabypsylon, Teppiche gehören für mich zu den kleinen Sachen, mit denen ich Farbe in die Wohnung bringen kann - zumindest, so lange sie klein genug sind, dass ich sie alleine aufrollen und wegtragen kann.

Shorty, Ikeamöbel und handgewebte Teppiche sind kein Widerspruch - wenn ich mich recht erinnere verkauft Ikea handgewebte und handgenüpfte Teppiche!

Ciao, Klara

PS: Gerade gesehen: PC macht ein Pladoyer für feine Schussgarne - eventuell dünner als die Kette - für weft faced plain weave, weil man die in normalen Handschützen verweben kann. Und nach meiner gestrigen Erfahrung würde ich sagen, Handschützen sparen viel Zeit gegenüber Schiffchen...

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Zuletzt geändert von Klara am Fr 24. Mai 2013, 12:05, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Teppich"philosophie"
BeitragVerfasst: Fr 24. Mai 2013, 12:03 
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Großes Wollrad

Registriert: Mi 16. Sep 2009, 19:07
Beiträge: 1591
Wohnort: Ohlstadt
Ja aus Fernost oder sonstwoher ;-) zu nem Spottpreis . Gute Handwerkskunst kann nie so billig sein. Und Auftragsarbeit nach Maß ists auch keine , das ist schlicht Massenware.

Ich sehe das einfach so, gewebt wird, was die Leute wollen.
Das sind hier nun mal die besagten groben Werke.

Das man auch anderes weben kann bestreitet doch keiner.

Worauf zielt Deine Diskussion ab ?

Für mich ist das zumindest in meinem Umfeld ganz simpel.
Die Leute sind schlicht nicht bereit den Preis für kunstvoll handwerklich gut gearbeitete Teppiche zu bezahlen.( aus Käufersicht)
Nicht umsonst sind selbst für Fleckerteppiche die Webereien häufig an ne geförderte Behinderteneinrichtung angebunden, die sich nicht wirtschaftlich tragen muss.

Und dann gefällt der schlichte, grobe Stil auch noch sehr vielen.
Auch Selbstwebern ;-) es gibt auch aktive Weber denen Fleckerteppiche gefallen ;-)

In Benediktbeuern gibts durchaus auch andere Werke zu sehen, ob nun Wandteppich oder nicht, ist eher nebensächlich
http://www.bildweberei-frosch.de


Karin
teppichlos :-) zumindest lose


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 Betreff des Beitrags: Re: Teppich"philosophie"
BeitragVerfasst: Fr 24. Mai 2013, 12:38 
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Kreuzspindel
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Registriert: Di 9. Nov 2010, 18:38
Beiträge: 41
Wohnort: Oberösterreich
Mit großem Interesse verfolge ich den Teppich Thread, und freue mich dass dieses Thema angeschnitten wurde. Ich denke auch das in gewebten Teppichen wesentlich mehr kreative Ideenumsetzungen stecken als vielleicht erwartete werden würde. (Und dabei denke ich jetzt nicht wer um wieviel was kaufen würde.) Es ist einfach nur der kreativen Prozess des Teppichherstellens, denn obwohl ich auch aus dem Alpenländischen Raum komme und die 08/15 Schafwoll- bzw. Fleckerlteppiche auch schön finde, möchte ich für mich mehr!

Ich habe bis dato noch keinen Teppich selbst gewebt, beschäftige mich aber zur zeit intensiv mit der Theorie um dann loslegen zu können.
Gerade weil wir alle ja so kreativ und handwerkssüchtig sind, sind unsere Heime doch so besonders, egal von wo die Einrichtung ist, oder? ;)

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"Ideen sind wie Kaninchen. Man hat ein paar und lernt mit ihnen umzugehen, und kaum versieht man sich´s hat mein ein Dutzend." (John Steinbeck)


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