im alten Forum geschrieben am 07.06.2005 - 10:48
Hallo,
in der Tuchfabrik in Euskirchen-Kuchenheim habe ich gesehen, wie industriell Wolle gesponnen wird: eine riesige Trommelkardiermaschine macht einen großen kardierten Vliesteppich, und der wird dann in ca. 1-2cm breite Streifen geschnitten, die dann aufgerollt werden. Diese Vorgarnrollen werden in die Spinnmaschine (Spinning Jenny) eingefädelt, dann muss die Maschine nur noch drehen und gleichzeitig ziehen und fertig ist das Garn.
Jetzt meine Frage: Weiß jemand, ob historisch auch beim Handspinnen Vorgarn hergestellt wurde? Wenn ja, wie geht die Technik? Macht das heute jemand beim Handspinnen? (Ich meine natürlich nicht die dicken Kammzug- oder Kardenbänder!)
Zu der Frage komme ich deshalb, weil ich in dem Museum ein Buch über die Geschichte des Spinnens und Webens gekauft habe und die Autorin ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass früher schon Vorgarn gemacht wurde (aber nicht erklärt, wie). Eine Illustration aus dem Hochmittelalter, bei dem die Wolle auf dem Spinnrocken eine sichtbare Struktur aufweist, deutet sie so, dass das aufgewickeltes Vorgarn ist. Das Bild ist nicht sehr präzise, mE könnte es auch ein mit einer Schnur festgebundener Puschel sein.
Tja, das sind dann so die Fragen bei historischen Rekonstruktionen...
P. S. Ich werde das Buch in der Literaturabteilung mal genauer benennen und besprechen, so viel vorweg: ich habe den Eindruck, die Autorin versteht nicht viel vom Handspinnen, aber die sozialgeschichtlichen Aspekte der Textilproduktion sind sehr gut dargestellt.