Zitat:
Gestern hab ich mich endlich getraut und mal meine Wollvorräte angesehen. Und tatsächlich: überall sind sie drin, die Biester. Wie werde ich sie nun wieder los?
Wie definierst Du "überall drin"?
Sind nur vereinzelt mal eine Motte oder eine ausgeschlüpfte Verpuppungshülle zu erkennen?
Oder krabbelt es überall?
In so einem Fall wäre die sicherste Methode:
Ab in die Mülltonne ... und zwar in eine, die möglichst weit vom Haus entfernt steht ... oder verbrennen ...
Wenn die Fasern stark befallen sind, hat es ja auch entsprechende Fraßschäden ... Du hast anschließend ganz viele kurze Fasern, wo Mottenlarven sich durchgefressen haben. Schon dadurch verliert die Wolle sehr viel an Qualität.
Was ist es denn genau befallen?
(Rohwolle, Kardenband/Kammzug, naturfarben, gefärbt, Garn, fertige Stücke, Edelfasern...)
Wie wertvoll/teuer ist das ganze?
Das am wenigsten zeitintensivste Verfahren wäre wohl die chemische Keule
siehe hier. Wobei sich mir dann die Frage stellt, ob ich so behandelte Wolle überhaupt noch mit meinen Händen verarbeiten oder auf meiner Haut tragen möchte...
Alle weiteren Rettungsversuche brauchen recht viel Zeit ... und sollten so schnell wie möglich getroffen werden.
... aber wie gesagt, hast Du bei starkem Befall mit starken Fraßspuren auf jeden Fall minderwertigere Fasern.
Ein schon kardiertes Vlies, Kardenband oder Kammzug mit starken Fraßspuren ist nur noch schlecht zu verspinnen, weil man an den Fraßstellen abrupte Faserabbrüche mit kurzen Faserstückchen hat. Da wäre evtl. sogar das neu kardieren angesagt.
Um "das Gekrabbel" erst mal wegzukriegen, könnte man erst mal als Erste-Hilfe-Maßnahme die Betroffenen Sachen in einen dicken Müllsack stecken und die Tütenöffnung um die Staubsaugerdüse fest drum halten und ein Weilchen die Luft raussaugen. Damit bringst Du das meiste Krabbelvieh erst mal zum Platzen.
Dann könnte man entweder die Tiefkühler- oder die schwarze-Sack-in-Sonne-Methode anwenden und anschließend mit Neem einduften. Aber das sehe ich nicht wirklich als sichere Methode an. Zumindest in meiner Erfahrung ist die Wahrscheinlichkeit, dass wieder ein Mottenbefall auftaucht recht hoch...
Deshalb würde ich solche Wolle möglichst schnell verarbeiten, damit man auf der sicheren Seite ist, wenn das Garn heiß gewaschen wurde. Außerdem würde ich dieses potentiell noch infizierte Garn Quarantäne-mäßig behandelt d.h. weit weg von anderem Wollkram stauen.
Aber die wirklich sicheren Methoden wären folgendes:
- Alles heiß und mit Waschmittel/Seife/Spüli zu durchzuwaschen ...
Ulrike wendet dabei folgende Methode an:
Sie steckt die befallene Wolle in einen mit Wasser+Spüli (?) gefüllten Einkochtopf mit Thermostat und lässt das ganze einmal bis kurz unter den Siedepunkt hochheizen und wieder auskühlen. Dann kommt natürlich noch das Schleudern, mehrfache Spülen usw. - Das Einfärben der Wolle. Das überlebt auch nix Mottiges mehr. Geht natürlich nur, wenn es sich um färbbare naturfarbene Fasern handelt.
Diese Arbeit und diesen Aufwand würde ich aber nur bei besonders wertvollen Fasern machen.
Aber noch ein sehr wichtiger Punkt:
Wo hattest Du die befallene Wolle verstaut?
Da solltest Du in der Umgebung alles ganz penibel saubermachen. Aussaugen, Flächen wischen... (ich gebe gerne einen Schuss Neem-Motten-Lösung in das Wischwasser, wenn ich Kleider- oder Wollaufbewahrungsschränke auswische).
Sind irgendwo nach andere Wollgegenstände gestaut?
(Wollkleidung, Garne, weitere Wolle)
Kontrolliere alles und dufte es mit Neem ein, damit evtl. noch herumirrende Motten nicht dorthin wandern, wo Du doch jetzt ihre Hauptmahlzeit auf den Balkon gestellt hast. Ich würde evtl. auch daran denken, eine
Pheromklebefalle (für Kleidermotten!) dort in dem Raum aufzustellen, wo Du die Wolle vormals gelagert hattest. Fängst Du dort mehr als nur eine vereinzelte Motte, kannst Du davon ausgehen, dass noch irgendwo Motten unterwegs sind.
Aber achtung, wenn Du keine Fliegengitter vor den Fenster hast und diese (oft) offenstehen hast ... evtl. noch nachts mit Licht, kannst Du so Mottenmännchen auch von draußen anlocken...
Zitat:
deshalb lagere ich nur noch im "edlen plastik", nicht schön, aber sicherer!
Was hast Du denn da für sichere Plastikbehältnisse?
Motten sind fähig, sogar aus Schraubgläsern durch die Gewindegänge nach außen zu klettern (und ich denke wohl auch umgekehrt). Vielleicht ist die Chance, dass sich eine umherflatternde Motte in eine Plastikkiste mit Deckel verirrt, etwas geringer ... aber als sicher erachte ich dies Aufbewahrungsmethode nicht. Außerdem ist die Aufbewahrung in relativ dicht schließenden Plastikbehältnissen nicht angebracht, wenn das ganze Temperaturschwankungen ausgesetzt ist oder das Klima feucht ist (Seeluft ...). Ansonsten besteht die Gefahr von Gilb, Muff, Schimmel ... usw.
Zitat:
in fest verschlossenen Plastiktüten sicher?
nicht gut ... Mottenlarven fressen sich lustig und fröhlich durch Plastiktüten. Ist absolut kein Hindernis für sie.
In nicht atmungsaktiven Behältnissen Wolle auf dem Balkon und damit mit entsprechenden Temperaturschwankungen zu stauen, wäre zusätzlich auch noch grober Unsinn. Da könntest Du die Wolle auch gleich auf den Müll kippen.
Zitat:
Bevor Du die wolle umquartierst, sie genau untersuchen, draußen auslegen, denn bewegung mögen sie gar nicht!
... aber das würde ich weit weg vom Haus und von allen Fenstern und Eingängen machen... nicht das die Viecher wieder zurück in die Wohnung wandern. Damit kann man vielleicht extrem vereinzeltem Befall zu Leibe rücken bzw. es zur Sichtung der Bestände anwenden. Aber für stärker befallenes ... da weiß ich nicht so.
Zitat:
Damit die biester nun nicht mit umziehen, zur sicherheit "mottenpapier" (o.ä.) in den beutel, jedenfalls habe ich (bis jetzt) den plagegeistern so zu leibe rücken könne
Oh ... auch ein schöner Vorschlag ... Mottenpapier enthält verschiedene Pyrethroide ... die stehen u.a. im Verdacht Krebs auszulösen (Lymphdrüsenkrebs/Leukämie...), Beeinträchtigen das Immunsystem, lösen öfter Allergien aus ...
Gut, dass ich sofort niesen muss, wenn ich so was näher komme und mich zudem todjucke, wenn irgendwas nahe an Mottenpapier/Mottenkugeln gelagertes auf meine Haut kommt. Wobei ich zugeben muss, dass ich über die warme Jahreszeit ein Streifchen Mottenpapier an die Decke meines Wollräumchens pinne. Ich muss das aber abhängen, wenn ich mich länger darin aufhalte und es kommt nicht in Kontakt mit irgendwas, was ich nachher verarbeite oder anfasse.