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 Betreff des Beitrags: Drehungsgrad (e: twist angle)
BeitragVerfasst: Do 17. Jul 2008, 21:43 
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Spinning-Jenny
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Registriert: Mo 7. Jul 2008, 01:10
Beiträge: 3098
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im alten Forum geschrieben am 29.12.2007 - 16:51


Juch-hu ... die ganze Zeit habe ich nach einer deutschen Bezeichnung für "twist angle" gesucht. Bisher habe ich es immer als Verdrehungswinkel übersetzt.

Jetzt habe ich im Henschel einen Begriff dafür gefunden: Drehungsgrad

Was ist damit gemeint?
Sozusagen die Steigung der Fasern im Garn. Alles klar :dizzy:

Hier mal ein Bild eines vereinfacht dargestellten Fadens:
Bild
der eingezeichnete und mit α bezeichnete Winkel entspricht dem Drehungsgard



Ich habe diesen Fred extra hier in die Garngestaltung geklebt, weil ich denke, er passt hier am besten her. Schließlich ist er eines der Elemente, mit welchem man ein Garn beschreiben sollte ... welches man bewusst auch verändern und gestalten kann.



Im Henschel fand ich darüber hinaus auch noch folgende Drehungsgrad-Empfehlungen für folgende Garnsorten:

Strickgarn: 5°-12°
Webschußgarn: 15°-20°
Webkettgarn: 25°-45°



Damit man sich das mal besser vorstellen kann, habe ich das mal aufgezeichnet:

Bild



Die Seiten 100-110 im Henschel, das Kapitel "Dünne und dicke Fäden, Garnnummer und Drehungsgrad", sind wirklich interessant.

Wobei ich allerdings die oben genannten Drehungsgradbereiche nicht unbedingt als Gesetz ansehen würde. Es gibt ja mehrere Dinge, die die Wahl des Drehungsgrades beeinflussen sollten (z.B. Fasersorte -> -länge, -feinheit).

In anderen Büchern findet man übrigens wieder andere Drehungsgrad-Empfehlungen. So z.B. bei Gibson-Roberts in High-Whorling unter der Überschrift "Spinning Singles for Knitwear" (=Einfachgarn für Strickkleidung):

14°-21° - bulky weight yarn / 4-8 wpi / medium and long wools
21°-30° - heavyweight yarn / 10-12 wpi / fine, medium and long wools
30°-39° - sportweight yarn / 14-16 wpi / fine and medium wools



Neben dem Drehungsgrad eines Einfachgarnes gibt es natürlich auch noch den Zwirn-Drehungsgrad. Dieser ist eigentlich sogar viel einfacher zu erkennen. Beim Einfachgarn stellen die schrägen Striche in der vereinfachten Zeichnung ja eigentlich nur eine einzelne schräg liegende Faser dar.

Um den Drehungsgrad eines Garnes zu bestimmen, kann man sich eine einfache Lehre bauenen. Im Prinzip ähnlich wie die zweite Abbildung oben. Man zeichnet sich eine Bezugslinie (0°) auf ein Blatt Papier und dann mit einem Geodreieck weitere Linien mit den unterschiedlichen Winkeln zu dieser und beschriftet sie.
Dann legt man einfach das Garn auf die 0°-Linie und schätzt ab, welchem der eingezeichneten Winkel die schrägliegenden Fasern im Garn am nächsten kommen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drehungsgrad (e: twist angle)
BeitragVerfasst: Do 17. Jul 2008, 21:45 
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Taiga-Rad

Registriert: Sa 12. Jul 2008, 12:48
Beiträge: 885

im alten Forum geschrieben am 31.12.2007 - 13:46



Spinntantchen schrieb: "Es gibt ja mehrere Dinge, die die Wahl des Drehungsgrades beeinflussen sollten (z.B. Fasersorte -> -länge, -feinheit)."

Nee, ich glaube nicht. Mable Ross schreibt, dass Garn mit dem gleichen Drehungsgrad gleich hart oder weich ist - was sich mit dem Durchmesser ändert ist die ANZAHL der Drehungen per Masseinheit (auf englisch "twists per inch" oder "tpi").

Wie sich das mit Priscilla Gibson-Roberts verträgt, weiss ich jetzt auch nicht... Da müsste man mal ernsthaft Muster spinnen und messen.

Eilleen Hallmann listet auf ihrem Video die folgenden Drehgrade für nicht verzwirnte Einzelfäden - angeblich (US) Industrie-Normwerte:

Strickgarn: 20 Grad
Schussgarn: 25 Grad
Kettgarn: 40 Grad
Voile (was immer das ist): 45 Grad
Crepe: 50 Grad

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 Betreff des Beitrags: Re: Drehungsgrad (e: twist angle)
BeitragVerfasst: Do 17. Jul 2008, 21:45 
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Spinning-Jenny
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Registriert: Mo 7. Jul 2008, 01:10
Beiträge: 3098
Wohnort: Flensdorf

im alten Forum geschrieben am 02.01.2008 - 15:22


Huhu Klara,

irgendwie stehe ich auf dem Schlauch oder wir meinen beide was unterschiedliches.

Klara schrieb
    Spinntantchen schrieb: "Es gibt ja mehrere Dinge, die die Wahl des Drehungsgrades beeinflussen sollten (z.B. Fasersorte -> -länge, -feinheit)."

    Nee, ich glaube nicht.


Bitte beachte, dass ich hier FASERlänge + -feinheit geschrieben habe und nicht GARNdicke.

Nimm einfach mal an, Du möchtest zwei Garne spinnen. Beide sollen gleich dick werden. Das eine spinnst Du aber aus einer extrem langstapeligen Wolle (z.B. mit 15 cm Faserlänge) und das andere aus einer sehr sehr kurzen Faser (z.B. Baumwolle, 2 cm Faserlänge).
Dann ist ganz klar, dass das Garn aus der sehr kurzen Faser natürlich viel viel mehr Drehung braucht als das mit aus den langen Fasern. Da beide Garne aber genau gleich dick sein sollen, bedeutet dies, dass das Garn aus der kurzen Faser einen viel höheren Drehungsgrad benötigt (um einen stabilen Faden zu ergeben).
Womit argumentativ bewiesen wäre, dass die Faserlänge auch einen Einfluss auf die Auswahl des Drehungsgrades eines Garnes hat.

Klara schrieb
    Nee, ich glaube nicht. Mable Ross schreibt, dass Garn mit dem gleichen Drehungsgrad gleich hart oder weich ist - was sich mit dem Durchmesser ändert ist die ANZAHL der Drehungen per Masseinheit (auf englisch "twists per inch" oder "tpi").



Das ist mir schon klar. Vielleicht sollte ich dazu auch eine kleine Skizze machen, um das zu verdeutlichen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drehungsgrad (e: twist angle)
BeitragVerfasst: Do 17. Jul 2008, 21:46 
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Taiga-Rad

Registriert: Sa 12. Jul 2008, 12:48
Beiträge: 885

im alten Forum geschrieben am 03.01.2008 - 16:16


Sorry Spinntantchen, du hast natürlich Recht und ich habe wieder zu schnell gelesen und geschrieben...

spinntantchen schrieb
    Nimm einfach mal an, Du möchtest zwei Garne spinnen. Beide sollen gleich dick werden. Das eine spinnst Du aber aus einer extrem langstapeligen Wolle (z.B. mit 15 cm Faserlänge) und das andere aus einer sehr sehr kurzen Faser (z.B. Baumwolle, 2 cm Faserlänge).
    Dann ist ganz klar, dass das Garn aus der sehr kurzen Faser natürlich viel viel mehr Drehung braucht als das mit aus den langen Fasern. Da beide Garne aber genau gleich dick sein sollen, bedeutet dies, dass das Garn aus der kurzen Faser einen viel höheren Drehungsgrad benötigt (um einen stabilen Faden zu ergeben).



In der Theorie ist das zweifellos so, aber ich weiss nicht, ob's in der Praxis auch geht: Wenn ich eine dicke Wolle spinnen will, muss die relativ wenig gedreht sein, damit sie sich nicht wie Draht anfühlt. Und Baumwolle hält dann vermutlich nicht zusammen. Umgekehrt weiss ich nicht, ob 15 cm lange Wolle, die vermutlich als Einzelfaser schon ziemlich dick ist, einen angenehmen feinen Faden ergibt. Deshalb spinne ich meine feinen Fasern immer zu feinen Garnen und die dicken Wollen zu dicken Garnen.

Weshalb der kaum auseinandergezogene Lamm-Angora Rolag einen anscheinend haltbaren Zweifachzwirn mit 1 cm Durchmesser und vielleicht 30 Grad Drehungsgrad ergeben hat, ist mir allerdings schleierhaft.

Wenn ich die Grad richtig abgelesen habe, hast du mit deiner Aussage jedenfalls auch praktisch recht, weil 30 Grad im Zwirn für bulky yarn viel zu hoch wären. Aber mein 5 cm sind mollig weich... Allerdings sind die nicht "ernsthaft" gesponnen, sondern ich habe nur beim Fernsehen ein bisschen das Faserröllchen mit den Fingern verdreht.

Ich muss mich doch mal dran machen, dicke Fäden zu spinnen - Wolle habe ich ja genug. Und dicke Stricknadeln auch...

Klara

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 Betreff des Beitrags: Re: Drehungsgrad (e: twist angle)
BeitragVerfasst: So 5. Feb 2012, 21:32 
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Tahkli

Registriert: Do 6. Mai 2010, 11:11
Beiträge: 161
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Durch Zufall den Link angeclickt und hier gelandet.

Toll was Ihr hier so an Wissen bietet.

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Eine Wunderfaser wie Wolle verspinnen zu können, sollte ständig gute Laune erzeugen :)
Das Raumklima verbessert sie von alleine .
Für gute Laune hilft evtl Schokolade, wenn sonst nichts wirkt.


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