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 Betreff des Beitrags: Chemie versus Natur?
BeitragVerfasst: Mo 29. Sep 2008, 00:13 
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Akha-Spindel
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Registriert: Sa 27. Sep 2008, 16:08
Beiträge: 92
Wohnort: bargebuhr
bitte nich böse sein, aber ich habe im chemie-studium mal an som seminar zum thema farben und färben teilgenommen und muß sagen, daß eigentlich so ziemlich jegliche form des einfärbens ne menge mit chemie zu tun hat, sei es auch noch so sehr als "naturfarbe" bezeichnet.zb um chromat (giftig) mangan (auch giftig) oder ähnliche mittel kommt man kaum herum, wenn die farbe einige läufe in der maschine überstehen soll. selbst das färben mit walnuß oder zwiebel erfordert für ein "waschechtes" ergebnis schon ziemlich drastische mittel.

meine frage also: ist es sinnvoll, zwischen chemischen und "natürlichen" färbungen zu unterscheiden?

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 Betreff des Beitrags: Re: Übersicht der unterschiedlichen Säurefarben
BeitragVerfasst: Mo 29. Sep 2008, 15:17 
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Navajo-Spindel
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Registriert: Mo 7. Jul 2008, 12:17
Beiträge: 395
Ich versteh den Unterschied so, dass die färbenden Ausgangssubstanzen unterschiedlichen Ursprungs sind. Dass die Beize unter Umständen trotzdem chemisch sind ist eien andere Geschichte...


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 Betreff des Beitrags: Re: Chemie versus Natur?
BeitragVerfasst: Mo 29. Sep 2008, 17:07 
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Akha-Spindel
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Registriert: Do 10. Jul 2008, 18:24
Beiträge: 93
Wohnort: Herzogenaurach
Mein Eindruck in der Debatte "Natur versus Chemie" war immer, dass man den Titel als Abkürzung von "Naturfarben und natürlich vorkommende mäßig giftige Beizstoffe versus Farbstoffe petrochemischer Herkunft und hochgiftige Beizstoffe" lesen muss.

Meine Zwiebelschalen-Färbungen habe ich bis jetzt immer nur mit Wasser, Salz, Zwiebelschalen und Essig angesetzt; auf Wolle war das eigentlich immer ausreichend für eine recht stabile Färbung. Leinen ist ja sowieso trotzig, also habe ich das gar nicht erst probiert.

--Thea
Regensburg, Germany

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 Betreff des Beitrags: Re: Chemie versus Natur?
BeitragVerfasst: Mo 29. Sep 2008, 19:06 
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Taiga-Rad

Registriert: Sa 12. Jul 2008, 12:48
Beiträge: 885
Alaun, die bei Pflanzenfärbung meistens verwendete Beize, soll wohl relativ ungiftig sein (trägt man ja auch als Deo auf die Haut auf). Bei den Pflanzen selbst kann's dafür anders aussehen - Françoise hat ein wirklich hübsches zartes Bordeauxrot aus einem tödlich giftigen Pilz geholt und Indigo soll nach einer Meldung in Shuttle, Spindle and Dyepot ca. 200 krebserregende Substanzen enthalten...

Trotzdem finde ich für mich Pflanzenfärbung insgesamt zu viel Aufwand für zu wenig Ergebnis: Wenn ich färbe, will ich rot, blau, grün, gelb (und Mischungen daraus) - Farben, die ich nicht auf dem Tier gewachsen kriege (Zwiebelschalengold ist nicht sooo weit von meinen beigen Kaninchen weg - und dann gibt's noch Apricot-Pudel und Alpacas). Und die in diesem Sinn schönsten Farben kriegt man nur unter grössten Schwierigkeiten mit einheimischen Pflanzen (wir haben's ein Wochenende lang ohne Erfolg versucht. Tarnfarben gab's in rauhen Mengen, aber ich wollte ja keine Armee einkleiden). Und bei tropischen Pflanzen steht ein solcher Transportaufwand dahinter, ganz zu schweigen davon, dass man nicht weiss, wie die Pflanzen (bzw. welche Pflanzen) geerntet werden, dass man von umweltfreundlich auch nicht mehr reden kann, finde ich. Ganz zu schweigen von den Kosten...

Dann doch lieber eine sogenannte ungiftige Chemiefarbe - ich will die Lösung ja nicht trinken. Und ich halte auch meine Nase nicht in die Farbtöpfchen (die Puderpartikel sind angeblich das Gefährlichste, die soll man nicht einatmen. Vorsichtige Leute tragen Atemmaske...)

Ciao, Klara

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 Betreff des Beitrags: Re: Chemie versus Natur?
BeitragVerfasst: Di 30. Sep 2008, 00:26 
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Akha-Spindel
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Registriert: Sa 27. Sep 2008, 16:08
Beiträge: 92
Wohnort: bargebuhr
in der tat ist kaliumaluminiumalaun ("DER" alaun) vergleichsweise ungiftig. der aufschluß der faser bzw das beizen aber ist ja nicht das einzige beim färben, das so chemisch passiert, immerhin brauchts oft ja später noch ne fixierung, damit die farbe auf resp. in der faser verbleibt, egal, was im weiteren passiert.

was das mit der giftigkeit angeht rede ich ja auch nich gleich von azofarben, die chemisch leicht zu verwenden und licht- sowie waschecht sind, wie sonst nur legosteinchen.

und was erwähnte indigo-färbung angeht, naja, das zeug is, sobald es erstmal im gewebe is, vollkommen harmlos und etwa so giftig, wie der baumwollstoff selbst, schließlich ist es ja ein pflanzlicher farbstoff.
beim färben selbst gibts allerdings mehrere verfahren, von denen einige recht aggressiv, die anderen geradezu stinkig sind. um den farbstoff nämlich in die fürs färben grundnotwendige leukoform zu bringen wird seit dem mittelalter in nicht-industriellen färbereien gegorener urin verwendet. auf wunsch such ich gern das eine oder andere rezept raus.

und noch was zum indigo: diesem nahe verwandt ist der echte purpur, ja genau der von den monarchenmänteln. im grunde muß man nur indigo mit etwas brom umsetzen, um den meeresschneckenfarbstoff zu bekommen.

achja und was die heimische flora und fauna angeht, es gibt schon so einiges, das hierzulande wächst und wirklich intensiv und bunt färbt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Chemie versus Natur?
BeitragVerfasst: Di 30. Sep 2008, 11:08 
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Taiga-Rad

Registriert: Sa 12. Jul 2008, 12:48
Beiträge: 885
Ja - was denn? Spann' uns bitte nicht auf die Folter! (Ja ich weiss, Krapp färbt rot - aber hast du schon mal Krappwurzeln gesammelt? Leute die's getan haben sagen mir, dass da kaum Wurzel dran ist - auch nach 3 Jahren noch nicht. Und 3 Jahre Gärtnern für kaum ein Ergebnis? Und das Polygonum-Blau hat an unserem Wochenende schon mal nicht hingehauen - mit vergorenem Urin haben wir's allerdings nicht probiert.)

Ciao, Klara

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 Betreff des Beitrags: Re: Chemie versus Natur?
BeitragVerfasst: Di 30. Sep 2008, 14:15 
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Tahkli

Registriert: Di 5. Aug 2008, 09:09
Beiträge: 187
mein Beinwell hat leuchtend Kiwigrün gefärbt...allerdings nur den ersten 50g-Strang, den ich gleich in den Riesentopf mit Blättern reingelegt habe. Die nachfoldenden Versuche ergaben ein eher zartes gelbgrün...hübsch, aber nicht intensiv.

liebe Grüße, angi

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 Betreff des Beitrags: Re: Chemie versus Natur?
BeitragVerfasst: Mi 1. Okt 2008, 04:40 
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Akha-Spindel
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Registriert: Sa 27. Sep 2008, 16:08
Beiträge: 92
Wohnort: bargebuhr
das mit dem krapp ausbuddeln hab ich noch nicht versucht, ich gestehe, aber eins weiß ich mal wirklich sicher: zum a und o, den farbstoff aus dem pflanzenteilen herauszukriegen is mal, das zeug wirklich feinst zu zerteilen und zwar nicht mal nur zwischen den fingern zu zerreiben oder so, sondern es entweder staubfein zu mahlen, oder eben entsprechend im mörser zerstampfen. wer das nicht tut kann selbstverständlich kaum das aus den zellen herausbekommen, was die farbe gibg. is doch klar. beim gegorenen urin nimmt man zwei tricks zur hilfe. zum einen bildet sich beim bakteriellen abbau von harnstoff ammoniak. das wieder gibt zusammen mit dem wasser eine durchaus aggressive stark basische lösung (hab da durchaus schon PH12 gemessen). und das zusammen mit der hitze und ein wenig mechanischer verformung is in der lage, die stabilen zellwände zumindest teilweise zu knacken. des weiteren sorgt diese alkalische brühe zusammen mit dem ebenfalls im urin entstehenden schwefelwasserstoff zu einer reduktion des farbstoffes indigo zur unter diesen bedingungen löslichen leuko-form, die durch hitze und mechanische verformung durchaus die zellwände passieren kann. beides zusammen ergibt schließlich auf der leine dieses wunderbare blau. wenn ihr aber mal nen tag lang in wie es früher in den städtischen färbereien üblich war (und heute in teilen der sog. dritten welt noch üblich ist), mit den bloßen füßen in seit teils wochen gärender, mit den färberpflanzen und teils auch schon zu färbendem gut vermischten und womöglich auch noch durch kohlefeuer darunter heißen urinbrühe herumgestampft seid, dann wißt ihr, warum färber zumeist außerhalb der eigentlichen stadt beheimatet waren. bedenkt man, daß zusätzlich manches gewebe hinterher eine ganz andere farbe annahm, als die küpe, was oft der schwarzen magie zugerechnet wurde, dann ist vllt auch erklärlich, daß mit dem aufkommen industrieller verfahren auch viel des alten wissens verlorenging, so zb auch, wie man an besseren krapp herankommt. vllt kennen aber die im lokalen botanischen garten oder dem botanischen institut der örtlichen uni/fb.biowissenschaften ertragreichere sorten der klassischen färberpflanzen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Chemie versus Natur?
BeitragVerfasst: Do 17. Sep 2009, 10:53 
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Großes Wollrad

Registriert: Mi 16. Sep 2009, 19:07
Beiträge: 1591
Wohnort: Ohlstadt
Zitat:
in der tat ist kaliumaluminiumalaun ("DER" alaun) vergleichsweise ungiftig. der aufschluß der faser bzw das beizen aber ist ja nicht das einzige beim färben, das so chemisch passiert, immerhin brauchts oft ja später noch ne fixierung, damit die farbe auf resp. in der faser verbleibt, egal, was im weiteren passiert.



Ich hab da mal nen alten thread ausgegraben, auf den ich schon vor einiger Zeit gestoßen war in Zusmamenhang mit Pflanzenfärberei.

Ich habe schon reichlich Pflanzengefärbt, entweder mit Alaun , oder mit Essigsaurer Tonerdenbeize gebeizt.
Eine Fixierung war bei Wolle in keinem der Fälle nötig. Die Färbung übersteht auch Waschen.
Auch Zwiebelschale und Walnuss halten ohne Beize und Fixierung.

Lichtechtheit ist eine andere Sache, aber auch chemische Farben sind nicht alle lichtecht.
Nun würde ich gerne mal wissen, hat einer von Euch schon mal pflanzengefärbte Wolle fixiert. Wenn ja mit was?

Karin


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 Betreff des Beitrags: Re: Chemie versus Natur?
BeitragVerfasst: Fr 18. Sep 2009, 10:45 
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Buch-Charka
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Registriert: Do 16. Jul 2009, 10:52
Beiträge: 1266
Öhm ich fixiere immer nach dem färben mit lauwarmen essigwasser...
was das nturfärben usw angeht, ganz ehrlich wer färbt schon mit urin?
das ist wirklich ein kleiner teil.

Als Naturfarben gefärbt sehe ich Wolle und Stoffe die vorwiegend mit Pflanzen und Tierprodukten gefärbt wurden.
Chemisch gefärbte ist zwar einfacher zu handhaben in der Norm, aber irgendwie fehlt mir auch der reiz der überaschung muss ich zugeben.
Und wenn ich bedenke was für farben da teilweise rauskommen bin ich immer wieder fasziniert...
Natürlich ist die Handspanne von gelb , grün und vor allem olic und kakifarben recht groß, aber es gibt eben auch andere.

Das färben immer was mit chemie zu tun hat ist auch klar, trotzdem sollte man einen unterschied machen aus , aus der Natur gesammelten Produkten und im Labor zusammengestellten Lösungsmittel ecetera...
Dann könnte man auch sagen das das färben der Blätter im herbst nichts mit natur zu tun hat sondern rein ein chemischer prozess ist was es ja auch ist.

Deshalb für meinen Begriff , naturgefärbte Wolle, ist mit Pflanzen und Tierprodukten entstanden, was wiederum bedeutet das es Farbunterschiede zwischen den Farbergebnissen geben kann, was für mich recht reizvoll ist.

Chemische sind vorwiegend schnell zu benutzende Färbungen, die eine gleichbleibende Färbung garantieren, gut wenn man etwas bestimmtes in einer betsimmten Fabe haben möchte , auch Farben die ind er Natur schwerer herzustellen oder zu finden sind.
Chemie mag vielleicht bunter sein, aber für mich wiederum uninterresannter


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