Zitat:
Probieren kannst du alles. Aber bevor du dich auf ein ganzes Projekt stürzt, und dich grün ärgerst, weil's daneben ging, probiers doch einfach mit einer kleinen Partie. 50 g je zusammengekardet, gefärbt und verstrickt - das ist schnell gemacht und der Verlust hält sich in Grenzen.
Naja, wobei so ein Probestückchen vielleicht was über die Verstrickbarkeit, Waschbarkeit und Griff und Weichheit aussagt. Über die Haltbarkeit z.B. Abriebsfestigkeit usw. gibt das wenig Auskunft.
Zitat:
- Ramie dient als Verstärker, weil sie hübsch reissfest.
Wobei eher davon abzuraten ist z.B. Sockengarn mit Ramie zu "verstärken". Es wird nämlich genau das Gegenteil bewirkt: Die festen Ramiefasern sägen nämlich regelrecht die schwächeren Wollfasern entzwei bei Beanspruchung/Reibung. Schnell ist so der Wollanteil unter der Sohle "weggelaufen" und nur noch ein Ramie-Netz übrig.
Übrigens hatte ich selbigen Effekt auch mal bei gekauftem Sockengarn einer größeren Sockenwollmarke beobachten können, die eine Saison lang mal Sockenwolle mit Hanfanteil anbot. Hatte nie Socken, die schneller durchgelaufen waren.
Allerdings habe ich auch schon selbst Ramie-deutsche Merino verkardiert und es gab eine sehr schöne Mischung mit tollen Effekten nach dem Färben mit Ashfordfarben (die Masse war nicht komplett gemischt sondern das Ramie noch recht ungleichmäßig in den Fasern verteilt). Allerdings habe ich das dann zu einer Mütze und keinen Socken verarbeiten, weil die ja nicht auf so auf Reibung beansprucht wird.
Zitat:
Wolle - warm und kuschelig, Leinen - glatt und kühl
Was bringt da eine Mischung?
So abartig klingt das gar nicht. Könnte mir durchaus vorstellen, dass z.B. die Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit von etwas mit Wolle versetztem Leinen sich bessern könnte ... Je nach Mengenverhältnis wird dann halt die eine oder andere Eigenschaft überwiegen oder eine Mischeigenschaft entstehen.
Fasern mit sehr unterschiedlicher Länge sind wirklich schwierig(er) zusammen zu kardieren und auch schwierig(er) zu verspinnen. Heißt aber noch lang nicht, dass man's deshalb nicht machen darf.
Übrigens hatte ich vor kurzem erst eine Spin-Off in den Händen, wo bei der Vorstellungen eines Spinnfaseranbieters ein Bild zu sehen war, wo vor der Kardierung von Wolle-Seide, die Seidenfasern auf die ungefähre Faserlänge der Wolle zurückgeschnitten wurde. Einen Vorgang den man ja ggf. per Schere auch für die Heimkardierung anwenden könnte.
Es wird wohl auch immer darauf ankommen, was Du erreichen willst. Willst Du die Fasern zu einer homogenen Mischung kardieren? ... oder darf auch ruhig ein Effektgarn dabei herauskommen.
Also wenn ich sehe, was für ein Unsinn für diese "Designer-" und "Artyarns" zusammen-verkardiert wird, sind doch solche Mischungen von unterschiedlichen Pflanzen- und Tierfasern ja noch ganz "normal" und "harmlos".
Ein Punkt, der hier noch gar nicht zur Sprache kam:
Es wird sehr stark von Deinem Kardiertier abhängen, welche Mischungen und Fasern Du erfolgreich und gut damit mischen kannst.
Ich denke, die Ergebnisse und Erfahrungen werden stark unterschiedlich ausfallen, je nachdem ob Du eine alte Louet-Karde mit 25 TPI oder eine Strauch Finest mit 120 TPI und allen Schikanen verwendest.
Zitat:
Das wär doch DIE Gelegenheit, gleich eine Reihe Faserblätter anzulegen mit den ganzen Experimenten
und uns all deine Erfahrungen mitzuteilen!
Gerne dürfen auch einzelne Kardiermischungen in der Garngalerie mit Bild und Bericht vorgestellt werden (sollten es zu viele werden, mache ich auch gerne ein eigenes Unterforum dafür auf). Oder vielleicht auch eine Idee für eine Kardiermischungsproben-Tauschaktion?