Ich habe am ersten April 5 Schafvliese "für Lau" bekommen und sie binnen drei Tagen durchgewaschen.
Bei uns ist das Wasser so hart, dass es aus der Leitung rieselt, also war waschen mit Seife von Vorneherein nicht drin. Ich bin auf Spüli von Frosch ausgewichen.
Vom Arbeitsablauf (ACHTUNG - nicht auf Merinowolle anwenden, das gibt Filz):
Vlies ausbreiten und sichten. Alle verkoteten und sonstwie minderwertigen Stellen aussortieren und auf den Haufen für den Recyclinghof werfen. Super-dreckig und kurzstapelig sind die Arbeit nicht wert.
Badewanne voll Wasser - so heiß, wie es aus der Leitung kommt (bei uns etwa 70 Grad), großzügig Spüli dazugeben.
Vlies in die volle Badewanne schmeissen und langsam unter Wasser drücken. Das Wasser wird sofort dunkelbraun bis schwarz. Eine Stunde einweichen lassen. Dann das Vlies zusammenschieben und in einem Fahrradkorb abtropfen lassen.
Wasser ablassen. Dabei muss man ständig den Abfluss "entstopfen", da Wollklumpen und anderer Dreck das Sieb zusetzen. Den ganzen Dreck aus der Wanne spülen. Wolle draussen weitertropfen lassen und mit neuem Vlies von vorne anfangen.
Wenn die ganze Reihe durch ist, das erste Vlies noch einmal einweichen etc. wie zuvor. Für jedes Vlies wiederholen.
Dritter Waschgang ohne Spülmittel. Das Wasser sollte nach einer Stunde nur noch trüb hellbraun sein. Die Wolle ist jetzt "lagersauber".
Die Badewanne mit Essigessenz (oder Badreiniger; bei uns bietet Kalk viel Angriffsfläche für Lanolin) reinigen, mit reichlich zeitlichem Abstand Abflussfrei in den Ausguss kippen.
Vor dem Verarbeiten die Wolle noch einmal in kleinen Mengen einzeln waschen, dann färben und/oder kardieren/kämmen und weiterverarbeten.
Ist das Vlies von Vorne herein super-dreckig: Wegwerfen. Es ist der Mühe nicht wert und macht nur Ärger.
Wolle waschen vs. Wolle fertig kaufen:
Der Preis von fertig gekämmter oder gekarrdeter Wolle macht die Wollwaschaktionen wie oben beschrieben eigentlich zu einer unsinnigen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Ich habe meine Wollhaufen geschenkt bekommen - die Qualität, die ich bekommen habe, hätte auch niemand gekauft. Jetzt verbrate ich die Wolle auf Lernprojekte und Ausprobier-Sachen, aber für produktive Arbeit greife ich weiterhin auf "fertige" Kammzüge zurück.
Dieser Post kommt jetzt wahrscheinlich zu spät, aber vielleicht hilft es jemand anderem, der unbedarft an die Sache herangeht.
Ein paar Gedanken zum Thema gibt es auch auf meinem Blog:
http://tagebuch.handsticken.de/?p=111 (Zwei Arten, Wolle zu waschen)
http://tagebuch.handsticken.de/?p=110 (Zwei Vliese gewaschen, eins eingeweicht)
--Thea
Herzogenaurach, Germany