Ich glaub', unsere Vorstellung von Orenburg-Ziegenhaar ist falsch. Ich hab' den Spin-Off-Leserbrief nämlich wiedergefunden, und da schreibt Roy Repaske, der Präsident der Eastern Cashmere Association:
Zitat:
".....Cashmere is the winter undercoat produced by some goats. To be classified as cashmere, it must be crimped throughout the length of the fiber, no more than 19 microns in diameter and a minimum of 1 1/4 inches in length. .... Cashmere goats as such are not a "breed" and thus cannot be called "pure-bred". In fact, any goat is capable of producing cashmere provided the fiber meets the aforementioned standards. Cashmere goats are those which have been selected because they produce cashmere fiber in significant quantities. ...
A member of ECA attended a workshop with Olga Fedorova and Galina Khmeleva in 1996. The fiber used in the Orenburg lace shawl workshop was long and wavy and coarser than cashmere. .... apparantly these Russian "cashmere" goats have had a strong infusion of Angora goat characteristics blended in at some point."
Für die Nicht-Englisch-Leser: Kaschmir ist Ziegen-Unterwolle - welcher Rasse die Ziege angehört ist egal. Wichtig ist, dass die Faser über die ganze Länge gekräuselt ist, maximal 19 Micron Durchmesser hat und mindestens 3,2 cm lang ist. Die Fasern dagegen, die von Olga Fedorova und Galina Khmeleva 1996 in einem Orenburg-Tücher-Workshop verwendet wurden - Olga ist eine berühmte Strickerin, von der einige wunderschöne Tücher im Buch von Galina (Gossamer Webs, Interweave) abgebildet sind - waren lang, wellig und gröber als Kaschmir. Repaske meint, dass da irgendwann mal etliche Angoraziegen-Eigenschaften eingekreuzt wurden.
Leider schreibt er nichts über den Glanz - aber lang, wellig und relativ grob kommt ja schon hin.
Galina, was die Verwirrung bezüglich Schaf und Ziege angeht - da brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen. Der Grossteil der Menschheit - Tierärzte, Landwirte und Spinner eingeschlossen - kann nicht zwischen einer langhaarigen, lockigen Ziege und einem Schaf unterscheiden. Peinlich, aber die Erfahrung mache ich dauernd (und dabei habe ich französische Schafrassen und ganz normale Angoraziegen).
Übrigens schreibt Galina Khmeleva schon, dass Zuchtversuche zur Ertragssteigerung zu längeren, gröberen und geraderen Fasern geführt haben. Im nächsten Satz steht dann was von Anstrengungen zur Rückkehr zur früheren Qualität - aber die waren wohl nicht durchgehend von Erfolg gekrönt (wenn man unsere Erfahrungen berücksichtigt). Im gleichen Kapitel steht auch, dass das Garn für die "warmen Tücher", die heutzutage immer grau seien, dicker gesponnen wird und mit Baumwollbatist verzwirnt - womit der, den ich gesehen habe, verzwirnt war, habe ich nicht gesehen, aber dicker gesponnen passt.
Galina, fährst du mal wieder hin? Dann kannst du ja vielleicht weiterforschen - mich würde interessieren, ob jemand noch die ganz feinen Tücher - die, die man durch einen Ehering ziehen kann - strickt. Und was so eins kostet (rein interessehalber - kaufen tue ich bestimmt keines).
Textilien sind spannend!
Ciao, Klara