handspinn-forum.de

Hallo an alle,
Möchte wieder mal spinnen und einen weichen Faden herstellen für ein
Geschenk,welche Faser ist weicher Merino oder BFL oder auch Polwarth?
Mit Neylon gemischt wäre auch sehr weich aber habe ich nicht.Kann mir
jemand Bitte raten was weicher ist?
Grüße
italia

Oh- das, was man fühlt, fühlt jeder anders.

Jedenfalls ist australische Merino deutlich weicher als südemerikanische und die ist weicher als süddeutsche und dann habe ich da noch einen Pulli aus anderer deutscher Merinowolle, das ist der kratzigste Pullover, den ich je hatte und ich ziehe ihn im Gegensatz zu meiner heimischen Schwarzkopfjacke mit dem rustikalen Griff gar nicht gern an.

Es kommt auch noch auf die Spinntechnik an.....

Meine Lieblingsfaser ist die Polwarth. Die lässt sich auch wunderbar färben und ist sehr weich.
Merino find ich auch nicht schlecht, ist aber für mich nicht so weich. Und mein Hals ist sehr empfindlich.


Viele Grüße

Nobi

Hat denn jemand mal Micron-Angaben bezügl. der Feinheit zu den Fasern zum Vergleich?

lt. engl. Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Merino
(die dt. Version gibt da keine interessanten Infos)


Wer gut in Englisch ist, sollte sich diesen längeren Blogartikel zum Thema BFL vs. Merino 'reinziehen'
https://canttalkdyeingshop.wordpress.co ... leicester/

Dort wird für BFL eine Microangabe 24-28 angegeben (lt. Züchtervereinigung).

Auf der Homepage des Wild Fibres Magazins gibt es auch eine Vergleichstabelle zur Faserdicke:
http://www.wildfibres.co.uk/html/fibre_size.html
.... nur so nebenbei.

Um die Fasern noch irgendwie möglichst subjektiv zu vergleichen, wären auch die Stapellänge bzw. Faserlänge sowie die Kräuselung (crimp) zu beachten.
Und ich denke, da liegt der Hauptunterschied: Merino ist eine eher sehr stark gekräuselte Faser (viel 'crimp') während BFL eher gewellte als gekräuselte Fasern hat.
Das hat dann Auswirkungen auf die Eigenschaften des daraus entstehenden Garnes. Stichwort Elastizität aber auch Ausleierneigung (oder wie sonst man das nennen soll), Wärmeeigenschaft, 'fluffiness', ... und das hat halt auch Auswirkungen auf die Stärke der Fasern, Haltbarkeit des Garnes. Durch die 'fehlende' Kräuselung wirkt das BFL auch glänzender.

Stapellänge für Merino wird in o.g. Wikipedia-Artikel mit 65–100 mm angegeben.
Und in dieser Quelle für BFL mit 8-15 cm.

Ob Dir BFL jetzt weich genug ist, um sie auf der Haut zu tragen, ist wohl eine sehr objektive Entscheidung. Und ansonsten würde ich halt sagen, dass man aufgrund der unterschiedlichen Fasereigenschaften sich je nach Verarbeitungszweck entscheiden sollte. Also besser BFL statt Merino für Socken ...

Die Hummel fliegt ja trotzdem: Also obwohl im Lehrbuch steht, dass das aerodynaischer Unsinn ist.... (oder mal irgendwo stand.)

Also mir machen die Theorien ja immer Spaß und ich beschäftige mich auch gerne damit, aber letztendlich hängt es meiner Erfahrung nach doch von sehr vielen Faktoren ab, wie kratzig oder kuschlig man ein aus handgesponnenem Garn gefertigtes Kleidungsstück empfindet.

Wie oben schon geschildert: Merinowolle unterschiedlicher Herkunft habe ich schon sehr unterschiedlich erlebt, von fast schon seifenschaumweich bis derart kratzig, dass ich genau diesen Pulli nicht tragen mag.

Dann spielt auch die Spinnweise eine Rolle: So habe ich meine ersten Schwarzkopfgarne "weg vom Schaf" aus handkardierten Batts im kurzen Auszug zu recht kratzigem Garn gesponnen, während ich aus dem gleichen Ausgangsmaterial mittlerweile Garne produziere, die ich als - wenn nicht schmuseweich, so doch – kuschlig und gemütlich empfinde (meine Lieblingsjacke.).

Sodann sehe ich zwar auch mehr Crimp in Merinofasern als in BFL, aber entgegen der Theorie erlebe ich Merino oft als Faser "ohne Stand". Trotz Crimp neigen Kleidungsstücke daraus zum Ausleiern, andererseits nimmt sie beim Spinnen unpassende Drallpassagen nicht besonders übel.....

Also ich glaube, um ins Blaue Wolle für ein Geschenk zu bestellen, hilft die ganze Theorie nicht wirklich weiter.

Was BFL betrifft, so habe ich die zwar schon gesponnen, aber noch nichts draus gestickt oder getragen, so dass ich da keine Aussagen darüber treffen kann.

Für zwei kratzempfindliche Freundinnen habe ich schon bunte australische Merinowolle vom Wollschaf versponnen, gestrickt und als Schal verschenkt und die fanden das beide schmuseweich am Hals, aber ich habe gerade gesehen, dass Wollschaf genau die offenbar nicht mehr im Sortiment hat, so dass ich aus der aktuellen Auswahl auch nicht sagen könnte, welche davon die Nachfolge ist und eine entsprechende Empfehlung abgeben könnte.

LG Hummelbrummel

Mit dem Weich ist das so eine Sache, am Anfang habe ich alle möglichen Fasern versponnen und mit der Zeit hat sich herauskristallisiert das ich alles über 18mic als zu kratzig für direkten Hautkontakt halte. Somit wäre meine Antwort auf deine Frage Merino ist weicher, sofern sie eine niedrige Micronzahl hat
LG
Lea

Also so gegen die Theorie ist das nicht. Die Kräuselung bedingt ja überhaupt erst mal, dass sich etwas Ausleihern kann. Wenn sich nichts dehen kann (weil glatte lange Faser), kann auch nichts ausleihern.

In der Physik gibt es ja die Elastizitätsgrenze. Wenn man ein Material (oder eine Feder) über einen gewissen Punkt hinaus dehnt, geht sie nicht wieder in ihre Ausgangslage zurück. Also das Teil wäre theoretisch ausgeleihert.
Meiner Meinung nach, müsste man bei Wolle zwei Elastizitätsgrenzen setzen ... also die, wo es NIE mehr in die Ursprungslänge zurückgeht ... und die wo es erst mal nicht mehr von alleine zurück in die Ausgangslage geht, aber nach dem Waschen sich wieder zusammenzieht.

Ein Woll- oder Merinogarn ist ja auch nicht wirklich ein Gummiband oder eine Feder. Ich denke, es geht da um ganz geringe Dehnungen ... z.B. kann wohl ein einzelner Kettfaden leichte Spannungsunterschiede ausgleichen. Aber bei einer gestrickten Langjacke zieht halt das restliche Material so stark nach unten, dass die Fäden sich dehnen und die Jacke ausleiert. Durch's Waschen zieht es sich wieder zusammen und sofern man es flach trocknet, beginnt der Leier-Effekt erst wieder beim Tragen.


Wenn man sich die Micron-Angaben zu den unterschiedlichen Merinotypen anschaut, die gehen da von 24,5 bis 11,5 Micron, ist da ja doch schon ein deutlicher Unterschied, der auch deutlich zu spüren ist. Glücklicherweise geben ja mittlerweile fast alle Händler Micronangaben zu ihren (Merino-) Fasern an.

Die deutschen Merinorassen (das Merinofleischschaf, Merinolangwollschaf und das Merinolandschaf Quelle) dürfen sogar noch gröbere Wolle haben als in der oben genannten amerikanischen Quelle.






FAZIT: man kann also Wollen von 11,5 bis 32 Micron finden, die sich Merinowolle 'schimpfen' dürfen

@ Spinntantchen

Vielen Dank für die vielen informativen Links,

liebe Grüße, Erdrauch