Hallo zusammen,
aus gegebenem Anlass habe ich mir in letzter Zeit vermehrt Gedanken über Schmiermittel gemacht.
Hier im Forum habe ich zwei passende ältere Beiträge gefunden:
http://www.handspinn-forum.de/forum/viewtopic.php?f=50&t=213 http://www.handspinn-forum.de/forum/viewtopic.php?f=50&t=223und noch einen speziell zu Lederlagern
http://www.handspinn-forum.de/forum/viewtopic.php?f=50&t=1004Trotzdem bin ich noch neugieriger und es würde mich interessieren, welche Erfahrungen Ihr konkret mit den einzelnen Mittelchen gemacht habt.
Hier meine Erfahrungen und Überlegungen:
- Ballistol
.... ist mein absoluter Lieblingssaft in allen Lebenslagen. Gut zu allen Oberflächen, ungiftig - und mein Top-Favorit bei meinem anderen "großen Hobby": alten und weniger alten Strickmaschinen.
Aber: Beim Einsatz am Spinnrad habe ich den Eindruck, dass Ballistol seine schmierende Wirkung verliert, wenn es in Lagern eingesetzt wird, in denen es warm oder heiß wird. Also überall da, wo etwas bei schneller Rotation reibt (Flügellager Metall auf Kunststoff, Spulenlager Kunststoff auf Metall, Knechtlager Metall auf Metall, Flügellager Holz auf Leder, Flügelbremse Leder auf Holz).
Bilde ich mir das ein? Hat jemand von Euch den gleichen Eindruck? Gibt es eine "wissenschaftliche Erklärung" dafür oder dagegen?
- WD 40 kann ich gar nicht ab, weil es stinkt und manche Oberflächen angreift.
- Spinnradöl:
Bei meinem ersten Kromski war welches dabei, das war schwärzlich trüb. Das beim zweiten Rad ist klar, nur etwas gelblich. Es ist sehr flüssig und läuft leicht weg. Ich bin mir nicht sicher, ob es genug "Stand" hat um speziell am Spulenlager die nötige Schmierung zu erreichen, ohne dass ständig triefendes Nachölen nötig ist.
Bei meinem Sonata scheint es an den Flügellagern gut zu wirken (Kunststoff/Metall). Da wo die Knechtlager reiben, scheint es aber nicht die nötige "Pufferung" zu erreichen um ein Knirschen zu verhindern. Allerdings habe ich noch nicht viel Erfahrung.
Ein Spinnradhändler empfahl mir aus diesem Grund:
- Montagevaseline
(und lieferte sie freundlicherweise gleich mit.)
Das hiermit (versuchsweise sparsam und versuchsweise üppig) an den Lagern geschmierte Rad lief jedenfalls nicht ruhig - wobei ich nicht weiß, wo und woran letztendlich das Problem lag.
Heute bin ich mit einer Spule meines neuen Rades in den Werkzeugladen meines Vertrauens gegangen, um mich beraten zu lassen, was sie mir empfehlen würden, um an einem Holzgerät Kunststoff auf Metall bei zu erwartender Wärmeentwicklung bestmöglich zu schmieren.
Auf der Vaseline im Laden gab es keine Auskunft über die Temperaturbeständigkeit. (Bei der anderen hatte ich noch nicht drauf geachtet, weil das Problem da noch nicht in mein Bewusstsein gedrungen war.)
Mein Gefühl war damit nicht zufrieden, aber sollte eineR von Euch meinem Gefühl wissenswerte Fakten hinzufügen können, wäre ich dankbar.
Die Verkäuferin empfahl mir
- Silikonfett
Das ist laut Aufdruck bis 200° hitzebeständig und ein "Dauerschmierstoff" für "Metall, Kunststoff..." usw.
Hört sich jedenfalls nicht schlecht an. Aus meinem Hinterkopf drang in den Vordergrund, das wir früher bewegliche Teile an unseren Fahrradanhänger mit "Silikonspray" behandelt haben, aber auch, dass man das aus irgendeinem Grund für irgendwas nicht nehmen durfte - ich weiß aber nicht mehr, was das war.
Weiß jemand Näheres - bzw. hat Erfahrungen damit in der Spinnradanwendung?
- Plastilube
http://deweb02.henkel.com/technologies%5Csurface_technologies%5Cjsohnius.nsf/webviewde/88D78779FD81805BC12571B00034DA91/$File/PlastilubeV2.pdf?OpenElementDas habe ich jetzt schon öfter als gutes Mittel für Spinnräder gelesen, weiß aber nicht so recht, was ich davon halten soll.
"Plasti-" heißt es wohl eher nicht, weil es so gut mit Plastik harmoniert, sondern aufgrund der besonderen plastischen Eigenschaften (Thixotropie) und ist eigentlich für Bremsen gedacht. Da ich mich in Bremsen aber nicht auskenne, weiß ich schlichtweg nicht, ob die Funktion, die das Zeug da ausübt, mit dem identisch ist, was ich am Spinnrad vorfinde und erreichen möchte. Oder ob es ungewollte Spätfolgen gibt.
Ins Auge gesprungen ist mir auch die Warnung vor der Kombination mit "seifenhaltigen Schmiermitteln", wovon ich nun auch wieder nicht weiß, was das ist.
(und ob ich die vielleicht schon mit dem "Spinnradöl" - dessen Zutaten mir letztlich unbekannt sind aufgetragen habe und daher besser gar kein Plastilube dazutun sollte.
Das führt mich zu der nächsten Überlegung:
Wie sinnvoll oder schädlich ist es, verschiedene Schmiermittel (kurz nacheinander - weil eines nicht die erwünschte Wirkung zeigt - oder lang nacheinander, weil eines zu Ende ist) zu verwenden, auf dass diese sich mischen und unerwünschte Effekte nach sich ziehen? (Ich beherrsche leider nur Küchechemie in gröbsten Zügen.)
Und zu guter Letzt die Frage nach der Menge.
Im Umgang mit den Strickmaschinen habe ich gelernt: weniger ist besser.
Triefende Maschinenteile ziehen Wollfussel an, verkleben diese und bewirken genau das Gegenteil von "läuft wie geschmiert".
Bei diesen darf wirklich nur ein ganz zarter Film über den reibenden Stellen liegen, den ich mit einem getränkten Tuch auftrage.
Irgendwie widerstrebt es mir daher auch, Spinnräder zu üppig zu ölen/schmieren. Bei meinen bisherigen älteren Rädern bin ich mit Sparsamkeit bisher auch gut gefahren.
Aber zumindest bei den Kromski-Spulen und den Knechtlagern scheint ein dünner Film des zugehörigen Öls nicht auszureichen.
So, nun habe ich Euch ganz schön zugetextet. Sorry - Kürze ist nicht meine Stärke.
Jedenfalls bin ich gespannt, was Ihr zu berichten wisst.
Viele Grüße
Hummelbrummel