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 Betreff des Beitrags: "Ziege" als Doppelspinnrad - wie zu bedienen? Infos?
BeitragVerfasst: Sa 9. Feb 2013, 15:40 
Hallo,

bekannt sind uns die Doppelspinnräder als Bockrad ("Hungerrad") für Flachs.
Wir haben sogar selber eines, leider nur mit einer Spule.

Bisher noch nie gesehen hatte ich aber eines in Form eines Liegerades (datier von 1860).
Mir scheint, dass es auch nicht gedacht war, gleichzeitig auf zwei Spulen
zu spinnen, oder? Ein Jammer, dass leider Spulen mit Spinnflügel fehlen.

Das Material ist Eiche und andere Harthölzer. Wurde auf dunkel gebeizt/lackiert,
was womöglich ursprünglich nicht so war.

Hier die Links zu den Bildern:

http://i1220.photobucket.com/albums/dd4 ... Arc551.jpg
http://i1220.photobucket.com/albums/dd4 ... Arc556.jpg
http://i1220.photobucket.com/albums/dd4 ... Arc557.jpg

Danke für alles, was Ihr über dieses oder ähnliche Räder wisst!

LG
Dieter


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 Betreff des Beitrags: Re: "Ziege" als Doppelspinnrad - wie zu bedienen? Infos?
BeitragVerfasst: So 10. Feb 2013, 16:07 
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Navajo-Spindel

Registriert: Fr 29. Aug 2008, 15:59
Beiträge: 385
Wohnort: Niedersachsen
Doppelräder gab es in "Bock"- und in "Ziegen"-Form. Natürlich waren beide dazu gedacht, Flachs beidhändig zu spinnen (warum zweifelst Du?), es gibt ja auch zwei Spannknebel für die beiden getrenten Antriebsschnüre. Hungerrad deshalb, weil es nur machte, wer es wirklich finanziell nötig hatte.

Ja, sehr schade, dass beide Flügel fehlen ... Ansonsten ein schönes Rad, Westfalen, oder?.

Sigrid

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Geschichte und Bedeutung des Spinnrads in Europa, gebunde Ausgabe, Shaker-Media-Verlag
http://www.spinnrad.jimdo.com


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 Betreff des Beitrags: Re: "Ziege" als Doppelspinnrad - wie zu bedienen? Infos?
BeitragVerfasst: Mo 11. Feb 2013, 00:35 
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Spinning-Jenny
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Registriert: Mo 7. Jul 2008, 01:10
Beiträge: 3098
Wohnort: Flensdorf
Ich habe die letzten beiden Beiträge dieses Threads hierin in dieses nicht-öffentliche Unterforum verschoben. Den Grund für diesen Vorgang habe ich dort auch kurz erläutert.

lg spinntantchen

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Meine Seiten: www.spinntantchen.de und www.nadelbindung.de



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 Betreff des Beitrags: Re: "Ziege" als Doppelspinnrad - wie zu bedienen? Infos?
BeitragVerfasst: Mo 11. Feb 2013, 00:45 
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Fallspindel
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Registriert: Fr 8. Feb 2013, 21:02
Beiträge: 62
Gut, dann machen wir das anders - sorry spinntantchen, hab nicht bedacht, dass das hier öffentlich ist.

hallo dgaffre

Witzig dass ausgerechnet heute, wo du die Fragen stellst, eine ähnliche Lang-Ziege in der Bucht angeboten wird
Zumindest kannst du dort sehen, wie die Flügel aussehen.
Dadurch, dass sie ledergelagert sind, wäre der Einbau sogar eines Wolle-tauglichen Flügels mit größerem Einzug sehr gut möglich, ohne an die Substanz des Spinnrades gehen zu müssen.
Man müsste nur die Lederlager austauschen, die leicht wieder zurückgerüstet werden können.
Allerdings kann man dann wirklich nur zu zweit daran spinnen. Einhändig auf zwei Spulen gleichzeitig Wolle zu spinnen dürfte eine echte Herausforderung sein, die nicht wirklich machbar ist.
Ich bekomme am Dienstag eine süddeutsche Variante, habe allerdings den Verdacht, dass der Linke Spinnflügel nicht original ist, bzw. zu einem andern Rad gehört.
Ein Foto werde ich dann hier reinstellen.
Bei meinem kann man sehr gut zu zweit spinnen, weil von der Seite getreten wird und der Einzug rechts "um die Ecke" erfolgt.
Bei deinem Rad muss man halt links um die Ecke spinnen.
Nachtrag: Diese Räder waren im Gegensatz zu vielen alten Hochzeitsspinnrädern echte Arbeitstiere, was man am Tritt deines Rades gut erkennen kann. Ich vermute, dass auf den meisten reich verzierten/mit Namen versehenen etc. nur wenig, oder überhaupt nicht gesponnen wurde und sie damals schon hauptsächlich zur Dekoration dienten.

Noch ein Nachtrag:
z.B. die Donauschwaben hatten ausschließlich schwarze Ziegen, es gab laut mir bekannten Zeitzeugen überhaupt keine anderen Räder.
Das kann natürlich an den örtlich ansässigen Drechslern liegen, aber in vielen Regionen waren die Räder überwiegend schwarz.


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 Betreff des Beitrags: Re: "Ziege" als Doppelspinnrad - wie zu bedienen? Infos?
BeitragVerfasst: Do 14. Feb 2013, 23:00 
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Fallspindel
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Registriert: Fr 8. Feb 2013, 21:02
Beiträge: 62
@dgaffre

Kattugla hat auch eine Doppelspinnziege:
viewtopic.php?f=52&t=1944&p=11865


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 Betreff des Beitrags: Re: "Ziege" als Doppelspinnrad - wie zu bedienen? Infos?
BeitragVerfasst: Do 9. Mai 2013, 07:38 
Vor 25 Jahren in etwa, nach langem Suchen, hat mir eine Meisterin auf diesen Rad es mir vorgeführt. Es war in Walsrode, in der Lüneburger Heide. Sie konnte tatsächlich zwei Leinenfäden mit diesen Rad gleichzeitig spinnen. Es war herrlich ihr zuzusehen, es war Können.
Für Wolle, ist dieses Rad ungeeignet, da es ein Stossbrett hat und kein Wiegebrett. Es ist ein Flachsrad. Flachs sollte nur mit Stossbrett gesponnen werden.
Wolle nur mit Wiegebrett.(Antriebspedal)


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 Betreff des Beitrags: Re: "Ziege" als Doppelspinnrad - wie zu bedienen? Infos?
BeitragVerfasst: Do 9. Mai 2013, 09:16 
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Tahkli
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Registriert: Mi 2. Jun 2010, 12:08
Beiträge: 103
Wohnort: Coesfeld
Zitat:
Für Wolle, ist dieses Rad ungeeignet, da es ein Stossbrett hat und kein Wiegebrett. Es ist ein Flachsrad. Flachs sollte nur mit Stossbrett gesponnen werden.
Wolle nur mit Wiegebrett.(Antriebspedal)

Mir leuchtet nicht ein, was die Bauweise des Tritts mit der zu spinnenden Faser zu tun hat. Kannst du mir das bitte erklären?

Ich spinne seit Jahren verschiedene Wollen mit verschiedenen Einzeltritt-Rädern. Die Wiegetritte sind eine eher junge "Erfindung", die braucht man vor allem, wo der Spinnkopf viel Kraft braucht, z.B. bei einem gebremsten Rad mit großer Spule. Die klassischen zweifädigen Räder mit relativ kleinen Spulen laufen so leicht, dass sie sich problemlos mit einem (halben) Fuß in Gang halten lassen.

Beste Grüße -- Thomas

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 Betreff des Beitrags: Re: "Ziege" als Doppelspinnrad - wie zu bedienen? Infos?
BeitragVerfasst: Do 9. Mai 2013, 13:50 
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Taiga-Rad

Registriert: Sa 12. Jul 2008, 12:48
Beiträge: 885
thomas_f hat geschrieben:
...Die Wiegetritte sind eine eher junge "Erfindung", die braucht man vor allem, wo der Spinnkopf viel Kraft braucht, z.B. bei einem gebremsten Rad mit großer Spule....


Der Argumentation kann ich jetzt nicht ganz folgen - bei meinem Polonaise ist das Treten trotz Doppeltritt schwer genug (der Kraftaufwand hängt für mich in erster, zweiter und dritter Linie von Konstruktionsqualität und Übersetzung ab).

Nee, wenn ich mal spekulieren darf, glaube ich eher, dass Wiegetritte mit "Spinnen als Hobby" aufkamen, weil es viel schwerer ist, mit Nicht-Wiegetritt das Rad am Laufen zu halten. Damit muss man das Treten ernsthaft üben - und das will der Spinnanfänger nicht mehr unbedingt. Die Steigerung ist dann der Doppeltritt - damit müssten theoretisch auch Leute mit miserabler Körperbeherrschung ein Antriebsrad in die gleiche Richtung drehen können - und die, die's damit immer noch nicht schaffen, kaufen sich einen E-Spinner... (doch, da gibt's ein paar, laut Kevin Hansen).

Ciao, Klara

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 Betreff des Beitrags: Re: "Ziege" als Doppelspinnrad - wie zu bedienen? Infos?
BeitragVerfasst: Do 9. Mai 2013, 16:18 
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Tahkli
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Registriert: Mi 2. Jun 2010, 12:08
Beiträge: 103
Wohnort: Coesfeld
Na gut, ich versuchs mal ein bisschen vollständiger (obwohl hier ja eigentlich OT :( ): Der Kraftaufwand ist -- ceteris paribus --

    * Beim spulen- oder flügelgebremsten Rad größer als beim zweifädigen
    * bei großem Spulen- bzw. Garnpaketdurchmesser größer als bei kleinem
    * bei einem ausladenden, flächigen Flügel größer als bei einem schmaleren und/oder aerodynamisch günstigen
    * bei schlechten und oder schlecht geschmierten Lagern größer als bei guten oder gut geschmierten
    * bei einer hohen (schnellen) Übersetzung höher als bei einer niedrigen

Ob sich ein Rad gut mit einem Fuß treten lässt, hängt außerdem noch von der trägen Masse des Schwungrads und dem Hub des Tritts ab. Und ob das alles zur eigenen Körpergeometrie und bevorzugten Trittgeschwindigkeit passt. Und ob man gut genug spinnt, dass man nicht alle naselang anhalten und wieder neu starten muss.

Bisschen üben ist nie verkehrt, ;) aber es gibt wirklich Kombinationen, bei denen es viel leichter geht als bei anderen.

Wie eigentlich immer beim Spinnrad (und bei vielen anderen Maschinen) erkauft man sich einen Vorteil an einer Stelle mit einem Nachteil an einer anderen. Für verschiedene Leute ist ein Doppel- oder Wiegetritt ein unterschiedlich großer Nachteil. Wär' ja auch langweilig, wenn alle gleich wären ;)

Eigene Erfahrung habe ich nur mit einem modernen, mehrfach kugelgelagerten Wiegetritt-Bock mit Spulenbremse, mit einem etwas weniger modernen Schippertje und mit ein paar sehr verschiedenen antiken zweifädigen Einzeltritt-Ziegen. Das moderne Rad war mir zu anstrengend und ist weitergewandert, die neue Besitzerin ist damit glücklich, was will man mehr. Sie spinnt übrigens auch Flachs darauf, ich auf meinen bislang nur Schafwolle. ;)

Beste Grüße -- Thomas

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 Betreff des Beitrags: Re: "Ziege" als Doppelspinnrad - wie zu bedienen? Infos?
BeitragVerfasst: Do 9. Mai 2013, 20:02 
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Taiga-Rad

Registriert: Sa 12. Jul 2008, 12:48
Beiträge: 885
Stimmt ja alles - aber worauf ich raus wollte, ist dass der Wiegetritt keinen grossen Kraftgewinn bringt. Glaube ich zumindest - ausprobieren könnte ich das höchstens annähernd mit Henkys und Louet Sxx (Spulenbremse und grosse Spule) - das Henkys hat einen schönen Wiegetritt, das Louet nicht oder kaum, wenn ich mich richtig erinnere (schon ewig nicht mehr darauf gesponnen). Trotzdem ist mir das Henkys bei 1:12 auf Dauer zu anstrengend, und das Polonaise bei 1:18 (das hat den kleineren, aerodynamisch günstigeren Flügel). Alles andere geht, aber ich werde nirgends das Trittbrett absägen, um rauszufinden, ob's dann immer noch so gut geht.

Dass die Antriebsart (gar kein, ein oder zwei Trittbretter und deren Form und Aufhängung) mit der zu spinnenden Faser strikt gar nichts zu tun hat, glaube ich übrigens auch. Auch wenn Baumwolle in Indien traditionell mit Handkurbel gesponnen wurde ;)

Stosstritt hat einen einzigen Vorteil, in meinen Augen: Man kann sich den Knecht sparen, eine Schnur tut's auch. Hmm, das würde bedeuten, ich könnte mal bei einem Rad den Knecht durch eine Schnur ersetzen - dann hätte ich die Funktionsweise des Stosstritts, nicht? Das Knechtklappern beim Polonaise nervt sowieso...

Ciao, Klara

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