im alten Forum geschrieben am 30.05.2005 - 12:07
Wenn wir hier über Spinnräder im Allgemeinen reden, meinen wir meist automatisch Fuß- bzw. Pedalbetriebene. Deshalb sollte man sich auch bei der Anschaffung eines Spinnrades unbedingt darüber einmal Gedanken machen, weil es da ganz unterschiedliche Formen und Systeme gibt.
Welche Arten man davon mag und mit welchen man evtl. gar nicht zurecht kommt, kann man aber
nur durch praktisches Ausprobieren erfahren. (Noch ein Grund warum man Spinnräder vor dem Erwerb eigentlich immer ausgiebig probespinnen sollte).
das einfach(e) (wirkende) Pedal... findet man sehr oft bei antiken und fast gar nicht bei modernen Spinnrädern. Hier fängt das Pedal erst direkt an der Trittbrettachse an.
Der Nachteil daran und der Grund warum es heute kaum noch gebaut wird, liegt darin, dass man hier nur in der Abwärtsbewegung des Trittes dem Antriebsrad neuen "Schwung" zuführen kann d.h. nur auf der Hälfte der Umdrehung kann ich neue Energie zufühen und das Rad braucht genügend Schwung um durch die andere Hälfte der Umdrehung zu kommen, ansonsten würde es stehen bleiben. Auch muss man hier jedesmal wenn man neu anfangen will zu spinnen oder eine Pause gemacht hat, das Antriebsrad in die gewünschte Richtung mit der Hand anschubsen bevor man weitertreten kann.
Diese Antriebsart braucht am meisten Übung und gerade das langsam Treten ist nicht ganz einfach.
Hier findet Ihr
ein Bild von einem Spinnrad mit einem solchen einfachen Tritt.
der Wiegetritt(manchmal auch Wipptrittbrett o.ä. genannt) hat das obige System fast gänzlich abgelöst. Im Gegensatz zu diesem sitzt hier die Achse des Pedales nicht an einem Ende des Trittes, sondern mehr oder minder zur Mitte oder sogar ganz in der Mitte des Pedales.
Dadurch kann man in der Aufwärtsbewegung des Trittes neue Energie zugeführt werden indem man Druck mit der Ferse auf das Vorderteil das Pedales (den Teil der vor der Trittachse liegt) ausübt.
So kann man viel besser und viel langsamer treten, als mit obigem System und ein geübter Spinner wird so das Spinnrad ohne zuhilfenahme der Hände in (fast) jedem beliebigen Punkt stoppen und auch wieder genauso anfangen können in jede beliebig gewünschte Richtung weiterzuspinnen.
Eine Bemerkung am Rande:Ein Wiegetritt macht nur Sinn mit einer festen Verbindung zwischen Pedal und Antriebsstange, die kein Spiel hat. Eine lose Schnur- oder Lederband-Verbindung mit viel Luft an dieser Stelle macht die ganzen Vorteile des Systems zunichte, weil so keine vernünftige Kraftübertragung in der Aufwärtsbewegung möglich ist (die schlabberige Verbindung hört man dann meist auch oft, wenn man den Tritt mit der Ferse nach oben drückt folgt oft ein Klacken, wenn der Tritt nach dem Stück "Leerlauf" gegen das untere Ende des Antriebsstange stösst und spürt auch das Rucken an dieser Stelle und wenn bei der Abwärtsbewegung das lose Verbindungsbändsel wieder stramm wird).
Hier ein
Bild von einem Spinnrad mit relativ ausgeprägten Wiegetritt.
der DoppeltrittHier hat man zwei getrennte Pedale - für jeden Fuß eines - und tritt abwechselnd mit dem linken oder rechten Fuß das jeweilige Pedal nach unten ... so ein bißchen wie beim Fahrradfahren.
Heute gibt es viele Spinnräder auf dem Mark mit diesem Trittsystem und bei manchen kann man auch zwischen Einzel- oder Doppeltritt auswählen. Auch hier gibt Pedale mit mehr oder minder ausgeprägter Wiegetrittfunktion oder ganz ohne (einfach wirkendes Pedal).
Ob man Doppeltrittspinnräder mag oder nicht, ist so eine Sache. Manche Spinner schwören darauf und würden nie wieder ohne. Aber obwohl es sich sehr vernünftig anhört, nicht einseitig nur ein Bein sondern beide zum Antrieb des Spinnrades zu benützen, gibt es trotzdem eine nicht unerhebliche Zahl von Handspinnern, die mit diesem System gar nicht zurechtkommen. Aber gerade hier kann man das nur durch ausgiebiges Probespinnen herausfinden, mit welchem System man auf Dauer und auch mal längere Zeit am Stück bequem spinnen kann.
Ein paar Beispiele für Doppeltritt-Spinnräder:
Majacraft-Räder,
Kromski Minstrel ... u.v.m.