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 Betreff des Beitrags: Scheibenverhältnisse Doppelfädiges Spinnrad
BeitragVerfasst: Fr 11. Jul 2008, 01:14 
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Spinning-Jenny
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Registriert: Mo 7. Jul 2008, 01:10
Beiträge: 3098
Wohnort: Flensdorf

im alten Forum geschrieben am 30.07.2005 - 11:29


Bei einem zweifädigen (oder doppelfädigen) Spinnrad habe ich neben dem Antriebsverhältnis noch ein weiteres Verhältnis zu beachten:

Das Scheibenverhältnis zwischen Spulscheibe und Schnurscheibe (Wirtel).

Hier läuft ja der lange Antriebsriemen einmal über die Scheibe der Spule (Spulscheibe) und einmal über die Scheibe, die den Spinnflügel antreibt (Wirtel oder Schnurscheibe).
Dabei ist die Schnurscheibe (Spinnflügel) immer etwas größer als als die Spulscheibe. (Auf Flohmärkten und bei ebay kann man u.U. auch mal Spinnräder finden, bei denen das umgekehrt ist ->ein eindeutiges Zeichen dafür, dass hier ein unwissender Bastler am Werk war und Spule und Spinnflügel (Wirtel) nicht von ein und demselben Spinnrad stammen)

Anmerkung:
Wenn ich hier von Größe, Durchmesser und Scheibenverhältnis rede, dann meine ich nicht die Außenmaße des Wirtels und der Spulscheibe. Diese Maße muss ich immer dort messen, wo der Riemen aufliegt d.h. in der jeweiligen Rille der Scheibe!
d.h. die Außendurchmesser von Spulscheibe und Wirtel können gleich sein, wenn die Rillen unterschiedlich tief ausgestochen wurden.

Warum sind denn nun die Durchmesser von Spulscheibe und Wirtel unterschiedlich?
Na, ganz einfach: Wären sie gleich, würden ja sowohl Spule als auch Spinnflügel sich mit der gleichen Geschwindigkeit drehen ... d.h. es würde überhaupt kein Garn aufgewickelt werden :sad:
Deshalb ist die Spulscheibe kleiner und deshalb dreht sich die Spule langsamer ->Garn wird nicht nur verdreht sondern auch aufgewickelt :wideeyed:

Wie groß der Unterschied zwischen den beiden Scheibendurchmessern ist, gibt also an, wie schnell das Garn eingezogen wird (im Verhältnis zur Verdrehung).
Wohlgemerkt bestimmt es hierbei die maximal mögliche Einzugsgeschwindigkeit - die liegt nämlich genau dann vor, wenn der Antriebsriemen so weit gespannt ist, dass der Riemen an der Spule gar nicht mehr durchrutscht. Möchte ich einen leichteren Einzug, kann ich ja die Riemenspannung etwas lösen, so dass die Spule etwas durchrutschen kann, wenn ich z.B. den Faden festhalte.

Merke: Ist einmal der Zustand erreicht, dass die Spule nicht mehr durchrutschen kann, bringt es überhaupt nichts mehr, wenn die Riemenspannung weiter erhöht wird. Das Garn kann so gar nicht schneller eingezogen werden ... man bewirkt nur stärkere Reibung und Belastung aller Lager d.h. es geht alles unnötig schwer und nützt sich unnötig viel ab.

Wie groß sollte nun der Scheibenunterschied zwischen Spulscheibe und Wirtel sein?

Hierzu möchte ich aus zwei Fachbüchern zitieren.
  • aus Paula Simmons: Spinnen und Weben mit Wolle (Ravensburger, 1982, Übersetzung der ersten Auflage eines amerik. Buchs, das es in US immer noch in neueren Auflagen gibt) Seite 53:

    " Scheibenverhältnis bei zweifädigem Antrieb
    ...
    Ein Scheibenverhältnis von ca. 1: 1,21 bis 1 : 1,66 wäre geeignet, um feines Garn zu spinnen. Aber es würde grobes Garn nicht fest oder schnell genug einziehen können, ...
    ...
    Wenn Sie vorhaben, ein mittleres Garn zu spinnen, solten Sie möglichst ein Verhältnis von 1 : 2 haben, das heißt, dass die größte Schnurscheibe zweimal so groß ist wie die kleine Spulenscheibe. ..."


  • aus Karen Pauli: The Care & Feeding of Spinning Wheels (Interweave 1981, p. 7)
    " ...
    As a rule of thumb, the circumference of the bobbin pulley groove should measure at least one quarter smaller than the circumference of the flyer pulley. In other words, if the flyer pulley groove measures X, the bobbin pulley groove must measure X-1/4X or less. ... "


    Also wenn ich die Daumenregel bei Karen Pauli nachrechne kommt man auf ein Mindest(!)verhältnis von 1 : 1,3


Falls Ihr selbst ein zweifädiges Spinnrad in Eurem Stall stehen und Lust dazu habt, meßt doch mal die unterschiedlichen Verhältnisse aus.
Derartige Vergleiche würden bestimmt nicht nur mich interessieren. Aber denkt dran ... Durchmesser in der Rille messen und nicht außen ... oder einfach eine Schnur um die jeweilige Rille legen und diese dann vermessen.


im alten Forum geschrieben am 31.12.2005 - 01:31


Einfacherer Erklärungsversuch für Anfänger:

Der Größeunterschied zwischen der benutzten Rille im Wirtel und an der Spule beeinflusst, wie schnell der Faden eingezogen wird:
großer Durchmesserunterschied -> schneller Einzug
kleiner Durchmesserunterschied -> langsamer Einzug


Weiterhin wichtig:
Beachte, dass der Durchmesser der Spulenrille immer kleiner sein muss, als die im Wirtel!
Bei Spinnrädern, deren Spulen mehr als eine Rille haben, muss man darauf achten. Da kann es bei manchen Marken nämlich sein, dass ein kleinere (schnellerer) Wirtel nicht mit der großen Spulenrille zusammen funktioniert.

_________________

Meine Seiten: www.spinntantchen.de und www.nadelbindung.de



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