im alten Forum geschrieben am 07.08.2006 - 15:33
Hallo Emi,
vor ca. 2-3 Jahren sah das hier in Deutschland und Co. noch viel schlimmer aus mit der Spindelversorgung ...
Da war Deutschland eine extreme
Handspindelwüste.
In der Zwischenzeit haben sich allerdings schon einige
Handspindel-Oasen gebildet.
Klicke Dich doch einfach mal durch die Bezugsquellen. Okay, noch lange nicht mit USA zu vergleichen. Aber schließlich ist die USA auch viel größer und es springen viel mehr potentielle Kunden herum.
Auch hat sich ja das Bestellen in den USA mittlerweile dank Internet, PayPal und Co. ziemlich vereinfacht, so dass auch viele Spindeln aus den US den Weg zu uns finden und man gar nicht warten muss, bis sich auch hier eine Spindelbaukultur entwickelt hat.
Was ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen kann:
Es gibt mittlerweile immer mehr kleinere regionalere Spinnbedarfsläden und viele davon kämpfen um ihr Auskommen und haben es schwer gegenüber der Konkurrenz der großen Versandläden. Warum suchen sich diese nicht so eine Nische und suchen sich einen guten und anerkannten Spindelbauer aus den USA und bieten dessen Spindeln hier an?
Meist verkaufen alle diese Läden nur dasselbe Standartprogramm an Ashford und Louet-Sachen ... und die gleichen Wollen vom Großhändler X ...
Aber zurück zu den Spindeln:
Ich denke, ein großes Problem liegt darin, dass hier in Deutschland bisher immer so die Meinung überwog, dass Handspindeln nur so "Übergangswerkzeuge" für Anfänger zum Spinnenlernen sind, bevor man auf ein Spinnrad losgelassen wurde ... und so ein Anfänger braucht halt keine hochwertige Spindel ... Schließlich unterstreicht eine "Spindelkrücke" ja auch die These, dass Spindeln nur Kinderspielzeug, Anfängerlernobjekt und kein Produktionsgerät ist.
So sahen halt auch in den vergangenen Zeiten die hier in Deutschland angebotenen Spindeln auch aus:
Meist so richtige "Boat-Anchor"-Spindeln, die gut geeignet sind, seinen Feinden einen damit über den Deetz zu braten oder halt Boote zu verankern aber nicht wirklich zum Spinnen geeignet sind.
Mit solchen Spindeln verlor man schnell die Lust mehr zu Handspindeln ...
Naja und dann kommt noch das Problem hinzu, dass es wenige handspindelnde Drechsler oder drechselnde Handspindler gibt.
Um nämlich gute Handspindeln zu bauen, sollten nämlich in beiden Bereichen gute Kenntnisse vorhanden sein.
Oder ein Drechsler und ein Handspindler müssen bei der Entwicklung der Spindeln wirklich gut zusammenarbeiten.
Es ist nämlich gar nicht so einfach, richtig gute Superluxus-Handspindeln oder eine perfekte Handspindel herzustellen, wie es auf den ersten Blick aussieht...
Wenn man schaut, wie die meisten Spindelbauer in den USA bzw. diejenigen mit sehr guten Ruf, bei der Entwicklung der Spindeln vorgehen.
Da wird nicht einfach was möglichst exakt gedrechselt und in den Shop gestellt. Bevor da was verkauft wird, geht das ganze durch eine ausgiebige Test- und ggf. Weiterentwicklungsphase. Entweder macht dies der Spindelbauer selbst, sofern er gute (Handspindel-) Spinnkenntnisse hat oder arbeitet dabei mit ein oder mehreren guten Handspindelspinnern zusammen. Erst wenn diese Spindeln sich in entsprechenden Praxistest bewährt haben, kommen sie auf den Markt.
In Deutschland dagegen sieht man es häufiger, dass diese Praxistestphase oft gar nicht stattfindet und das Produkt gleich auf den Käufer losgelassen wird ...
Das betrifft jetzt nicht nur Handspindeln ... deshalb bin ich sehr vorsichtig, wenn neue Produkte in Deutschland im Spinnbereich auf den Markt kommen und warte erst mal ab, was man so darüber hört ...
Natürlich sind nicht alle Händler/Hersteller in Deutschland so ...
Aber wer ein bißchen hinter die Kulissen guckt, kann Interessantes beobachten und die Frage an einen Handspindelverkäufer ob er überhaupt/viel/gerne etc. mit Handspindeln spinnt, ist wirklich sehr interessant.
tschau spinntantchen