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 Betreff des Beitrags: Spinnen mit einer (kleine) Standspindel (mit/ohne Schüssel)
BeitragVerfasst: Di 8. Jul 2008, 21:24 
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Spinning-Jenny
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Registriert: Mo 7. Jul 2008, 01:10
Beiträge: 3098
Wohnort: Flensdorf

im alten Forum geschrieben am 27.06.2006 - 19:23


Hallöchen,

ich will mich mal an einer Erklärung zum Spinnen mit der Standspindel in der Schüssel versuchen. Leider habe ich nichts Deutschsprachiges im Netz dazu gefunden :(

Welche Spindeln könne dafür verwendet werden:


Es gibt sehr unterschiedliche Typen von Standspindeln für diese Art des Spinnens:
In der Regel handelt es sich um kleinere (relativ leichte) Spindeln mit angespitzem Schaftenden und kleinen kompakten Wirteln (kleiner Durchmesser), die im unteren Schaftteil platziert sind.

Tahklis, Orenburg-Spindeln, "bead whorl spindles" u.a. zählen auch zu dieser Art von Standspindeln und werden derartig "besponnen".

Man kann aber auch ganz normale Fallspindeln (Tiefwirtel) dazu verwenden, sofern sie angespitze Schaftenden haben (keinen Haken, T-Rille o.ä.).

Sitzposition


  • Man kann im Schneidersitz sitzend und die Spindel + Schüssel vor sich auf dem Boden stehend betreiben.

  • mit ausgestreckten Beinen sitzend und die Spindel neben sich

  • im Sessel sitzend auf einem niedrigen Wohnzimmertisch

  • auf einem Stuhl sitzend mit der Spindel/Schüssel auf dem Tisch

  • beliebig sitzend mit der Schüssel auf dem Schoß

Wichtig dabei ist nur, dass die Höhe der Spindelspitze auf die Stitzposition abgestimmt ist. Ist die Spindelspitze zu hoch ist es für die ausziehende Hand unbequem und ist sie zu niedrig platziert kann die Hand, die die Spindel hält und dreht nicht entspannt arbeiten. Beides kann dann sehr schnell zu Verspannungen etc. führen und nimmt einem den Spaß an dieser Technik.
Dies sollte man ggf. einfach mit unterschiedlichen Spindeln (Sitzpositionen) ausprobieren oder bei selbstgebastelten Spindeln sich den Schaft ggf. zurechtkürzen.

Spinnvorgang



Man sitzt nun also vor der Schüssel (oder ähnliches) und hat die Spindel dorthineingestellt.

Nun wickelt man den Spinnfaden (durch Drehen der Spindeln in der gewünschten Spinnrichtung) spiralig nach oben zum Schaftende. Dort wird dieser jetzt NICHT, wie bei einer Fallspindel üblich, der Spinnfaden mit einem Halben Schlag gesichert!
Der Spinnfaden wird nur "lose" über die Schaftspitze geführt, ohne Befestigung und springt bei jeder Spindelumdrehung über diese hinweg. Deswegen muss darauf geachtet werden, dass die Schaftspitze entsprechend geglättet und geformt ist, so dass dieses "Abspringen" leicht, ohne Widerstand und ohne den Spinnfaden aufzureiben geschieht.

Beim Spinnen mit der Standspindel in der Schüssel eine Hand immer und dauerhaft damit beschäftigt, die Spindel zu drehen und aufrecht zu halten (und steht nicht für Hilfestellungen beim Ausziehen der Fasern zur Verfügung wie bei der Fallspindel).

Die andere (freie) Hand dagegen ist für das "Ausziehen" der Fasern, Führung des Fadens beim Aufwickeln usw. alleine verantwortlich.

Insofern kann mit dieser Spindelart nur im langen Auszug (oder anderen einhändigen Spinntechniken - z.B. Spinning from the Fold wäre auch denkbar) gesponnen werden.

Wo sind wir stehengeblieben?
Die eine Hand dreht also nun die Spindel (i.R. verwendet der Spinner dazu seine "starke" Hand (Schreibhand) ich nenne sie jetzt einfachheitshalber mal Spindelhand) zwischen den Fingern an und sichert dann die Spindel gegen Umfallen, indem man den Schaft ein wenig unterhalb der Spindelspitze in einem Ring aus Daumen und einem weiteren Finger dieser Hand weiterdrehen lässt. Dies wird dann immer so weiter wiederholt.

Währenddessen beschäftigt sich die anderen Hand mit dem Ausziehen (ich nenne sie mal Spinn-/ oder Faserhand). Dies geht wie folgt:
  • die gut vorbereiteten Fasern werden locker in der Spinnhand gehalten und vorsichtig in einem ca. 45°-Winkel nach oben von der Spindelspitze weg ausgezogen.

  • Dies geschieht während dem Spinnfaden langsam (durch das Drehen der Spindel durch die Spindelhand) weitere Drehung zugeführt wird.
    Die Ausziehgeschwindigkeit muss dabei genau auf die Menge der zugeführten neuen Drehung abgestimmt sein:
    • es darf nur so schnell ausgezogen werden, dass genügend Drehung noch oben wandern und neue Fasern aus dem Faservorrat ergreifen kann
    • zieht man zu schnell aus, hat das ganze nicht genügend Drehung und der Faden reißt

    • zieht man zu langsam aus bzw. dreht die Spindel zu schnell läuft zu viel Drehung in den Faservorrat, erfasst zu viele Fasern. Folge: man bleibt "stecken" bzw. es lässt sich nicht weiter ausziehen bzw. das Ausziehen fängt an zu schwer zu gehen, es klappt nicht mehr mit einer Hand, wenn man versucht am Faservorrat zu ziehen, entsteht kein neuer Faden, sondern die Spindel hebt aus der Schüssel ab

    • Man sieht also, das Spinnen auf diese Art ähnelt ein wenig einem Tanz auf dem Drahtseil und es dauert evtl. ein bißchen, bis das richtige Gefühl für das Zusammenspiel vonn Ausziehen, der Geschwindigkeit etc. entwickelt hat

  • In dieser Auszieh-Phase des Spinnens darf man immer nur genauso wenig Drehung zufügen, so dass der Faden gerade so nicht reißt beim Ausziehen.

  • Ist man auf diese Art des Ausziehens nun am Ende der Armreichweite angekommen, hat man so ja noch keinen wirklich dauerhaften und stabilen Faden. Dazu hat er noch zu wenig Drehung.

  • Deshalb folgt nach der Auszieh-Phase nochmal eine Phase zum Zufügen weiterer Drehung (bis die gewünschte Drehung und Fadenstabilität erreicht ist bzw. genügend Drehung zum Zwirnen vorhanden ist)

  • Erst dann folgt die Aufwickel-Phase:
    • Durch ziehen am Spinnfaden, wird der spiralig auf dem Schaft aufgewickelte Faden abgewickelt und anschließend durch Drehen der Spindel in Spinnrichtung kurz oberhalb des Wirtels aufgewickelt ...
    • ... und dann der Rest wieder spiralig den Schaft hochgewickelt ...
  • Nun beginnt der ganze Ablauf wieder von vorne ...

geeignete Spinnfasern



Da bei dieser Spindeltechnik das Gewicht der Spindel nicht am neu entstehenden Faden hängt, können auch kurze, rutschige Fasern wie z.B. Baumwolle mit dieser Technik versponnen, die beim Verspinnen auf einer Fallspindel (am Spinnfaden hängend betriebene S.) aus diesem Grund eher Probleme bereiten würden.
Aber auch alle möglichen anderen Fasern lassen sich damit verspinnen, die sich für einen langen Auszug eignen.

Bilder:



Auf dieser Seite sind ein paar Beispielseiten aus Bette Hochbergs "Handspindles" abgebildet. Auf den mittleren beiden Fotos auf der Seite gibt's Bilder zur Anwendung einer Standspindel u.a. die einzelnen Phasen des Spinnens (Ausziehen, Drehungzufügen, Aufwickeln).

Baumwolle mit einer kleinen Spindel in der Schüssel spinnend. Maya-Zeichnung einer Frau mit einer Standspindel (Quelle der Bilder: http://spincraftpatterns.com/

s/w-Foto einer mit einer Standspindel spinnenden Frau aus Indien

Bilder einer Frau, die Baumwolle auf einer Standspindel und mit einem Wocken verspinnt. Bild aus einer Reisebeschreibung aus Togo.

Bild einer Frau von der Elfenbeinküste, die Baumwolle auf einer Standspindel verspinnt. Handhaltung, Auszugswinkel etc. sind gut zu erkennen (auch wenn sie keine Schüssel in dem Sinne verwendet)


Anleitungsvideos:



"Beginning Carding and Supported Spindle" bei Gwen's Fiber Arts, (englisch, mehrere kleine Filmchen)

Bei I Can Spin gibt's auch 2 Videos bezügl. Standspindeln in der Schüssel (engl.):[/list][/list]

_________________

Meine Seiten: www.spinntantchen.de und www.nadelbindung.de



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