Nun, ich habe Birgits Idee aufgegriffen und habe heute Morgen Herrn Henkys eine E-Mail geschickt mit meiner Frage und einem Verweis auf diesen Thread. Die Antwort kam gerade vorhin - ich bin ganz hin und weg; so viel Kundenfreundlichkeit hätte ich wirklich nicht erwartet. Hier also die Antwort:
Zitat:
Hallo Frau Gisler,
zunächst erstmal vielen Dank, daß Sie uns in die Diskussion mit einbeziehen. Entsprechend sind meine folgenden Antworten zwar spontan und nicht all zu umfassend, doch aber geeignet, sie im Forum zu veröffentlichen. Was die Debatte in Foren grundsätzlich angeht, will ich sagen, daß wir uns hier bisher grundsätzlich herausgehalten haben. Dies ist meiner Ansicht nach die Bühne, auf der sich die Nutzer und nicht die Produzenten austauschen sollten. Hier auf dem Laufenden zu bleiben ist zudem zeitaufwendig. Zeit brauche ich hingegen sehr viel, um in Handarbeit auf einem vorwiegend von industrieller Produktion bestimmten Markt trotzdem mit dabei zu sein.
1. Den Schnellspinnkopf haben wir im Zusammenhang von Spinnwettbewerben (z.B. Boizenburg) für uns selbst entwickelt und erfolgreich genutzt. Diese Erweiterung ist dann auf Wunsch mancher Kundschaft in das obligatorische Angebot gekommen.
Bei Bestellung eines Schnellspinnkopfes verweise ich stets auf die besondere Anforderung und erläutere meine Vorstellung der Nutzung. Sicherlich - und das soll ausdrücklich keine Kritik sein, bleibt nicht jeder Vorschlag über die Zeit in Erinnerung bzw. wird an Dritte nicht unbedingt weiter gereicht.
2. Problem "Bremswirkung"
Grundsätzlich sollte der Spinnflügel so gering wie irgend möglich gebremst werden. Schon das Eigengewicht des Flügels und die Lagerung im Filz bewirken die erforderliche Trägheit weitgehend. Das Lockerlassen des Garns unterbricht die Kraftübertragung auf den Flügel, er wird nicht mehr zur Drehung angetrieben und die Spule kann einziehen, aufwickeln. Zusätzliche Bremswirkung wird dann erforderlich, wenn man das Garn nicht mehr "los wird". Neue, noch nicht viel benutzte Spinnräder sind da noch nicht so eingelaufen und haben eine stärkere Bremswirkung. Deshalb ist es durchaus machbar, die Bremse in der ersten Zeit ganz herunter zu nehmen. Beim Zwirnen allerdings ist das so nicht umsetzbar. Hier empfehle ich, trotzdem die Bremse halbwegs locker zu lassen und direkt für den Einzug den Flügel kurzfristig mit der Hand abzubremsen. So braucht man nicht permanent gegen die Bremse anzukämpfen. Auch ist die große Spulenkapazität ein Aspekt. Sie ist recht groß und vielleicht so groß, daß sie nicht immer bis zum letzten ausgenutzt werden muß.
Gelegentlich konnten wir bei der Suche nach Quellen unerwünschter Bremswirkung auch mit dem Hinweis helfen, daß natürlich die beiden Flügelständer mit dem jeweiligen Aufnahmen für den Spinnflügel gut in der Flucht stehen müssen. Beim Schnellspinnkopf ist zwar nur einer beweglich, der könnte aber etwas verdreht sein.
3. Der Spinnflügel
Unser Spinnflügel ist vom optischen her bestimmt etwas massig, doch das Gewicht von etwa 200 gr in dieser Größe sollte in der Beurteilung mit in den Vergleich gezogen werden. Er ist aus Ahorn gefertigt. Das Holz ist relativ leicht (gerade im Vergleich zu Verbundwerkstoffen) und trotzdem an den kritischen Stellen in der Rundung spaltfest. Mit Reparaturanforderungen von zerbrochenen Flügeln haben wir bei unseren Spinnrädern nichts zu tun. Den Hinweis, verstärkt auf das Gewicht des Flügels zu achten, nehme ich aber gerne an.
In der Zusammenstellung "Spinnflügel mit großer Bohrung, Lynette und Drossel" ist die Drossel eine Zugentlastung, die ausdrücklich das Spinnen von feinem Garn unterstützt. Sie hebt zwar den Einzug nicht auf, doch hält sie ihn von der Hand halbwegs fern. So können Sie viel entspannter mit dem feinen Auszug umgehen. Für die Haltbarkeit des Garns ist aber natürlich nach wie vor Drehung erforderlich, die dann auch mit der Leistungsfähigkeit und Grenzen dieses Flügelzeugs korrespondiert.
Den Spulenkern haben wir privat vor der Drossel auch bei Bedarf durch so eine Manschette aus Schaumverkleidung für Heizungsrohre im Durchmesser vergrößert.
4. Spinnräder bauen wir seit 1983. Alte, aber auch damals moderne Spinnräder haben wir als Vorbilder natürlich wargenommen und mit einbezogen. Im späteren Verlauf haben wir immer gern Kritiken, Ansprüche oder Ideen unserer Kundschaft mit einbezogen. Diese sind uns wichtig und tragen ganz bestimmt positiv zu unserer Arbeit bei. Das direkte Gespräch, ob nun am Telefon, bei einem Treffen oder auch per mail ist da, wie gesagt, ganz wichtig und gern gesehen. Der insgesamt gute Ruf unserer Spinnräder ehrt uns natürlich, obgleich er nicht darüber hinwegtäuschen sollte, daß wir auch dann irgendwo Grenzen haben. Diese ist ja möglicherweise bei dem Schnellspinnkopf erreicht ...
Für Sie persönlich will ich empfehlen, die Funktionstüchtigkeit zunächst mit einem schon fertigen Garn auszutesten. Danach sollten wir telefonieren und gemachte Erfahrungen besprechen und entsprechend Lösungen in den Blick zu nehmen.
In diesem Sinne verbleibe ich mit den besten Grüßen und bin gespannt auf Ihre Antwort!
Reinhard Henkys